Einseitige Liebe: Cisco beklagt mangelnde Microsoft-Kooperation

21.09.2007
Nach Darstellung eines Cisco-Managers ist Microsoft nur zögerlich dazu bereit, seinen Teil zur öffentlich propagierten Partnerschaft der beiden Companies im Bereich Unified Communications beizutragen.

Cisco-CEO John Chambers und Microsoft-Häuptling Steve Ballmer hatten auf einem "Friedensgipfel" im vergangenen Monat Publicity-trächtig betont, dass sie in verschiedenen Bereichen die Interoperabilität ihrer Techniken sicherstellen wollten, selbst wenn sie dort als Konkurrenten auftreten (Computerwoche.de berichtete). Details zu den entsprechenden Bemühungen wurden jedoch nur wenig bekannt, so dass Kritiker das während des Webcasts getroffene Versprechen als eine geheuchelte Friedenserklärung von zwei Unternehmen bezeichneten, die um das lukrative Geschäft mit Communications- und Collaboration-Lösungen kämpfen.

Auf einer Presseveranstaltung erklärte Rick McConnell, Leiter von Cisco's Unified-Communications-Sparte, nun, dass Cisco sehr wohl bemüht sei, das Versprechen zu mehr Interoperabilität in die Tat umzusetzen. So bündle Cisco bereits alle Präsenz- und Verfügbarkeitsinformationen von seinen Unified-Communications-Systemen und übermittle diese an Microsoft's Office Communications Server (OCS), damit dieser die Daten an Microsoft-Clients weiterleiten kann. Microsoft erbringe jedoch keine Gegenleistung, so McConnell.

Für ein Unternehmen, das Cisco Call-Management-Software "Unified Communications Manager" nutzt, bedeute dies, dass zwar ein Angestellter in seinem Office-Communicator von Microsoft erkennt, ob sein Kollege gerade telefoniert. Trage ein Mitarbeiter umgekehrt jedoch im Office Communicator ein, dass er gerade nicht am Platz sei, werde diese Information nicht im Cisco-IP-Telefon eines Kollegen angezeigt, erklärte McConnell. Dabei sei der Wunsch nach einer solchen Funktion bei den Cisco-Nutzern weit verbreitet. Diese sei jedoch erst realisierbar, wenn die Präsenzanzeige in beide Richtungen arbeitet. Täglich habe er mindestens einen Kunden am Telefon, der sich nach dem Stand der Integration mit Microsoft erkundigt, fuhr der Manager fort. Angesichts Cisco's Dominanz im Netzbereich und Microsofts Rolle als Softwarehersteller sei eine Interoperabilität der beiden Systeme unumgänglich, wobei Cisco fast keinen Aspekt auslasse. Microsoft habe dagegen bislang nur begrenzte Maßnahmen ergriffen, um die Präsenz- und Verfügbarkeitsinformationen mit anderen Systemen zu teilen, so McConnell. Der Softwareriese befürchte offenbar, anschließend die Kontrolle über alle eingesetzten Clients zu verlieren – zumal McConnell Microsoft's Ausflüge in den Bereich Call-Management gegenüber dem Cisco-Angebot als relativ dürftig bezeichnete. Es werde noch einige Zeit vergehen, bis Microsoft das Thema Call Controll in den Griff bekomme, spekulierte der Manager. (mb)