Eine Linux-Migration will vorbereitet sein

08.06.2004
Von Michael Hensche

Gerade wegen seiner Popularität und aktuellen Medienpräsenz kommt es häufig zu Fehleinschätzungen, welche Ergebnisse sich durch den Einsatz von Linux erreichen lassen: Weder Windows noch Linux sind als Betriebssysteme prinzipiell in Kategorien wie "schlecht" oder "gut" einzuteilen. Orientiert sich das Management an der verbreiteten Vorstellung, mit Linux ließen sich generell und einfach Kosten senken, so interessiert sich der versierte Fachmann eher für die Möglichkeit, das Betriebssystem an spezifische Einsatzgebiete anzupassen. Beide Einschätzungen müssen aufgegriffen und in den Kontext eines produktiven Rechenzentrums und dessen grundsätzlicher Supportfunktion für die Geschäftsprozesse des Unternehmens gestellt werden.

Schwächen der Lösungen klarstellen

Anschließend müssen die "kritischen" Fragen geklärt werden: Ist es nötig, den Linux-Kernel zu verändern? Welche Anforderungen an das Change- oder Release- Management im Unternehmen ergeben sich daraus für einen sicheren Produktionsbetrieb? Wie werden Supportfragen gelöst bei einem Produkt, das niemandem "gehört"? Welche Rolle spielen die Distributionen? Wie stehen unabhängige Softwarehäuser, deren Produkte man verwendet, zu Linux?

In dieser Phase des Workshops sollte klar werden, wo Linux unbestreitbare Vorteile hat. Es ist bekannt, was erreicht werden soll (IT-Strategie), wo die strategischen Lücken bestehen (Standortbestimmung) und was technisch machbar und sinnvoll ist. Auf dieser Grundlage wird das Sollkonzept entwickelt. Es beschreibt, wie sich die strategischen Lücken schließen lassen.

Die verschiedenen Möglichkeiten und Lösungen lassen sich - beispielsweise auf einer Skala von eins bis fünf - danach bewerten, inwieweit sie den zuvor definierten Erfolgsfaktoren dienen. Ein Erfolgsfaktor könnte die Akzeptanz des Sollkonzepts bei den Anwendern sein. Unternehmen, die bereits gute Erfahrungen mit Linux gemacht haben, können hier eine höhere Wertung vornehmen als solche, die ohne Praxiserfahrung dem Betriebssystem eher neutral gegenüberstehen.