Weiterbildung

Die unterschätzte Möglichkeit der Mitarbeiterbindung

09.09.2019
Von 
Andreas Tremel ist Geschäftsführer der InLoox GmbH.
Jedes fünfte Unternehmen bildet die Mitarbeiter überhaupt nicht weiter.

Laut einer Bitkom-Studie von 2018 glauben 93 Prozent der Unternehmen, dass mit Weiterbildung die Motivation und Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter steigt. Umso verwunderlicher aber ist es, dass betriebliche Weiterbildung nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist.

Solch eine strategische Lücke sollten kleine und mittelständische Unternehmen ausnutzen beziehungsweise schließen: In Zeiten des Fachkräftemangels geht es schließlich nicht nur darum, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen, sondern auch darum, "alte Hasen" zu behalten. Wer in der Lage ist, individuelle Personalentwicklungsmaßnahmen zu entwerfen, etwa in Form von Mentoren- oder Nachfolgekonzepten, der wird langfristig davon profitieren, dass er seinen Angestellten für jede Berufsphase etwas bieten kann. Letztendlich besteht das Ziel darin mit guten Mitarbeitern dazu beizutragen, dass ein Unternehmen mit seinen Angeboten am Markt wettbewerbsfähig bleibt.

Weiterbildung zahlt sich aus

Und dabei ist das Investment in Weiterbildung keineswegs selbstlos. Zum einen kann ein Weiterbildungsangebot durchaus eine Alternative zu einer Gehaltserhöhung sein. Zum anderen bindet sie den Mitarbeiter zeitlich wie emotional an das Unternehmen. Der Grund: Wer von seinem Chef eine Fortbildung bezahlt bekommt, empfindet dieses Angebot in der Regel als Wertschätzung und wird danach auch zeigen wollen, was er gelernt hat. So profitiert das Unternehmen indirekt durch Wissenszuwachs und motiviertere Angestellte. Besonders gelungen ist die Weiterbildung, wenn das neu gewonnene Wissen in eine Art Wissensdatenbank einfließt, um es auf diese Weise auch anderen Mitarbeitern zugänglich zu machen.

Tipp: Laden Sie Ihre Mitarbeiter zu einem Brainstorming ein und entwickeln Sie gemeinsam ein Wissensmanagement-Konzept, von dem beide Seiten profitieren.

In einem Brainstorming können sowohl das Unternehmen als auch die Angestellten ihre Ideen einbringen und ein Wissensmanagement-Konzept entwickeln. So entstehen gemeinsame Pläne und ein besseres Gespür für die Loyalität der Mitarbeiter.
In einem Brainstorming können sowohl das Unternehmen als auch die Angestellten ihre Ideen einbringen und ein Wissensmanagement-Konzept entwickeln. So entstehen gemeinsame Pläne und ein besseres Gespür für die Loyalität der Mitarbeiter.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

In Zeiten des digitalen Wandels spielen vor allem die IT- und Technologie-Fortbildungen eine wichtige Rolle. Hinsichtlich moderner Technologie-Standards gut informiert zu sein, ist die beste Voraussetzung für das Funktionieren von Abläufen, vor allem aber für das Optimieren von Prozessen. So lassen sich bestenfalls wiederkehrende Arbeiten digitalisieren und Freiräume für andere wichtigere Aufgaben schaffen.

Tipp: Veranstalten Sie regelmäßig interne Workshops oder Tech Talks zu neuen Technologien und Arbeitsweisen, in denen neben Technik-Knowhow auch die notwendigen Soft Skills für ein erfolgreiches Arbeiten in einem digitalisierten Umfeld thematisiert werden.

Motivation ist das A & O

Und diejenigen Mitarbeiter, die sich weiterbilden und engagieren, profitieren vielfältig. Neben der Tatsache, dass sie sich neues Fachwissen aneignen und ihre Qualifikation erweitern, gewinnen sie vor allem persönliche Expertise. Zudem motiviert eine erfolgreiche Weiterbildung und gibt Selbstvertrauen.

Tipp: Bieten Sie Weiterbildungsmaßnahmen proaktiv an. Im Austausch mit Ihren Angestellten entwickeln Sie nicht nur ein besseres Gespür für deren Loyalität und Pläne, sondern können auch einzelne Personen für Fachbereiche oder Führungspositionen aufbauen.

Individuelle Weiterbildungskonzepte

Laut Bitkom-Studie haben 57 Prozent der Unternehmen keine Strategie für mögliche Weiterbildungen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Beispielsweise lassen sie sich in Form themenspezifischer Webinare umsetzen, die jeder Mitarbeiter nach Bedarf und im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten wahrnehmen kann. Es gibt auch Unternehmen, die in der Mittagszeit kleine Weiterbildungseinheiten zu aktuellen Themen (Office-Programme, DSGVO, etc.) anbieten.

Es gibt viele Möglichkeiten Weiterbildungskonzepte zu entwickeln. Sie lassen sich zum Beispiel in Form themenspezifischer Webinare umsetzen. So kann jeder Mitarbeiter zeit- und ortsunabhängig teilnehmen.
Es gibt viele Möglichkeiten Weiterbildungskonzepte zu entwickeln. Sie lassen sich zum Beispiel in Form themenspezifischer Webinare umsetzen. So kann jeder Mitarbeiter zeit- und ortsunabhängig teilnehmen.
Foto: Jirsak - shutterstock.com

Bewährt haben sich auch Mentorenprogramme. Dabei nehmen sich erfahrene Mitarbeiter jüngeren Kollegen an und lassen sie an ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben. Stark im Trend sind sogenannte Reverse MentoringProgramme. Dabei kümmert sich ein jüngerer Mitarbeiter um einen älteren Kollegen, falls dieser Schwierigkeiten mit den modernen Technologien oder Social Media hat.

Tipp: Seien Sie offen für neue Wege und Ansätze, wie beispielsweise die OKR-Methode. Vertrauen Sie auf die Erfahrung der "Alten" und den frischen Blick der "Jungen". Nutzen Sie die Tatsache, dass jede Weiterbildung, egal in welchem Bereich, neue Erkenntnisse mit sich bringt, die Ihre Mitarbeiter, und damit auch ihr Unternehmen, vorantreibt.

Fazit: Die vielfältigen Möglichkeiten der Weiterbildung bergen sowohl für die Unternehmen als auch für deren Mitarbeiter zahlreiche Vorteile. Kleine und mittelständische Unternehmen sollten deshalb nicht länger zögern, sondern die Weiterbildung ganz bewusst angehen, um sich im Kampf um neue Mitarbeiter und gegen Wettbewerber durchsetzen zu können.