Windows NT/Kommentar

Einer, der Macht hat

31.07.1998

So macht das einer, der Macht hat. Den Unixern, die - so viele Jahre ist das noch nicht her - überlegen abwinkten, als Bill Gates antrat, mit NT den Server-Markt aufzumischen, ist das Lachen vergangen. Der Aufsteiger unter den Anbietern hatte die Anwender aus den Fachabteilungen auf seiner Seite, eine für den Unix-Markt unerreichbare Klientel.

Sicherlich, die Konkurrenz hat Microsoft den Erfolg leicht gemacht. Manche Unix-Anbieter haben sich zu sicher gewähnt, andere ihr Marktsegment schon geräumt, sobald sich Microsoft nur von weitem zeigte. Der größte Fehler bestand darin, "Unix-Kriege" unter der Parole "Standards" auszufechten, während marginale Vorteile des eigenen Unix-Derivats eifersüchtig gepflegt wurden. Das blieb von den Kunden nicht unbemerkt. Sie wandten sich dem zu, der ihnen von Anfang nichts anderes gesagt hatte, als daß dann eben er einen Marktstandard setzen würde.

Allerdings haben die Unix-Anbieter auf ihrer Flucht in die Welt der High-end-Server das Glück gehabt, auf einer Welle zu reiten, die eigentlich erst Microsoft mit den PCs in Schwung gebracht hatte: Der Anwender benötigt an seinem Windows-Client die Unterstützung mit Daten und Anwendungen seitens starker Server.

Inzwischen erhebt Microsoft den Anspruch, sich auf Server-Ebene mit den Unix-Anbietern vergleichen zu lassen. Die Ergebnisse fielen bisher eher bescheiden aus. Es zeigt sich, daß auch der Aufsteiger Zeit und Kraftakte braucht, um die Server-Welt zu vereinheitlichen. 30 Millionen Codezeilen hat die NT-Version 5.0 jetzt schon, gut doppelt soviel wie die aktuelle Ausgabe. Diese Wuchtbrumme von Netz-, Datenbank-, Applikations-, File-Server soll die Konkurrenz erschlagen. Sie wird eher die Anwender treffen. So macht das einer, der Macht hat.