Eine Frau verkauft Computer

11.12.1974

MÜNCHEN - Ilse Witte (31), Junior-Vertriebspräsentantin bei Honeywell Bull, Geschäftsstelle München, ist mit sich selbst und ihrer Umwelt zufrieden: Seit sie zu Jahresanfang ihr erstes, selbständiges Verkaufsgespräch führte, hat sie "noch nie" das Gefühl gehabt, bei Kunden und Interessenten keine adäquate Gesprächspartnerin zu sein.

Ilse Witte: "Mir macht es einfach Spaß, täglich mit Menschen zu tun zu haben und mich jedesmal auf einen anderen Gesprächspartner einzustellen."

Ihre Münchener Kollegen, 15 Vertriebsrepräsentanten, behaupten angesichts der einzigen Frau im Honeywell Bull-Außendienst: "Frauen sind doch bessere Diplomaten." Ilse Witts gibt das Kompliment mit der freudigen Feststellung zurück, "auch im Kollegenkreis habe ich einen phantastischen Kontakt".

"Mit der Ernennung zur Vertriebsrepräsentantin übernahm Ilse Witte ein festes Verkaufsgebiet, einen Teil Münchens und Oberbayerns. Ihre Quartals-Quotenvorgabe für 1974 hat sie bereits mit knapp über 100 Prozent erfüllt. Für das kommende Jahr erwartet sie bei einer hundertprozentigen Erfüllung ihrer Quotenvorgabe - Ilse Witte bietet das komplette Honeywell Bull-Verkaufsprogramm der kommerziellen Datenverarbeitung an - ein beachtliches Einkommen. Das kann, branchenüblich, nach Erfahrungen von Computerwoche, bei etwa 50 000 Mark brutto per annum liegen.

EDV-Know-how macht sich bezahlt

Als die gebürtige Niedersächsin 1971, nach drei Jahren, ihren gutbezahlten Posten als Chefsekretärin bei der ICL (International Computers Ltd.) in Düsseldorf aufgab, stand für sie fest: Sie wollte auf der Karriereleiter noch ein paar Stufen schaffen. Grundstein dazu war das anschließende Betriebswirtschaftliche Studium an der Akademie für praktische Betriebswirtschaft in München, das sie mit dem praktischen Betriebswirt HWL abschloß. Schon während des sechssemestrigen Studiums hatte sie in weiser Voraussicht auf einen eventuellen "Einstieg" in die zukunftsträchtige Branche der Datenverarbeitung auch die Fächer EDV-Organisation und Programmierung (Ausbildung in Fortran) belegt.

Das machte sich wenig später im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt: Ilse Witte schrieb von sich aus einige Computerhersteller an und erhielt schließlich von der Honeywell Bull-Hauptverwaltung in Köln das Angebot, sich als Vertriebsassistentin ausbilden zu lassen. Die vertriebsorientierte Ausbildung in Form von Seminaren dauerte drei, die Hardware/Software-Ausbildung im Honeywell-Bildungszentrum in Frankfurt sechs Monate. Zwischendurch konnte sich Ilse Witte als Assistentin eines Senior-Vertriebsrepräsentanten in der Münchener Honeywell Geschäftsstelle auf ihre zukünftige Tätigkeit als Junior-Vertriebsrepräsentantin vorbereiten.

Weiter auf der Karriereleiter.

Ilse Witte ist von ihrem Job, ihrem Arbeitgeber "so angetan", insbesondere von der Möglichkeit der ständigen, branchenspezifischen Weiterbildung, daß sie ihren persönlichen Karriereplan ganz auf das Haus Honeywell Bull abgestellt hat: "Ich möchte den eingeschlagenen Weg unbedingt beibehalten. Nach dem Junior kommt der Vertriebsrepräsentant ohne 'Junior' und danach der Senior-Vertriebsrepräsentant."

Ob ihr bei soviel beruflicher Zielstrebigkeit noch genügend Zeit für ein ausgefülltes Privatleben bleibe? Ilse Witte erstaunt: "Ja, selbstverständlich. Ich bin doch kein Karrieredrachen, der sein Privatleben und seine Hobbies (Segeln und Skifahren) aufgegeben hat!"