Einstieg in grafische Benutzerumgebung Cobol-Tools geben dem alten Anwendungskern neue Fassaden

22.09.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Nicht alle Unternehmen koennen es sich leisten, ihre maechtigen, Host-basierten Cobol-Anwendungen fuer eine Client- Server-Umgebung umzuschreiben. Im Trend liegen deshalb Tools, mit denen sich die Mainframe-Applikationen wenigstens GUI-tauglich machen lassen.

Zwei neue Werkzeuge bereichern den US-Markt fuer Cobol-Anwendungen. Die im texanischen Austin ansaessige Ryan McFarland Division der Liant Software Corp. hat ihr "Van GUI for RM/Cobol" vorgestellt, ein Tool, mit dem sich eine Bruecke vom Host zu Windows schlagen laesst. Der integrierte grafische Designer erlaubt die Entwicklung Windows-kompatibler Front-end-Masken, indem die benoetigten Objekte wie Radio Buttons oder Visual Basic Controls per Drag and drop in ein Fenster gezogen werden. Um diese Objekte kontrollieren zu koennen, muss der Programmierer keine fremde Script-Sprache verwenden, sondern kann sich vertrauter Cobol-Statements bedienen, so der Hersteller. Neben dem Design-Werkzeug gibt es eine weitere Van-GUI-Komponente, die unter der Bezeichnung "Cobol Runtime for Windows" im Wesentlichen aus einer DLL besteht und Cobol- Schnittstellen zu mehr als 150 Windows-API-Funktionen herstellt. Die Entwicklungsumgebung wird gegen Jahresende fuer 3000 Dollar auf den Markt kommen.

Mit einem weiter reichenden Ansatz geht die Open Environment Corp. (OEC) aus Boston an das Problem heran, alte Cobol-Programme fuer die verteilte DV aufzupeppen. Der "App Designer for Entera" basiert auf dem Middleware-Produkt des Herstellers fuer verteilte Anwendungen. Entwickler arbeiten hier ebenfalls auf einem Windows- PC, wo sie grafisch das Schema eines bestehenden Geschaeftsprozesses aufarbeiten und dieses in einem Unix-basierten Repository hinterlegen - derzeit wird als Datenbank lediglich Oracle unterstuetzt. Der Programmierer kann sich dann entscheiden, ob er die Logik seiner Anwendung in einer Cobol-aehnlichen 4GL schreiben oder sie als Cobol-Code in eine bestehende Anwendung einbinden will. Im letzten Schritt generiert das OEC-Produkt Standard-Cobol-Code, in dem auch die DCE- oder TCP/IP-konformen Middleware-Aufrufe enthalten sind. Die Anwendung laeuft unter Unix und MVS, das Front-end-GUI laesst sich mit populaeren Werkzeugen wie Power Builder oder Visual Basic entwerfen. Fuer eine Fuenf-User- Lizenz muss man 50000 Dollar veranschlagen.