Karrieretipps für Managerinnen

"Einfach mal machen"

19.06.2017
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Frauen sollten sich mehr zutrauen, strategischer an ihre Karriere herangehen und Beförderungen aktiv einfordern. Wie das gelingt und warum zu toughes Auftreten aber auch nicht förderlich ist, darüber haben wir mit der Leadership-Expertin und Executive Coach Sabine Walter gesprochen.

CW: Bevor Sie in die Management-Beratung eingestiegen sind, waren Sie sieben Jahre in einer Führungsposition bei einem internationalen Dienstleistungsunternehmen tätig. Gab es viele Frauen auf dieser Ebene?

Sabine Walter: Leider nein. Aber die Frauen, die es gab, waren extrem gut.

CW: Was waren die größten Herausforderungen für Sie?

Sabine Walter: Eine Herausforderung war, als Geschäftsbereichsleiterin von allen männlichen Kollegen vollumfänglich akzeptiert zu sein. Denn ich war ja nicht nur Frau, sondern auch relativ jung und sehr gut in meinem Job. Das war für manche meiner Kollegen und Vorgesetzten teils bedrohlich.

Weniger Förderung als die männlichen Kollegen

CW: Wurden Sie anders behandelt als Ihre männlichen Kollegen? Was Gehalt oder Karriereschritte anbelangt?

Sabine Walter: Das Gehalt stimmte, da habe ich gut verhandelt. Aber ich wurde nicht immer genauso gefördert wie meine männlichen Kollegen.

CW: Wie hat sich das gezeigt?

Sabine Walter: Ich sollte zusätzlich zu meinem Geschäftsbereich die übergeordnete Einheit für ein Jahr kommissarisch leiten, erhielt jedoch nicht die disziplinarische Verantwortung dafür. Das würde ich heute so nicht wieder machen. Wenn ich Ergebnisverantwortung trage, dann benötige ich auch die disziplinarische Zuständigkeit, um Entscheidungen treffen zu können.

CW: Was würden Sie heute noch anders machen?

Sabine Walter: Ich würde strategischer vorgehen und mir genau anschauen, wie meine Vorgesetzten ticken. Wie schaffe ich es, mehr Allianzen zu bilden? Zudem ich würde meinen Charme bei Kollegen und Vorgesetzten mehr einsetzen. Ich dachte damals, ich muss im Berufsleben so hart sein wie die Männer. Doch diese Härte kommt bei den Männern meistens nicht gut an. Deshalb mein Credo heute: Klar in der Sache und charmant und locker im Ton.

CW: Heute arbeiten Sie als Coach und Leadership-Trainerin. Raten Sie das auch den Managerinnen, die zu Ihnen kommen?

Sabine Walter: Ja, ich arbeite mit ihnen genau daran: Wie komme ich an meine Ziele? Wie stelle ich mich dar? Wer außer mir selbst kann mir helfen, meine Ziele zu erreichen? Und wie gewinne ich diese Menschen dafür, mich bei der Zielerreichung zu unterstützen? Bei jungen Managerinnen habe ich oft ein déjà vu. Ich erlebe sie männlich und tough, häufig zu tough. Ihnen helfe ich dabei, die Weiblichkeit auch im Job erstrahlen zu lassen.

CW: Und wie kommen die Frauen an ihre Ziele?

Sabine Walter: Durch strategisches Denken. Es ist für die Karriereplanung enorm wichtig, sich zu überlegen, was ich will. Erst dann kann ich mir die richtigen Kirschen herauspicken? Auf den Job übertragen heißt das, die richtigen Projekte anzunehmen, die dann auch Erfolge und weitere Karriereschritte bedeuten. Denn: Aus einer Arbeitsbiene ist noch nie eine Königin geworden.

CW: Apropos Erfolge: Hier neigen wir Frauen häufig zum Tiefstapeln. Was können wir besser machen?

Sabine Walter: Zunächst einmal ist es wichtig, die Erfolge an die Bereichs- und Unternehmensziele zu koppeln. Nur wenn die da oben etwas von meiner Zielerreichung haben, dann habe auch ich etwas davon. Das heißt, man sollte wissen, welche Ziele der Chef verfolgt. Umgekehrt bedeutet das natürlich auch, wenn ich ein Team führe, muss ich meine Ziele ebenso kommunizieren. Sonst fällt es dem Team schwer, mich bei meiner Zielerreichung zu unterstützen.

CW: Und dann sollte man den Erfolg sichtbar machen. Wie schaffe ich das?

Sabine Walter: Es ist gut, Erfolge in 60 bis 90 Sekunden mit Fakten und Zahlen untermauert darstellen zu können. Frauen sprechen oft davon, was sie gemacht haben und nicht davon, was sie erreicht haben. Auch wenn es dabei um nicht Messbares geht wie eine Verbesserung des Teamklimas, gerade dann ist es wichtig zu berichten, welche messbaren Erfolge das hat, wie etwa die Halbierung der Bearbeitungszeiten oder zehn Prozent weniger Krankenstand.

CW: Gibt es geheime Spielregeln der Macht bei den Männern, die Frauen beachten sollten?

Sabine Walter: Geheime Regeln nicht. Wenn wir genau hinschauen, sind sie transparent: Männer kommen beispielsweise schneller mit den für sie wichtigen Männern in Kontakt. Dafür nutzen sie auch den Small Talk vor und nach Meetings. Sie halten mit dem Chef ein kleines Pläuschchen, sprechen über Fußball, befragen ihn zu aktuellen Themen und lassen auch einmal Bewunderung durchblicken. Das stärkt die Beziehungsebene. Ferner nutzen Männer viel häufiger das Instrument des Name-Dropping. Damit positionieren sie sich indirekt neben wichtigen Menschen - die wahrgenommene Wichtigkeit steigt.

Über Sabine Walter...

Sabine Walter arbeitet als Unternehmensberaterin, Business Coach und Trainerin mit dem Fokus auf Führung mit dem Top- und Mittelmanagement unterschiedlicher Branchen. Zuvor war die studierte Betriebswirtin unter anderem sieben Jahre in einer Führungsposition bei einem internationalen Dienstleistungsunternehmen tätig. Als Business Coach der COSMOPOLITAN Business Academy unterstützte sie viele Jahre ambitionierte Frauen, ihre beruflichen und privaten Ziele klar zu definieren und zu erreichen. www.managementberatung-coaching.de.