Supply-Chain-Management/Metal-XML: Jeder soll mit jedem können

Einheitliche Datenstrukturen im elektronischen Metallhandel

08.12.2000
Metal-XML soll den elektronischen Stahl- und Metallhandel entscheidend vereinfachen und mit einer einheitlichen Datenstruktur allen Unternehmen die Möglichkeit geben, Metallein- und -verkauf leichter und mit möglichst jedem Partner abzuwickeln. Tilmann Hausen* stellt den Standard vor.

Auch die Metallbranche mischt im E-Business kräftig mit: Obwohl Zweifler unkten, dass sich dieser Industriezweig dem elektronischen Handel nur zögerlich öffnen würde, stellt man heute fest, dass sich die Nutzung des elektronischen Stahl- und Metallhandels in dieser Branche weitestgehend etabliert hat. Die meisten Produzenten, Händler und Verbraucher nutzen mittlerweile das Internet als zusätzlichen Absatz- und Beschaffungskanal.

Dennoch sorgen unterschiedlichste Datenformate und inkompatible Warenwirtschaftssysteme für babylonische Verwirrung. Fehlende Katalogdatenstrukturen und unterschiedliche Handelsabläufe machen es schwierig, Verkaufsseiten von Anbietern mit Einkaufsseiten von Verbrauchern oder Händlern zusammenzubringen oder bestehende Angebote schnell miteinander zu vergleichen.

Jetzt soll der offene Standard Metal-XML den elektronischen Stahl- und Metallhandel entscheidend vereinfachen. Seine einheitliche Datenstruktur soll es allen Unternehmen ermöglichen, den Ein- und Verkauf von Metall problemlos mit jedem Partner abwickeln zu können.

Bei Metal-XML handelt es sich um einen "Dialekt" von XML (Extensible Markup Language), der speziell auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten der Metallindustrie zugeschnitten ist. Treibende Kraft und Initiator der Entwicklung dieses Standards ist ein unabhängiger Marktplatz für Stahl- und Metallprodukte (Steelscreen), der ein für jeden nutzbares System favorisiert, um damit möglichst vielen Nutzern den Handel über elektronische Plattformen zu ermöglichen oder zu erleichtern.

Schon zu Beginn der Entwicklungsphase im Januar 2000 war offensichtlich, dass ein solcher Standard naturgemäß nur dann breite Akzeptanz findet, wenn die Bedürfnisse der potenziellen Nutzer in der Entwicklung berücksichtigt werden und wenn der Standard offen und ohne Lizenzkosten integriert werden kann. Um alle Anforderungen der künftigen Nutzer mit einzubinden, konnten sich interessierte Unternehmen online an der Entwicklung des Standards beteiligen. Mehr als 300 Firmen und Einzelpersonen haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, neben IT-Unternehmen beispielsweise auch der deutsche Stahlriese Thyssen Krupp Stahl.

Viele der führenden Unternehmen der Stahlbranche haben sich bereits als Nutzer von Metal-XML registrieren lassen. Neben Steelscreen werden noch andere große elektronische Marktplätze der Metallbranche wie E-Stelle, I-Steel-Asia und Metal-Site den neuen Standard einsetzen. Dadurch wird eine schnelle Verbreitung gefördert.

Metal-XML ist momentan der einzige offene Standard für die Metallbranche. Auf welch breiter Basis Bedarf für einen Branchenstandard besteht, zeigt sich daran, dass Metallgroßverbraucher wie Shell und Michelin mittlerweile registrierte Nutzer sind. Und auch auf die Metallbranche spezialisierte Consulting-Unternehmen wie Boston Consulting Group oder Andersen Consulting sind auf den Zug aufgesprungen. Selbst Unternehmen wie Microsoft und Oracle, deren Verbindungen mit der Metallbranche nur punktuell bestehen, haben ihre Unterstützung zugesagt.

Abgeschlossen ist die Entwicklung dieses Standards noch lange nicht. Dennoch deckt er bereits jetzt den gesamten Workflow des elektronischen Metallhandels ab. Mit standardisierten Dokumenten zur Spezifizierung der Produkte, Kaufgesuche, Angebote, Bestellungen und deren Status, Versandinformationen und Rechnungen wird eine übersichtliche Ablaufstruktur bereitgestellt. Der Datenaustausch über das Internet ist damit genauso sicher und zuverlässig wie bei den älteren EDI-Systemen (Electronic Data Interchange), aber er wird mit jedem Partner, der denselben Standard nutzt, möglich sein. Schöner Nebeneffekt: Die administrativen Abläufe im Stahl- und Metallhandel werden spürbar vereinfacht.

Die Notwendigkeit, einen Branchenstandard zu entwickeln, zeigte sich schon während der Anfangszeit des E-Business in der Metallindustrie.

Hatten sich zunächst die Metallproduzenten mit Verkaufs-Sites ins Internet gewagt, folgten schnell die Einkäufer, die sich zur Erhöhung der Kaufkraft häufig zusammenschlossen und gemeinsam so genannte Einkaufs-Sites erstellten. Mit steigenden Aktivitäten im Netz wurde die Verschiedenheit der Warenwirtschaftssysteme und Datenstrukturen einzelner Unternehmen immer hinderlicher für schnelle und unkomplizierte Transaktionen. Nachdem sich E-Business etabliert hat, wird nun wohl bald "jeder mit jedem" können.

*Tilmann Hausen ist Geschäftsführer der Steelscreen Deutschland GmbH in Duisburg.