Enterprise-Alliance-Programm in den USA vorgestellt

Eine "Allianz" mit den Kunden soll der IBM den Absatz sichern

22.06.1990

MENLO PARK (IDG) - Mit einem neuen Konzept, dem sogenannten Enterprise-Alliance-Programm, plant IBM, seine Mainframes samt Software an den Mann zu bringen und dem Ladenhüter OS/2 zum Durchbruch zu verhelfen. Expertenteams suchen die Kunden auf, um ihre Mithilfe bei Systemintegration und -management anzubieten - und die Anschaffung neuer Produkte zu organisieren.

Programmierung direkt beim Kunden sowie Systemintegration und ein verbesserter Service - das sind die Schlagworte, mit denen Big Blue sein neues Zukunftskonzept beschreibt. Der DV-Marktführer trägt mit seinem Kooperationsprogramm einem weltweiten Trend Rechnung, der Bereitschaft vieler Unternehmen nämlich, Support- und Management-Funktionen des DV-Bereichs ganz oder teilweise an einen Drittanbieter abzutreten.

Zu diesem Zweck schickt IBM Teams von Programmierern und Systemintegrations-Spezialisten in die Unternehmen, die binnen eines Vierteljahres ein den Anforderungen entsprechendes "Prototyp-System" entwickeln. Dafür müssen die Unternehmen etwa 75000 Dollar berappen. Auch die Implementierung der einzelnen Neuerungen übernehmen die IBMer.

Das Ziel dieser Strategie aber, so argwöhnen Marktbeobachter, liegt allein darin, Hard- und Software für den Mainframe-Bereich in die Unternehmen einzuführen. Außerdem soll dem Betriebssystem OS/2 und der Bürokommunikations-Umgebung "Office Vision" ebenso der Weg freigemacht werden wie den PS/2-Rechnern.

"Wenn man innerhalb eines Unternehmens jedes 3270-Terminal gegen einen PS/2-Rechner eintauscht, kann man schon auf einige Installationen verweisen. Gleichzeitig ist die Tür für eine Reihe von Zusatzgeschäften im Beratungs- und Systemintegrations-Bereich geöffnet", beschreibt Sam Albert, Berater bei der New Yorker Scarsdale Inc., das blaue Konzept.

Andere Analysten sehen in den neuen IBM-Plänen den Versuch, die Dominanz alter Tage in den Rechenzentren wiederherzustellen. "Früher hatte man sechs IBM-Mainframes und dazu noch einen Mitarbeiter für den Support", schildert Software-Analyst John McCarthy von der Forrester Research Incorporation, Cambridge/Massachusetts, vergangene Zeiten. Heute sei Big Blue in diesem Bereich deutlich schlechter repräsentiert und deshalb darauf an. gewiesen, Marktanteile zurückzugewinnen.