Manpower Arbeitsmarktprognose 2023

Einstellungsboom vorbei - kein Grund für Pessimismus

17.01.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Ein Drittel der Unternehmen in Deutschland plant für das erste Quartal 2023 Neueinstellungen. Frankfurt am Main ist vorne, der Osten und der Norden bleiben weiterhin Problemregionen und der Mittelstand gilt weiterhin als aufnahmefähig.
Je nach Sichtweise - also Glas halbvoll oder halbleer - ließe sich der Arbeitsmarkt beschreiben, sprich: Der Boom ist vorbei, aber viele Arbeitgeber suchen dennoch händeringend Mitarbeiter.
Je nach Sichtweise - also Glas halbvoll oder halbleer - ließe sich der Arbeitsmarkt beschreiben, sprich: Der Boom ist vorbei, aber viele Arbeitgeber suchen dennoch händeringend Mitarbeiter.
Foto: patpitchaya - shutterstock.com

Die ManpowerGroup hat wieder ihre weltweite Arbeitsmarktprognose veröffentlicht, und auch eine Spezialauswertung für den deutschen Markt präsentiert, in der sie 1.022 Unternehmen nach ihren Recruiting-Aussichten befragte. Der Netto-Beschäftigungsausblick (NBA) liegt - nach Abzug der üblichen saisonalen Schwankungen - bei insgesamt plus 17 Prozent. Der Netto-Beschäftigungsausblick errechnet sich aus dem Anteil der Unternehmen, die einen Beschäftigungsanstieg erwarten, abzüglich derer, die einen Beschäftigungsrückgang prognostizieren.

"Die Jobaussichten im kommenden Quartal sind weiterhin gut und positiv. Arbeitgeber sind überwiegend bereit, dringend benötigte Mitarbeiter einzustellen, wenn auch nicht mehr so deutlich und stark wie im Vorjahr", kommentiert Iwona Janas, Country Managerin der ManpowerGroup Deutschland, die Studienergebnisse. Gerade angesichts von Rekordinflation, kriegerischer Auseinandersetzungen, Klimakrise und Lieferengpässen sei dies ein optimistisches Signal für das Jahr 2023.

Frankfurt bleibt stabil, Berlin mit Rückgängen

Bezogen auf einzelne Regionen bietet die Arbeitsmarktstudie ein differenziertes Bild: Besonders zuversichtlich blicken die Unternehmen in Frankfurt am Main auf das erste Quartal: Hier gewinnt der NBA im Vergleich zum Vorquartal fünf Punkte hinzu und liegt bei +24 Prozent. Im Jahresvergleich büßt die Region lediglich zwei Prozentpunkte ein. Auch das Ruhrgebiet (NBA +20 Prozent) präsentiert sich stabil und kann im Vergleich zum vierten Quartal 2022 einen, auf Jahressicht zwei Prozentpunkte zulegen.

Dem gegenüber stehen der Osten (-10 Punkte) und Norden (-8 Punkte) der Republik, wo die Konjunkturaussichten im Quartalsvergleich besonders stark zurückgehen. Auf Jahressicht beträgt der Rückgang im Norden sogar -26 Punkte, im Osten -21 Punkte. Verglichen mit dem Vorjahresquartal hat Berlin zwar den stärksten Rückgang zu verzeichnen (-29 Punkte), mit einem NBA von +18 Prozent sind die Jobaussichten in der Hauptstadt aber nach wie vor gut.

"Auch wenn die Jobaussichten in einzelnen Regionen und Branchen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, so bleibt der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden hoch", sagt Janas. Vor allem in der Finanz- und Immobilienbranche mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von +29 Prozent, im Industriesektor (+23 Prozent) sowie im Gesundheitswesen (+16 Prozent) werden weiterhin händeringend Fachkräfte gesucht, wenngleich auch hier Rückgänge zu verzeichnen sind. Der Energiesektor wird in dieser Studie erstmals separat ausgewertet und weist einen NBA von +20 Prozent auf. Im Jahresvergleich hat sich der Personalbedarf besonders in der Kommunikationsbranche (-44 Prozentpunkte) sowie im IT-Sektor und dem Bereich Transport & Logistik (jeweils -31 Prozentpunkte) reduziert.

Mittelstand als Jobmotor

"Im globalen Vergleich liegt Deutschland beim NBA zwar sechs Prozentpunkte unter dem globalen Durchschnitt von +23 Prozent, kann jedoch etwas aufholen", sagt Janas. Im letzten Quartal habe der Abstand noch zehn Prozentpunkte betragen. "Die Studie belegt somit, dass die Effekte am deutschen Arbeitsmarkt mit der globalen Entwicklung korrespondieren: Die Sorge vor einer drohenden Rezession und einer weiter anhaltenden Inflation hat zur Folge, dass die Einstellungsabsicht zurückhaltender ist als im Vorjahreszeitraum", so Janas weiter.

Die Jobchancen in Deutschland sind in mittelgroßen Unternehmen am größten. So planen den Studienergebnissen zufolge Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden besonders häufig, neues Personal einzustellen. Hier liegt der Netto-Beschäftigungsausblick bei +24 Prozent. Bei Kleinstunternehmen (unter 10 Mitarbeitende), kleinen Firmen (10 bis 49 Mitarbeitende) und Großunternehmen (ab 250 Mitarbeitende) liegt der NBA mit jeweils +15 Prozent deutlich niedriger. Noch im Vorquartal waren es die großen Unternehmen, die mit einem NBA von +27 Prozent verstärkt neues Personal einstellen wollten.

Das ManpowerGroup-Arbeitsmarktbarometer

Bekannt als ManpowerGroup Employment Outlook Survey gibt es das Arbeitsmarktbarometer seit über 60 Jahren. Die Studie wird im Dreimonats-Rhythmus veröffentlicht und gilt weltweit als wichtiger Indikator zur Einschätzung der zukünftigen Arbeitsmarktentwicklung. Die Studie misst repräsentativ die Erwartungshaltung von Arbeitgebern zur Beschäftigungslage ihres eigenen Unternehmens in Bezug auf das jeweils vorausliegende Quartal. Die Ergebnisse sind aufgeschlüsselt nach Branchen und Regionen.