Freiberufler trotzen der Krise

Einmal selbständig, immer selbständig

09.02.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Weniger Aufträge und eine schlechtere Zahlungsmoral ändern nichts daran, dass die meisten Freiberufler auf ihre Unabhängigkeit nicht verzichten wollen.

Die angespannte Wirtschaftslage setzt auch Freiberufler unter Druck. 50 Prozent der vom Portal Freelance.de Befragten gaben an, dass sie im vergangenen Jahr nicht einmal zur Hälfte ihrer Kapazität ausgelastet waren, obwohl sie deutlich mehr Zeit in die Projektakquise investiert hatten als im Vorjahr.

Neue Aufträge bei alten Kunden

Wichtigste Akquiseplattformen für Neu- und Folgeaufträge sind dabei das eigene Netzwerk und der Kundenbestand - bis zu 35 Prozent der Aufträge wurden daraus generiert. Auf Personalvermittler greifen gerade Langzeitselbständige mit mehr als zehn Jahren Erfahrung zurück. Ebenfalls gerne schreiben sie eine klassische Initiativbewerbung. Weniger als fünf Prozent der Befragten schalten dagegen selbst eine Print-Anzeige.

Die Krise scheint die Existenzgründer zu verunsichern. Über ein Viertel der Freelancer, die maximal fünf Jahre selbständig sind, würden ihre berufliche Unabhängigkeit für eine Festanstellung aufgeben. Die alten Hasen dagegen bleiben dem Motto "Einmal selbständig, immer selbständig" treu. 90 Prozent wollen an ihrer Freiberuflichkeit festhalten, auch wenn sich die Rahmenbedingungen erschwert haben. Dazu zählt auch eine deutliche Verschlechterung der Zahlungsmoral der Unternehmen, die knapp ein Drittel der Studienteilnehmer zu spüren bekamen. Die befragten Freiberufler versuchen, noch flexibler auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren: 32,8 Prozent bestätigen eine höhere Reisebereitschaft.

Hoffen auf mehr Projekte

Trotz der schwierigen Wirtschaftslage sehen die Selbständigen optimistisch nach vorne: 56 Prozent sind davon überzeugt, dass sich ihre Auslastung in diesem Jahr erhöhen wird, 14 Prozent prognostizieren sogar einen sehr starken Anstieg der Beschäftigung.

Zahl der Gründer steigt

Eine Bestätigung dieses Trends kommt vom Institut für Mittelstandsforschung aus Bonn (IfM), das zu Beginn des Jahres bekannt gab, dass 2009 mehr Menschen in Deutschland den Schritt in die Selbständigkeit wagten als im Vorjahr. "Diese Entwicklung können wir auch an unseren Zuwachszahlen erkennen - allein in den letzten 30 Tagen haben sich rund 400 Freiberufler mehr auf der Plattform registriert als im Vorjahreszeitraum", freut sich Freelance.de-Geschäftsführer Simon Gravel. Somit verfügt das Portal nun über mehr als 11.000 Freiberufler-Profile, 4200 Projektanbieter- und Headhunter-Accounts sowie derzeit mehr als 2000 aktuelle Projekte.