Online-Marktplätze für Profis

Einkäufer haben's leichter

01.03.2004
Von 


Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
Beim Stichwort E-Business denken viele Entscheider zuerst an Online- Vertrieb. Doch auch der Einkauf im Web kann viel Geld sparen. Und der Einstieg ist hier zumeist einfacher.

„FRÜHER HABE ICH für unsere Einweg- Schutzanzüge 7,50 Euro pro Stück bezahlt. Seit ich sie online bestelle, sind es nur noch 3,63 Euro“, erzählt Alexander Gehle, technischer Leiter bei der Hamburger Schädlingsbekämpfungsfirma Protectis, die auf das Entgiften von Produktionsanlagen, Schiffen, LKWs und Containern spezialisiert ist. Neben Schutzanzügen bezieht Gehle auch Transportkisten, Handschuhe und andere Verbrauchsmaterialien über die Einkaufsplattform Mercateo. Die bietet zwar die unterschiedlichsten Serviceleistungen an, kleine und mittelständische Unternehmen nutzen aber in der Regel nur die unzähligen, auf der Website hinterlegten Produktkataloge. Bei ihnen handelt es sich im Grunde um ein riesiges virtuelles Warenlager, das so ziemlich alles enthält, was ein beliebiges Unternehmen brauchen könnte. Suchen können Interessenten in diesem Mega-Shop mit Hilfe der unterschiedlichsten Kriterien: Eine Möglichkeit ist, das Wort „Schutzanzug“ einzugeben, dann erscheinen zunächst wie bei einer Suchmaschine alle Produkte, die dieses Wort ganz oder teilweise enthalten. Weiter unten auf der Site sind dann potenzielle Lieferanten für solche Artikel und ihr genaues Angebot gelistet. Ein anderer Weg des Einkaufs über diese Plattform ist die Suche über die Produktkategorien: Man tippt beispielsweise „chemische und technische Produkte“ ein und erhält alle Anbieter aus diesem Bereich mit ihrem Sortiment einschließlich der Preise. Natürlich kann der Interessent auch direkt den Katalog eines Anbieters anklicken, den er vielleicht schon kennt. Der Vorteil der Online- Beschaffung liegt nicht nur im Produktpreis und der bequemen Lieferantenrecherche, sondern auch in den Lieferkonditionen: „Früher waren bei kleineren Bestellungen schon mal 6,50 Euro Porto fällig, heute liefern die Anbieter auf der Online-Plattform alle portofrei“, so Alexander Gehle von Protectis.

Pragmatischer Ansatz gefragt
Dennoch: Beim Einkaufen via Internet ist die Euphorie mittlerweile nüchternem Pragmatismus gewichen. Noch vor wenigen Jahren war regelmäßig von astronomischen Einsparpotenzialen die Rede und davon, dass in puncto Beschaffung durch das Web bald nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Doch erstens steigen die Akzeptanz und damit die Verbreitung dieses Vertriebskanals bei weitem nicht so schnell, wie sich das die Macher der Plattformen einst erhofft hatten. Und zweitens hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass der Online-Handel nicht für jedes Unternehmen und für jedes Produkt geeignet ist. Vielfach genutzt wird das Internet vor allem für die Beschaffung von unspezifischen, so genannten Commodity- Gütern. So kauft Protectis- Mann Gehle zwar Schutzanzüge und Arbeitshandschuhe im Web, aber bei speziellen Gasmasken für die Schädlingsbekämpfung wurde er nicht fündig. Die Idee, eine elektronische Lieferkette zu schaffen, die die Warenwirtschaft und andere eigene Systeme direkt mit einer Beschaffungsplattform verknüpft und so den gesamten Einkaufsvorgang integriert und automatisiert, ist bisher in erster Linie von Großunternehmen umgesetzt worden. Mittelständler scheuen sowohl den organisatorischen als auch den finanziellen Aufwand. Und das häufig mit gutem Grund, denn nach Ansicht von Experten rechnen sich komplexe E-Procurement-Systeme erst ab einem Beschaffungsvolumen von einer Million Euro pro Jahr.

Einfach: Online-Ausschreibung
Für die meisten Mittelständler ist das zwar deutlich eine Nummer zu groß. Dennoch kann sich der gezielte Einkauf über Online-Plattformen lohnen, wie nicht nur das Beispiel der Schädlingsbekämpfer von Protectis zeigt. Neben dem schlichten Bestellen per Katalog gibt es noch eine zweite Methode der Web- Beschaffung, die auch von kleineren Unternehmen immer häufiger genutzt wird: die Online-Ausschreibung. Dieses Instrument eignet sich vor allem dann, wenn es sich bei dem Gesuchten um eine Dienstleistung handelt oder um ein relativ individuelles Produkt, das zudem in größerer Stückzahl benötigt wird. Ian De Souza zum Beispiel, Geschäftsführer des Eurodance-Zentrums, eines Veranstaltungszentrums mit mehreren angeschlossenen Tanzschulen, benötigt regelmäßig Werbebroschüren und Postkarten für sein Marketing. Die preiswerteste und schnellste Druckerei dafür sucht er über WorkXL, eine Ausschreibungsplattform, auf der von der Dachsanierung bis zum Sekretariat so ziemlich jede Dienstleistung gehandelt wird.