Erste Ergebnisse der OSF-Ausschreibung

Einheitliches Unix-Datenformat für unterschiedliche Hardware

09.03.1990

MÜNCHEN (CW) - Eine der ehrgeizigsten Technologieausschreibungen der Open Software Foundation steht vor dem Abschluß: Die Unix-Organisation hat eine Vorauswahl für prozessorneutrale Frontend-Kompilier-Formate getroffen. Ziel dieses "Architecture-Neutral Distribution Format" (ANDF) ist es, die gleiche Unix-Software auf Systemen verschiedener Hersteller fahren zu können.

Bei dem ANDF-Format handelt es sich um die Spezifikation eines Zwischencodes bei der Kompilierung. In diesem Code soll zwar der Quelltext verschlüsselt sein, dabei aber noch keinen Hardware-spezifischen Maschinencode darstellen. Das ablauffähige Programm muß auf der Zielmaschine in einem zweiten Kompilierungslauf erzeugt werden.

Unix-Programme in diesem Zwischencode zu vertreiben, bringt laut OSF eine Reihe von Vorteilen: Der Anwender braucht nicht mehr zu warten, bis eine neue Software auch auf seine spezielle Hardware portiert wird, und die Software-Hersteller können ihre Produkte auf einer Diskette für sämtliche Unix-Systeme anbieten.

Darüber hinaus kommt die angestrebte Struktur des ANDF der Abneigung vieler Software-Entwickler entgegen. Source-Code an Endanwender auszugeben; auch durch Rekompilation soll der ursprüngliche Quelltext nicht zu erschließen sein. Auf diese Weise sollen auch die Entwickler für Unix gewonnen werden, die sich bisher ungenügend gegen geistigen Diebstahl geschützt sahen.

Von fünfzehn Einsendungen sind fünf in die Endauswahl gekommen. Dazu gehören ein Gemeinschaftsprojekt von Siemens mit der National Semiconductor Corp. (NSC) sowie ein Vorschlag von Hewlett-Packard. In den kommenden Wochen wird gemeinsam mit den sechs Bewerbern ein Zeitplan für ANDF erarbeitet.

Unklar ist dabei noch, ob die OSF der Industrie nur die Formate zur Verfügung stellen oder selbst ein entsprechendes Compiler-Produkt auf den Markt bringen möchte. +