Ausweg aus dem Insel-Dilemma:

Ein Supermikro im PC-Netz

26.07.1985

PC-Netzwerke finden zwar zunehmende Beachtung bei der Reorganisation in Unternehmen und Verwaltungen, führen aber beim Anwender immer häufiger zu Frustration durch die völlige Dezentralisierung der Ablauforganisation, das Fehlen geeigneter mehrplatzfähiger Standardsoftware und die oft fehlende Netzstabilität.

Einen Ausweg aus diesem organisatorischen Dilemma zeichnet sich ab durch eine Mischung zwischen dezentralem PC-Einsatz in Verbund mit einem Supermikro nach klassischem DV-Konzept.

Für eine solche Lösung entschied sich Ende '848 das Bildungs- und Sozialwerk des deutschen Beamtenbundes ("Bisowe") im Rahmen der EDV-technischen Ausstattung des neuen Schulungszentrums in Bonn-Königswinter in Zusammenarbeit mit dem Berliner Systemhaus Conplan und der Wisco AG, Zürich.

Das Anforderungsprofil des Bisowe beinhaltet den Zwang eines EDV-Ausbildungssystems für Mitglieder des - öffentlichen Dienstes, das die Abbildung zentraler und dezentraler Organisationsformen als offenes erweiterbares Konzept mit internationalem Industriestandard wie Unix und MS-DOS. Ebenso gefordert wurde die Einsatzmöglichkeit von Hardware unterschiedlicher Hersteller die Implementierung sämtlicher telematischer Dienste und die Systemvernetzung für elektronische Post, Textverarbeitung, zentraler Datenbank und anderer administrativer Aufgaben.

Kommunikation im Griff

Dabei sollten zu jedem Arbeitsplatz folgende Kommunikationsdienste verfügbar sein:

- Zugriff auf zentrale Dateien für Information von speziellen Dienstleistungen;

- Senden, Empfangen und das Wegspeichern von Dokumenten und Briefen;

- der Zugang zu öffentlichen Informationsdatenbanken über verschiedene Transportmedien (Btx, Datex-L, Datex-P);

- die Kommunikation mit anderen Arbeitsplätzen hausintern, eventuell auch zu Spezialgeräten wie Fotosatzmaschinen etc.

Für die Gesamtorganisation des Bisowe sollte in Anbetracht der sich ständig ausweitenden Kommunikationsmöglichkeiten (etwa das 64KBit-ISDN-Netzwerk der Deutschen Bundespost) und der sich neu entwickelnden Standards, X-400-Norm der CCITT) das zu realisierende System flexibel und offen in den einzelnen Komponenten sein, um stark bindende Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Zur Realisierung der Bisowe-Problematik wurde nach eingehender Marktuntersuchung unter Berücksichtigung und Gewichtung der einzelnen Determinanten des Anforderungsprofils folgende Lösung implementiert:

- Zusammenfassung von generellen administrativen Aufgaben sowie sämtlicher Aufgabenfelder im Rahmen einer generellen relationalen Datenbank auf einem Unix-basierten Supermikro NCR-Tower.

Die Organisation der Datenbanken erfolgt dabei auf dem Tower in mehreren Bereichen, und zwar: zentrale Datenbank für Informationsrückgewinnung, Organisation einer Literaturdatenbank, Organisation einer Datenbank für externe Nachfrager über Btx.

Besondere Aufmerksamkeit mußte bei diesem Ansatz den möglichst problemlosen Übergängen zwischen den einzelnen Organisationsformen gewidmet werden, die für den Benutzer unauffällig und automatisiert gestaltet werden sollten.

Die Entscheidung, PC als autonome Arbeitsplatzrechner im Verbund mit einem Supermikro einzusetzen, erlaubte zusätzlich die Organisation von lokalen Datenbanken und die datenbankmäßige Erfassung von eigenproduzierten Dokumenten. Archivierungsnotwendige Dokumente können entweder direkt auf der Festplatte des Supermikros gespeichert werden, oder sie verbleiben auf dem dedizierten PC und werden in der Zentraldatenbank als Eintrag archiviert.

Zentrale Datenbank

Bei der Nutzung des zentralen Datenbanksystems wird der Arbeitsplatzcomputer in ein Terminal des als Zentralrechner fungierenden Tower umprogrammiert. Weiter ist es möglich, auf dem PC unter MS-DOS erfaßte Daten als Datei an den Tower zu senden: Die eingesetzte Software erlaubt die Übertragung von Dateien in beiden Richtungen.

Die im PC-Supermikro-Verbund installierten Netz- und Postdienste des Bisowe-Netzwerkes verbinden die einzelnen Arbeitsplatzcomputer untereinander und stellen eine Reihe von Diensten für den Einsatz dieser Geräte bereit, wie

- gemeinsame Nutzung von Plattenbereichen;

- gemeinsame Nutzung von Druckern;

- Versenden von Nachrichten;

- Zugriff auf den zentralen Supermikro.

So verschafft zum Beispiel die Netzwerkfunktion "elektronische Post" den Benutzern die Möglichkeit Memos, Nachrichten, Briefe und andere Datendateien einzelnen Benutzern oder Benutzergruppen zu schicken.

Ebenfalls über die Netzwerkfunktionen werden telematische Dienste, Btx (mit externer Rechnerkomponente), Datex-P und zukünftig Teletex abgewickelt. Die zu versenden den Nachrichten oder Anfragen werden von den einzelnen PC-Arbeitsplätzen gestartet und gehen entweder über den Tower oder über einen dedizierten PC nach außen.

Insgesamt ist die Bisowe-Lösung inzwischen so konsolidiert, daß die Seminarveranstaltungen für DV-Anwender und Entscheider für 1985 fast ausgebucht sind und an eine Erweiterung des Netzwerkes gedacht wird.

* Manfred Jodat ist Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafter der Conplan GmbH (Berlin).

Hardware

Supermikro:

- NCR-Tower (erweitewerbar um weitere Tower über Ethernetlink)

- 2 MB Hauptspeicher (erweiterbar auf 8 MB)

- 46 MB Festplatte

- 84 MB Festplatte (erweiterbar auf ca. 320 MB)

- 45 MB Streamer (erweiterbar um ? Zoll Magnetband)

- 1 Diskettenlaufwerk 1,2 MB

- 12 serielle Kanäle (erweiterbar auf 32 Kanäle)

Arbeitsplatzcomputer:

- NCR PC 4i Btx oder

- Olivetti M 24

- 2 Diskettenlaufwerke 320 KB

- Bildschirm/Tastatur

- 512 KB beziehungsweise 640 KB Hauptspeicher oder

- Olivetti M21 oder - IBM AT

- 1,2 MB Diskettenlaufwerk

- 360 KB Diskettenlaufwerk

- 512 KB Hauptspeicher

- Bildschirm/Tastatur