Data-Warehousing/Erfahrungen beim Aufbau von Data-Warehouses

Eine Befragung der Kunden

05.07.1996

Bei den Gründen für den verstärkten Einsatz von Data-Warehouse haben unsere Kunden einige besonders häufig angegeben. Oft ist es Wettbewerbsdruck. Viele Unternehmen wollen effizienter und schneller auf die sich ändernden Märkte reagieren können.

Gealterte Datenbestände sollen möglichst aktuell nutzbar gemacht werden. Als weiteren Grund geben auffallend viele Kunden die Qualität der Information an. Auch die Entscheidungsqualität möchten sie durch präzise Informationen über Markt, Kunden und Geschäftsentwicklung verbessern. Letztendlich soll durch die Einführung von Data-Warehouse auch eine stärkere Kundenorientierung erreicht werden.

Überraschend war die Feststellung, daß die Nachfrage nach Data-Warehouse nicht nur von Marktanforderungen und neuen Technologien getrieben ist, sondern verstärkt auch von Benutzern.

Wie immer bei komplexeren Projekten ist die richtige Planung für den späteren Erfolg besonders wichtig. Zuerst sollten die Anforderungen in einem Management-Plan zusammengefaßt sein, dann erst sollte man einen technologischen Plan mit den konkreten Produkten erstellen. Wenn dies alles klar ist, läßt sich ein Implementierungsplan aufstellen.

Nicht alle Projekte sind von Anfang an reibungslos gelaufen. In unseren Nachbefragungen nannten die Projektteilnehmer einige kritische Erfolgsfaktoren. An erster Stelle wurde meist genannt, daß die eigentliche operationale Verarbeitung nicht gestört werden darf. Dies tritt häufig dann auf, wenn die Implementierung direkt auf den Produktionssystemen stattfinden muß.

Klare Absprachen mit den Anwendern

Gerade zu Beginn sollten nur überschaubare Datenmengen genutzt werden. In der Praxis liegen die operationalen Daten fast immer in unterschiedlichen Systemen, und das macht die Datentransformation besonders schwer.

Bei der Analyse der Benutzeranforderungen stellt sich häufig heraus, daß diese falsch interpretiert wurden. Eine enge Zusammenarbeit, gutes Zuhören und die Unterstützung durch einen Protektor aus den Reihen der Führungsebene ist unerläßlich.

Der Informationsumfang, die Qualität und die Aktualität der Daten sollten genau vereinbart werden. Die eingesetzten Datenmodelle und Beschreibungen müssen unbedingt endbenutzertauglich sein. Allgemein kann man auch feststellen, daß die Einführung von Data-Warehouse dadurch Probleme bereitet, daß die Vorteile zumindest anfangs schwer nachzuweisen sind, Unternehmensperspektiven fehlen oder die Benutzer mangelhaft einbezogen werden.

Es gibt Erfahrungen, wonach sich die Datenmenge nach dem ersten und dann wieder nach dem fünften Jahr verdoppelt. Deswegen sollten die gewählte Hardware und Datenbank unbedingt leistungsfähig und skalierbar sein.

Manchmal mußten wir aber auch feststellen, daß versucht wurde, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Nicht immer ist die komplette Palette an Data-Warehouse-Lösungen notwendig. In bestimmten Fällen reichen auch handlichere Lösungen. Diese kleineren Lösungen sind bei nicht zu großen Datenmengen - bis zirka 50 GB - zu empfehlen.

Wir haben auch gefragt, wie es nach der Einführung von Data-Warehouse weiterging. Nachdem sich der erste Einsatz bewährt und gerechtfertigt hat, erweitern die Anwender die Informationsdatenbank in der Regel schrittweise um Informationen über Kunden, Interessenten, Kontakt-Management oder externe Daten. Sie ziehen größere Datenmengen für die Analysen heran.

*Iris Neumeier-Mackert ist IBM-Leiterin für das Software-Marketing in Deutschland und Zentraleuropa.