Urlaubsregion führt kombinierte Gast- und Rabattkarte ein

Eine Smartcard-Lösung vom ASP

31.01.2003
MÜNCHEN (jha) - Die Tourismusregion Allgäu und das österreichische Kleinwalsertal haben eine gemeinsame Gast- und Rabattkarte eingeführt. Die dafür erforderliche IT-Infrastruktur mietet die touristische Dachorganisation vom Application-Service-Provider (ASP).

Künftig erhalten alle Touristen, die in der Region Allgäu und im österreichischen Kleinwalsertal übernachten, von ihren Herbergsbetrieben eine kostenlose Smartcard. Die Allgäu-Walser-Card räumt den Besuchern an berührungslos funktionierenden Zugangskontrollen den freien Eintritt zu Museen oder die Nutzung der Buslinien ein. In der Zusammenstellung Servicepakete für Touristen sind die jeweiligen Kommunen frei. Zudem schnürte die touristische Dachorganisation, die Oberallgäu Tourismus Service GmbH (OATS), drei für die gesamte Region gültige Leistungspakete. Beispielsweise können Touristen für den Pauschalbetrag von knapp 40 Euro vier Tage lang mit den wichtigsten Bergbahnen fahren.

Diese Vorzüge sollen die Touristen locken, die kombinierte Gäste- und Rabattkarte nachzufragen, denn nur dann werden die Initiatoren des Systems ihre Ziele erreichen: Neben Effekten wie Kundenbindung und Marketing für die Urlaubsregion soll die Karte dem elektronischen Meldewesen für Übernachtungen den Weg bereiten. Vertrieben wird die Allgäu-Walser-Card nämlich ausschließlich über Herbergsbetriebe - einen Zwang, sich dem Verbund anzuschließen, gibt es aber nicht. Um den Vermietern die Entscheidung zu erleichtern, stellen einige der Gemeinden entsprechende Terminals oder PC-Kartenlesegeräte kostenlos zur Verfügung. Insgesamt sind mittlerweile 1100 via Modem an die OATS-Zentrale angebundene Terminals in Betrieb.

Die OATS trifft mit ihrem Vorstoß vor allem bei kleineren Betrieben häufig auf Ablehnung. "Es gibt einige Vermieter, die den einen oder anderen Gast nicht melden. Das ist kein Allgäu-spezifisches Problem, das ist überall so", schildert Ulrich Hüttenrauch, Leiter Vertrieb und Marketing bei OATS. Experten schätzen die Quote der nicht gemeldeten Übernachtungen auf 20 bis 30 Prozent. Im Jahr 2001 registrierten Gemeinden im Allgäu und Kleinwalsertal mehr als zehn Millionen Übernachtungen. Bei Kurtaxen von rund 1,50 bis zwei Euro dürfte sich die Investitionssumme für die Gästekarte schnell amortisieren.

Insgesamt zahlte die OATS zwischen sechs und sieben Millionen Euro für die Entwicklung und den Aufbau der Umgebung. Nachdem der erste Anlauf unter Leitung des Münchner Gelddruck- und Chipkartenkonzern Giesecke & Devrient im Oktober 2001 gescheitert war, übernahm das Ulmer Softwarehaus Wilken Ende 2001 die Regie.

Erster Anlauf scheiterte

Die Hauptaufgaben lauteten, die vorhandenen Terminals etwa an Skiliften auf die berührungslose Funkkarte umzurüsten, eine den Anforderungen entsprechende Clearing-Software einzuführen sowie Schnittstellen zu den gängigen Branchenlösungen für Hotels herzustellen. Zudem liefert Wilken ein im eigenen Hause vorhandenes Regelwerk samt Benutzer-Schnittstelle, mit dem sich die individuellen Angebotspakete schnüren lassen.

Diese Funktion steht grundsätzlich jedem teilnehmenden Betrieb zur Verfügung. Die OATS möchte allerdings zunächst Erfahrungen mit den von ihr entworfenen Paketen sammeln und schaltet die zusätzlich Möglichkeit erst zur kommenden Sommersaison frei. Dann können beispielsweise Hotels zusammen mit Liftbetreibern oder Badeanstalten eigene Rabattaktionen konzipieren. Das tagesaktuelle Clearing wickelt ein zentraler Server ab.

Anfängliche Überlegungen, die IT-Umgebungen selbst zu betreiben, hat die OATS wegen zu hoher Personalkosten verworfen. "Wir mussten erfahren, das es keine Datenbankexperten gibt, die im südlichen Allgäu arbeiten wollen - zumindest nicht zu unseren Konditionen", erläutert Hüttenrauch. Nun mietet die Touristikgesellschaft die Software von Wilken im Application-Service-Providing- (ASP-) Modell. Die OATS hat via gesicherte 2-Mbit/s-Standleitung stets Zugriff auf die Daten, so dass sie alle mit den Smartcards ausgelösten Transaktionen statistisch bearbeiten kann. Die erfassten Informationen liefern beispielsweise Aufschluss darüber, welche touristischen Attraktionen besonders beliebt sind. Die personenbezogene Auswertung ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, doch lassen sich Kundengruppen je nach Alter, Geschlecht und anderen anonymisierbaren Merkmalen auswerten.