Einkaufsstrukturen an Mitarbeitern ausrichten

28.08.2002
Von Daniel Kautz
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele E-Procurement-Projekte bringen nicht den erhofften Erfolg, weil die Beschränkung auf traditionelle Güter erhebliches Potenzial brachliegen lässt. Außerdem dürfen Geschäftsprozesse und technische Strukturen nicht an den Einkäufern vorbeientwickelt werden.

Sinkende Margen, steigender Wettbewerbsdruck und das lang anhaltende Konjunkturtief führen dazu, dass Unternehmen sich verstärkt auf klassische ökonomische Werte und Regeln besinnen. „Im Einkauf wird das Geld verdient“ ist darunter eine der ältesten - und kostentechnisch eine der wirksamsten: 40 bis 60 Prozent der Gesamtausgaben eines typischen Industrieunternehmens fallen im Einkauf an. Eine nur dreiprozentige Kostenreduktion in diesem Sektor ist im Effekt vergleichbar mit einer 15- bis 40-prozentigen Umsatzsteigerung, die gegenwärtig ohnehin kaum möglich ist.

Wo die Restrukturierung der Beschaffung jedoch allein auf E-Procurement-Technologien setzte, stieß sie spätestens mit dem Ende des E-Commerce-Hypes an ihre Grenzen. Die Kostenersparnisse haben sich nicht in erwarteter Höhe eingestellt. Häufig gelang es den Unternehmen nicht, Organisationsstrukturen, Geschäftsprozesse und IT-Systeme wirksam aufeinander abzustimmen. Online-Auktionen scheiterten beispielsweise an bestehenden Vertrags- und Rahmenvereinbarungen mit den Zulieferern.

Als größte Blockade erweist sich derzeit das Versäumnis, den Faktor Mensch ungenügend in die technische Planung einkalkuliert zu haben. Die Akzeptanz vieler E-Procurement-Systeme durch die Mitarbeiter und die für E-Commerce nötigen Veränderungen der Arbeits- beziehungsweise Unternehmenskultur sind weit hinter den Anforderungen zurückgeblieben.

Ob unternehmensweite Bedarfsbündelung und -standardisierung, ob Optimierung der Beschaffungsstrategien, ob Vereinfachung der Einkaufsprozesse: Fast immer hätten wesentlich bessere Ergebnisse erzielt werden können, wenn Wissen und Motivation der Mitarbeiter geschickter genutzt worden wären.

Technik ist nur Hilfsmittel