Einblick in den SOA-Lebenszyklus

13.01.2006
Von Ivo Totev

Bottom-up-Ansatz

Ein Business-Service kann beispielsweise die unternehmensweite Pflege von Kundendaten beinhalten: Der Dienst stellt hierfür eine zentrale Schnittstelle bereit, die je nach Inhalt der Anfrage Kundeninformationen anlegt, ändert, löscht oder auch abfragt. Dieser Bottom-up-Ansatz führt schnell zu ersten Erfolgen, da mit vorhandenen IT-Systemen ein konkretes Fachproblem umgesetzt wird. Als Vorbild dient die Automobilindustrie: Hier hat sich der Plattformgedanke längst durchgesetzt. Die Hersteller haben zentrale Komponenten identifiziert, die sich - gegebenenfalls leicht angepasst - immer wieder in neuen Fahrzeugmodellen verwenden lassen. Ein vergleichbares Ziel verfolgen Organisationen, die eine SOA implementieren möchten.

Der Zeitbedarf für die ersten beiden Zyklen ist überschaubar: für das Kick-off-Meeting mit dem Projektteam sind etwa zwei bis vier Tage nötig, für das anschließende Assessment drei bis vier Wochen. Das Ergebnis ist eine klare Beschreibung von Diensten und Prozessen, die innerhalb der Organisation am meisten genutzt werden. Für die weitere Umsetzung ist es dann notwendig, dass Unternehmen eine einheitliche Technik für alle Schnittstellen einführen - wie beispielsweise Web-Services. Nur so lassen sich Services in unterschiedlichen Szenarien wiederverwenden, wie es der SOA-Idee entspricht. Die zu diesem Zweck eingesetzten Integrations- und Modernisierungswerkzeuge zur Legacy-Integration müssen in der Lage sein, alle im Unternehmen vorhandenen Systeme abzudecken. Andernfalls droht innerhalb der SOA-Welt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit angebundenen und isolierten Systemen.

Für die Anbindung von Bestandssystemen auf Mainframes gibt es verschiedene Ansätze: den direkten Zugriff auf die Daten oder den indirekten über die entsprechenden Anwendungsfunktionen. Im SOA-Kontext wird der zweite Ansatz oft bevorzugt, weil sich die bereits vorhandene Geschäftslogik und die Integritätsregeln verwenden lassen.

Zehn Regeln für ein SOA-Projekt

  1. Als Leitmotiv sollten sich SOA-Projektleiter ins Pflichtenheft schreiben: "Organisation ist genauso wichtig wie Technologie."

  2. Verständigungsprobleme zwischen IT- und Fachverantwortlichen ausräumen, zum Beispiel mit externen Mediatoren.

  3. SOA-Management und -Governance nicht erst im Nachhinein implementieren, rechtzeitig für Unterstützung des kompletten SOA-Lifecycle sorgen

  4. Mit kleinen Projekten starten und auf diesem Weg iterativ Fortschritte erzielen.

  5. Alle in der SOA zu integrierenden IT-Systeme und Technologien mit gleicher Wertigkeit behandeln.

  6. Abhängigkeiten zwischen einzelnen Services verringern, da sie die Wiederverwendbarkeit beeinträchtigen.

  7. Prozessoptimierung ist zentrales Motiv für SOA, Business-Process-Management ist wesentlicher Bestandteil.

  8. Anwender sehen von einer SOA letztlich nur die Benutzeroberfläche. Daher bei der Entwicklung auf benutzerfreundliche Technologien wie zum Beispiel Ajax setzen.

  9. Bei der Legacy-Integration Technologien verwenden, die den bidirektionalen Datenaustausch mit anderen Services ermöglichen.

  10. Die Position des SOA-Bibliothekars schaffen, der als zentrale Informationsstelle dient.