Microsoft mobile XP-Version kommt am 7. November

Eine Welle von Tablet-PCs rollt auf den Markt zu

27.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Diverse Hersteller könnten ihre Tablet-PCs sofort auf den Markt bringen. Alles wartet jedoch auf den 7. November 2002, wenn Microsoft das zugehörige Betriebssystem "Windows XP Tablet PC Edition" freigibt.

Das Timing hat nichts mit dem Weihnachtsgeschäft zu tun. Bei Preisen jenseits von 2000 Euro werden die meisten Privatanwender eher zögern. Erklärtermaßen zielen alle Anbieter mit ihren Tablet-PCs auf professionelle mobile Anwendungen, für die das Format der PDAs zu klein ist. Und dass auf den Geräten Microsoft-Anwendungen laufen, macht den Datenaustausch einfach.

Zehn Jahre Erfahrung im Tablet-Geschäft könnte sich für Fujitsu Personal Systems (FPS) bezahlt machen. Die Tablet-PCs der Reihe "Stylistic" mit den Modellen "LT P-600" und "3500" liefen bisher mit den Windows-Systemen 2000 Professional und 98 SE. Im Juni dieses Jahres zeigte das Unternehmen auf der New Yorker Messe TechX das Modell Stylistic 4000, auf dem Microsofts XP-Variante für Tablet-PCs laufen wird.

Das neue FPS-Tablet ist mit seinem berührungsempfindlichen 10,4-Zoll-Display und einem stromsparenden Intel-Prozessor Ultra-Low-Voltage (ULV) Pentium III typisch für Geräte dieser Klasse ausgestattet. Zu den wenigen Vorgaben, die Microsoft den Hardwareherstellern macht, gehört ferner ein Schreibstift, der als aktiver Transmitter über einen elektromagnetischen Digitizer unter dem Tablet-Display erkannt wird. Außerdem müssen die Displays dieser mobilen Computer das Bild sowohl hochkant als auch im Querformat darstellen können. Serielle oder parallele Schnittstellen sind nicht erlaubt, Standard sind USB, PCMCIA-Slots vom Typ II sowie zur Netzverbindung Ethernet beziehungsweise Fast Ethernet und Wireless-LAN nach IEEE-802.11b.

Sehr früh haben First International Computer (FIC) und Tatung Tablet-PCs vorgestellt. Allerdings mangelt es den Modellen "Thunder" und "Crystal" von FIC ebenso wie Tatungs "Tangy"-Geräten "440" und "830" noch an Hauptspeicher und Festplatten mit größerer Kapazität. Doch das dürfte im November kein Thema mehr sein. Es lässt sich erkennen, dass 1 GB RAM und mindestens 20 GB fassende Festplatten zur Standardausstattung der ersten Generation von Tablet-PCs gehören werden.

Das Crystal-Modell von FIC bietet eine Besonderheit: Es verwendet keinen Intel-, sondern einen "Crusoe"-Prozessor von Transmeta. Dafür hat sich auch Hewlett-Packard entschieden. Dessen Tablet-PC ist in einem ehemaligen Compaq-Labor entwickelt worden und arbeitet mit einer 1-Gigahertz-CPU von Transmeta. Das Gerät wird im kommenden November in der 2000-Dollar-Preisklasse auf den Markt kommen.

Viel Aufmerksamkeit gilt in der Branche der texanischen Firma Motion Computing. Das Startup-Unternehmen ist erst im Mai dieses Jahres von langjährigen Dell-Angestellten wie dem Dell-Online-Gründer Scott Eckert und dem einstigen Notebook-Marketing-Chef David Altounian ins Leben gerufen worden. Ihr für Mitte November angekündigter erster Tablet-PC soll einen mit 12,1 Zoll ungewöhnlich großen Bildschirm erhalten. Neben den üblichen Schnittstellen verfügt es über 1 GB RAM und 60 GB Festplatte. Inklusive Docking-Station soll das Gerät 2000 bis 2500 Dollar kosten.

Damit ist das Anbieterspektrum keineswegs erschöpft. Viewsonic, Toshiba America und NEC haben angekündigt, ebenfalls Modelle der neuen Mobil-PCs auf den Markt bringen zu wollen. Acer hat ein Tablet-PC gebaut, das sich wahlweise mit Stift oder einer nach hinten wegklappbaren Tastatur bedienen lässt.

Der Clou bei Microsofts Vorstellung des Betriebssystems Windows XP Tablet PC Edition am 7. November 2002 dürfte die Zusatzsoftware "Journal" sein. Betatester haben sie inzwischen ausprobieren können. Der Tablet-Display wird durch Journal zu einem virtuellen linierten oder karierten Notizblock, auf dem man per Stift schreibt oder auch radiert. Microsoft nennt diese Technik "Digital Ink" (digitale Tinte).

Mit digitaler Tinte schreiben

Die eingegebene Handschrift wird als Grafik gespeichert oder in ASCII-Zeichen konvertiert. Bei unleserlichen Handschriften bereitet die Konvertierung nach Angaben der Tester allerdings Schwierigkeiten. Die Notizen lassen sich farbig gestalten und übersichtlich verwalten. Microsoft will künftig die Digital-Ink-Technik nicht auf das Notizprogramm beschränken. Anwender sollen über ein Software-Update die Office-XP-Anwendungen Word, Excel und Powerpoint mit der Handschriftenerkennung nachrüsten können. (ls)