Prozessorgigant zieht außergerichtliche Lösung vor

Einigen sich DEC und Intel?

18.07.1997

Intel hatte dem US-Distriktgericht in Worcester, Massachusetts, mit Hilfe von Dokumenten dargelegt, man verletze keine von DEC reklamierten Patentrechte und habe dies auch in der Vergangenheit nicht getan. Intel deutet an, welche juristischen Gegenmaßnahmen DEC gegebenenfalls zu gewärtigen hat, wenn es an seiner Klage festhält. Gegenüber dem Distriktgericht führt Intel nämlich aus, die von DEC beanspruchten Patente bezüglich zehn verschiedener in den Alpha-Prozessoren genutzter Technologien seien "ungültig und juristisch nicht durchsetzbar". DEC behauptet, Intel nutze diese zehn Technologien in seinen Pentium-Pro- und Pentium-II-Chips. Der Prozessorgigant scheint nun gewillt, gegen DEC alle rechtlichen Optionen auszuspielen.

Unter diesem Druck könnte DEC zum Einlenken bereit sein. Aus diesem Grund scheinen Berichte im "Wall Street Journal" plausibel, die von einem Treffen zwischen DEC-Chef Robert Palmer und Intels oberstem Justitiar Craig Barrett wissen wollen. Danach habe sich Palmer mit Barrett über eine außergerichtliche Beilegung der Angelegenheit unterhalten. Ferner sei die Zahlung von Lizenzgebühren oder der Abschluß einer Kreuzlizenzierungsvereinbarung erörtert worden - beides Vorgehensweisen, die Intel angeblich favorisieren würde.

Hintergrund der gerichtlichen Scharmützel dürften aber in erster Linie Befürchtungen von DEC hinsichtlich des "Merced"-Chips sein. Diese in 64 Bit ausgelegte nächste Prozessorgeneration mit der offiziellen Bezeichnung "IA-64" wird gemeinsam von Intel und Hewlett-Packard (HP) entwickelt.

DEC trachte, so Brancheninsider, nun nach einem Abkommen mit Intel. In diesem sollen DEC Rechte als Produzent des IA-64-Chips eingeräumt werden oder die Möglichkeit, in die Entwicklung dieses Prozessors einbezogen zu werden.