Chefs in der Pflicht

"Ein Vorbild zu sein ist eine schwierige Verpflichtung"

03.12.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Firmenkultur: für Bewerber erkennbar?

CW: Woran erkennt ein Bewerber eine gute Firmenkultur?

Blank: Er sollte wissen, was er will! Geht es ihm um Sicherheit und klare Strukturen oder um ein schnelles, innovatives Unternehmen mit weniger Regeln? Am Web-Auftritt einer Firma lässt sich oft herauslesen, ob es eher formal zugeht. Das zeigt sich beispielsweise daran, ob Interaktion möglich ist. Beim Vorstellungsgespräch sollte man auf Folgendes achten: Wie werde ich empfangen? Herrscht Betriebsamkeit in den Fluren, oder sind alle Türen zu? Gibt es Kommunikationsecken? Wie ist der Umgang mit dem Bewerber im Gespräch?

CW: Kann eine gute Unternehmenskultur mäßige Gehälter oder starre Arbeitszeiten wettmachen?

Blank: Gehaltsunterschiede von zehn bis 20 Prozent kann eine gute Kultur kompensieren. Für die neue junge Generation der Bewerber sind Selbstverwirklichung, Freiraum, Work-Life-Balance und flexible Zeiteinteilung entscheidend. Ein starres Zeitkonzept, das für ein altmodisches Verständnis von Arbeit steht, kann darum auch die beste Kultur nicht mehr abpuffern. Firmen, die auf Lebensphasen und Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, werden einen riesigen Wettbewerbsvorteil haben.

CW: Ist Work-Life-Balance nicht nur ein Schönwetterthema?

Blank: Die meisten Firmen haben erkannt, dass sie Spitzenkräfte nur halten können, wenn Job und Familie vereinbar sind. Da auf dem Arbeitsmarkt nur begrenzt Fachkräfte zur Verfügung stehen, wird Work-Life-Balance zur betriebswirtschaftlich notwendigen Überlebensstrategie. Die Firmen werden auf Menschen zurückgreifen müssen, die sich aufgrund ihrer familiären Situation nur bedingt werden einbringen können.