ViagBT grenzen sich von Deutscher Telekom ab

Eine Nummer für Telefon und Handy

25.10.1996

"Wir müssen etwas anderes machen als die Deutsche Telekom", sagte Maximilian Ardelt, Mitglied des Vorstandes der Viag AG, anläßlich einer Pressekonferenz in München, nachdem in der Woche zuvor RWE ins konkurrierende Lager der Veba AG gewechselt war (siehe CW Nr. 42 vom 18. Oktober 1996, Seite 46: "Viag und BT wollen Festnetz und Mobilfunk verquicken"). Mit einem Wir-auch-Engagement könne Viag gegen den Konkurrenten nicht bestehen. Wie bereits berichtet, betont die Allianz aus Viag AG und BT die zunehmende Bedeutung des Mobilfunkmarktes.

Dieser ist in Deutschland heute zu rund sechs Prozent erschlossen. Ardelt schätzt die Penetrationsrate in zehn Jahren auf 35 Prozent. Der Anteil des Mobilfunks am deutschen TK-Markt soll von acht Prozent auf 14 Prozent im Jahr 2005 steigen. Langfristig erwartet Ardelt, daß sich die personenbezogene Kommunikation nach und nach ganz auf den Mobilfunksektor verlagert.

Im Gegensatz zu der Kommunikation von Person zu Person sieht das Unternehmen in der Kommunikation von Raum zu Raum weiterhin eine Domäne der Telefone am Festnetz. Letztere betreffe hauptsächlich Firmen, weil es dort oft darauf ankommt, überhaupt jemanden aus einer bestimmten Abteilung zu erreichen. Anwendungen wie Bildtelefonie und interaktive Kommunikation sollen ebenfalls weiterhin über das Festnetz laufen. Eine Ausdehnung des Mobilfunkanteils zu Lasten des Festnetzes schließt Ardelt mit Hinweis auf die skandinavischen Länder aus, wo in beiden Sparten die höchsten Penetrationsraten erreicht werden.

Insgesamt strebt das Duo in Deutschland einen Anteil von 20 Prozent bei den Mobilfunk- und etwa sieben Prozent bei den Festnetzdiensten an. In den nächsten zehn Jahren werden eigenen Angaben zufolge Investitionen in Höhe von gut sechs Milliarden Mark erforderlich werden - 70 Prozent davon im Sektor Mobilfunk. Ardelt rechnet damit, durch die TK-Aktivitäten der Allianz rund 9000 Arbeitsplätze mit Schwerpunkt in Bayern zu schaffen.

Für die Kunden bedeutet eine Lösung aus einer Hand weniger Umstand bei der Abwicklung sowie geringere Kosten. Viag und BT wollen ein Mobilfunkprodukt anbieten, das nur halb so teuer ist wie die derzeit verfügbaren. Die Qualität soll der von Festnetztelefonen nahekommen. Es steht nach Firmenangaben etwas mehr Bandbreite zur Verfügung als bei ISDN. Als besonderes Schmankerl soll ein Kunde mit seinem Mobiltelefon und dem Festnetzapparat über dieselbe Telefonnummer erreichbar sein.

Sollte Viag/BT die vierte Mobilfunklizenz allerdings nicht bekommen, bricht das Gebäude wie ein Kartenhaus zusammen. Eine weitere Bewerbung gab es nach Kenntnis der Allianz nicht, so daß die Partner für Februar 1997 fest mit der Zuteilung rechnen.