Nichts geht ohne Kommunikation

Ein Tag im Leben eines IT-Architekten

19.09.2011
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Multitasking gehört dazu

11:46 Uhr: Schäfer beantwortet die Chat-Anfragen, die während des Calls von anderen Kollegen eingegangen sind, einige hat er bereits während der Konferenz bearbeitet. Multitasking gehöre dazu. "Bei uns passiert viel über Chat", erklärt Schäfer der Praktikantin und zeigt ihr seinen Chat-Stream.

12:02 Uhr: Anruf bei einem Kollegen, der einen potenziellen Kunden ausgemacht hat und den Rat des IT-Architekten benötigt. Lohnt es sich, für diesen Kandidaten einen "Workshop" zu machen? Wird es ein Implementierungs- oder ein reines Consulting-Projekt? Zu Schäfers Aufgaben in der Geschäftsentwicklung gehört es auch zu sondieren, welche Kundenprojekte sich lohnen - aus wirtschaftlicher oder strategischer Sicht - und entsprechend die Ressourcen zu planen. Strategisch wichtig sei beispielsweise das Thema erneuerbare Energien. "Da haben wir noch nicht so viele Spezialisten. Das heißt, ich muss genau überlegen, welcher unserer Experten verfügbar ist."

12:30 Uhr: Noch schnell ein paar E-Mails beantworten, dann geht es hinunter in die Kantine. Fünf Gerichte stehen zur Auswahl, das Schollenfilet mit Kartoffeln und Salat macht das Rennen. Schäfer nimmt sich inzwischen Zeit für sein Mittagessen, in früheren Zeiten musste oft eine belegte Semmel reichen. Beim Kaffee im Innenhof berichtet der IT-Architekt von seinem Segelschein, den er bei der IBM gemacht hat. Zu viert hätten sie die Theorie-Prüfung an einem Samstag hier abgelegt und die Prüfer seien extra dafür ins Haus gekommen. Das ist keine Seltenheit, die IBMer haben sich in vielen Freizeitbeschäftigungen organisiert - neben Segeln gibt es auch Gemeinschaftsaktionen bei Fußball oder Fotografieren. Eine Pinnwand neben der Cafeteria listet alle Aktivitäten auf.

13:34 Uhr: Schäfer ist zurück am Rechner - E-Mails, Telefonate, Chats. Dann steht der nächste Conference-Call an, der ist diesmal international, geht von der Zentrale in den USA aus. "Da sind fast alle Kontinente zugeschaltet. Nur für den asiatischen Raum gibt es eine extra Konferenz wegen der Zeitunterschiede", erklärt Schäfer und packt sein Laptop.

14:30 Uhr: Raum C-03-006 ist frei. Diesmal stellt sich Schäfer im Call nicht eigens vor, es sind zu viele Teilnehmer weltweit (über 100). Die meisten hören nur rein. Die englischsprachige Konferenz behandelt die weltweite Smarter-Cities-Strategie und Implementierung. Der Wirtschaftsinformatiker schaltet die Konferenz leiser und "stumm", bearbeitet nebenher andere Aufgaben. Nach dem Call guckt er nach den Praktikantinnen.

Smarter Planet, Smarter Cities

Mit der 2008 aufgelegten Kampagne "Smarter Planet" will IBM einen Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen wie Energie, Klimawandel, Ernährung, Verkehr oder Gesundheit leisten, die sie mit innovativen Technologien adressiert. Die Grundidee ist, durch erschwinglich gewordene Prozessoren und Sensorik in Alltagsgegenständen Daten zu erfassen und diese intelligent auszuwerten. Im Bereich von "Smarter Cities" bedeutet dies besipielsweise, in Städten Daten zu Verkehrsaufkommen oder Schadstoffbelastung zu sammeln und diese für Prognosen und Gegenmaßnahmen auszuwerten. Das geschieht u.a. im "Intelligent Operations Center".

16:00 Uhr: Der nächste Conference-Call ist wieder eine Messevorbereitung. Auf dem Forum der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGST) wird IBM einen Stand haben und seine Produkte vorstellen. Schäfer lacht: "Es ist reiner Zufall, dass es heute gleich um zwei Messen geht, sonst haben wir monatelang gar keine."

16:25 Uhr: Schäfer hat jetzt eine der wenigen "Alleinzeiten". Die nutzt er, um die große Zahl von Mails zu bearbeiten, die während der letzten Tage auf Reisen aufgelaufen sind, und die Kollegen anzurufen, die an den Conference-Calls vormittags nicht teilnehmen konnten und auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. In der Regel ist der IT-Profi drei Tage pro Woche unterwegs beim Kunden oder an anderen IBM-Standorten in Deutschland und Europa. An den übrigen zwei Tagen im Büro versucht sich Schäfer neben den vielen Telefonkonferenzen Zeit zu nehmen für Konzepte oder Angebotserstellungen. "Dafür blocke ich mir manchmal auch einen halben oder ganzen Tag", sagt Schäfer. Alle ein bis zwei Wochen fährt der IT-Architekt nach Baden-Württemberg, wo er am Projekt Elektromobilität beteiligt ist. Zudem sitzt er im Innovations-Board der Stadt Karlsruhe, das ebenfalls regelmäßig Treffen veranstaltet.

17:40 Uhr: Noch einen Flug nach Düsseldorf über das Online-Buchungssystem für den nächsten Tag buchen. Da ist Schäfer wieder auf Reisen.

17:55 Uhr: Schluss für heute, Schäfer klappt das Laptop zu. Sonst kann es auch mal später werden, aber heute lockt der Biergarten. So strahlende Sommertage sind selten.