Der Druck auf die Gates-Company wächst

Eine Klageflut überrollt Microsoft

03.12.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Nach der Vorentscheidung im Washingtoner Antitrust-Verfahren kommt nun eine Prozeßlawine gegen Microsoft ins Rollen. Neben einer ersten Sammelklage in Kalifornien haben Anwälte in Florida, Ohio und weiteren US-Bundesstaaten ähnliche Schritte eingeleitet.

Mit seiner Tatsachenfeststellung im Kartellverfahren gegen Microsoft blies Richter Thomas Jackson möglicherweise unbeabsichtigt zur Jagd auf den Softwarekonzern. Der Vorwurf, die Gates-Company habe ihre Monopolstellung zum Schaden von Konkurrenten und Kunden mißbraucht, findet sich nun auch in zahlreichen Privatklagen gegen den Hersteller.

Ähnlich wie schon die kalifornischen Kläger gründen die Anwälte in Ohio und Florida ihre Anschuldigungen in weiten Teilen auf die von Jackson am 5. November vorgelegten Findings of Fact. Der zentrale Vorwurf: Microsoft habe für das Windows-Betriebssystem überhöhte Preise verlangt.

Der US-Anwalt Stanley Chesley, der an zwei Gerichten in Ohio eine Sammelklage gegen die Gates-Company eingereicht hat, bezifferte den für Verbraucher eingetretenen Schaden auf rund zehn Milliarden Dollar. Würden die Kläger in Ohio und in anderen Bundesstaaten die Prozesse gewinnen, könne sich diese Summe vervielfachen.

In der Klageschrift heißt es unter anderem, Verbraucher seien "mindestens vier Jahre lang" gezwungen worden, "Monopolpreise für ihre Betriebssysteme zu bezahlen". Außerdem seien Kunden Kosten für die "Entfernung einer unerwünschten Browser-Anwendung mit der Bezeichnung Internet Explorer" entstanden, die andernfalls die Leistung des Gesamtsystems beeinträchtigt hätte.

Eine in Florida eingereichte Sammelklage gegen Microsoft erhebt ähnliche Vorwürfe. Die Kläger verweisen unter anderem auf eine Marktstudie von Microsoft vom November 1997, auf die sich der Washingtoner Richter Jackson bezogen hatte. Darin sei ein unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten angemessener Upgrade-Preis von Windows 95 auf Windows 98 in Höhe von 49 Dollar ermittelt worden. Trotzdem habe der Hersteller den Preis dann auf 89 Dollar festgesetzt.

Sammelklagen (Class Action Suits) gegen Microsoft sind in den vergangenen Wochen auch in den Staaten Alabama, New York und Louisiana eingereicht worden. US-Medienberichten zufolge sollen weitere Verfahren in Kalifornien und in Georgia auf den Hersteller zukommen.

Microsoft wehrt sich unterdessen heftig gegen die Anschuldigungen. Jim Cullinan, ein Sprecher des Konzerns, verwies auf die Upgrade-Preise für Betriebssysteme anderer Hersteller, die deutlich über denen für Windows 98 lägen. "IBM verlangt 149 Dollar für ein OS/2-Upgrade, Apple veranschlagt 99 Dollar für ein Macintosh-Upgrade, und eine Be-Os-Aktualisierung kostet 99 Dollar. Unsere kostet 89 Dollar."