Für den Einstieg in DV-Führungspositionen gibt es mehrere Wege, doch:

Ein Studium ist der stabilste Grundstein

12.10.1984

HAMBURG (CW) - Der Werdegang von DV-Führungskräften folgt keinen festgelegten Regeln, sondern zeichnet sich neben den technischen vor allem durch gestalterisch-organisatorische Funktionen aus. Dieses Ergebnis einer Studie der SCS Personalberatung, Hamburg, bezieht zugleich einige Fixpunkte ein, die die Karriere erfolgreicher DV-Verantwortlicher markieren und als Orientierungspunkte für den Nachwuchs gelten.

Stabilster Grundstein für den Einstieg in EDV-Führungspositionen ist ein Studium. So sind zum Beispiel mehr als 60 Prozent der ORG/DV-Leiter Absolventen einer Hoch- und Fachschule, davon 70 Prozent mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt und 30 Prozent mit technischem Schwerpunkt. SCS merkt an: Aber auch für den beruflichen Einstieg - sei es als Organisationsprogrammierer, Systemanalytiker, Systemprogrammierer - werden, insbesondere von Großunternehmen, bevorzugt Hochschulabsolventen eingestellt. "Recht gute" Chancen besitzen allerdings auch Datenverarbeitungs-Kaufleute sowie mathematisch-technische Assistenten. Beide unterbrächen oftmals nach einigen Jahren den Berufsweg zugunsten eines Fachschulstudiums, um ihren theoretisch-konzeptionellen Background zu verbreitern. Diplom-Informatiker stoßen nach wie vor auf starke Nachfrage im Bereich der System- wie in der Kommunikationstechnik. Beim Aufbau großer Netzwerke bieten sich ihnen ebenfalls gute Möglichkeiten, wie auch Ingenieuren der Nachrichtentechnik.

Spielregeln zählen

Neben dem Studium erweisen sich gute praktische Ausbildung in EDV-Techniken "on the job", wie etwa Programmiersprachen, Software-Tools oder Methoden der Projektarbeit für den Berufserfolg als wichtig. Weiterhin zählen für die ersten beiden Berufsjahre Mitarbeit an Projekten, die einen hohen marktrelevanten Stellenwert haben, wie totale Systemumstellung, Systemimplementierungen oder Netzwerkinstallationen. Der Blick über den eigenen ORG/DV-Bereich hinaus, das Kennenlernen der "Spielregeln der Informations- und Kommunikationstagesordnung gehört gleichfalls zum Weg nach oben, merken die SCS-Autoren an. Projektleiter im eigenen Unternehmen kommen unter bestimmten Voraussetzungen vorwärts.

Der Stellenkegel als Maß für die vorhandenen Möglichkeiten einer Karriere läßt ein Avancieren zu; die erfolgreiche, das heißt bei den Anwendern akzeptierte Implementierung eines Systems, bedeutet nicht zuletzt auch Akzeptanz des verantwortlichen Projektleiters, seiner erstmals gezeigten Managementqualitäten und Führungsfähigkeit. Das Warten auf Beförderung im eigenen Unternehmen kann sinnvoll sein, wenn sich in absehbarer Zeit Führungspositionen im EDV-Bereich besetzten lassen, oder wenn sich mit zukünftigen Projekten zugleich der eigene Marktwert durch neue Erfahrungen erhöht.

Rund 60 Prozent der Führungskräfte im Org./DV-Bereich kommen aus einem anderen Unternehmen. Die Entscheidung für einen Unternehmenswechsel zugunsten einer höheren Management-Funktion berge jedoch oftmals Risiken erheblicher Tragweite in sich. So werde häufig allzu positiv und wenig selbstkritisch die eigene Persönlichkeit in Hinblick auf die speziellen Führungsanforderungen im EDV-Bereich gesehen. Als Ursache für das Scheitern von EDV-Leitern zeigten sich in praxi, daß Anforderungen zwar "irgendwie" bewältigt, der EDV-Bereich als ganzes, besonders aber seine Führung, nicht im Unternehmen akzeptiert werde. Technisch Neues müsse nach der Einführung vor allem auch implementiert werden, laute hier die Forderung. In diesem langwierigen Prozeß sähen rund 75 Prozent der Anwender, so SCS, den EDV-Chef als Partner und Berater und weniger als "Technik-Installateur" .

Zwischen Chefetage und Fachabteilung

Mangelndes Bewußtsein als "Innovationsmotor", aber besonders die Rolle des Service-Centers in der Unternehmenspraxis auszufüllen, besteht nach Meinung der Autoren als Hauptvorwurf an die DV-Führungskräfte. Könne dieses Manko überwunden werden, zeige die Praxis zunehmend, daß insbesondere bei großen Installationen der ORG/DV-Leiter in die Geschäftsführung- oder Vorstandsebene aufrückt.

Ansätze lassen sich auch für die Herausbildung einer technisch kompetenten Management-Funktion erkennen, die der Verknüpfung der Informationstechnik und der Nachrichtentechnik entspricht und der Verschmelzung verschiedener Kommunikationsformen gerecht wird sowie die verschiedenartigsten Kommunikationsdienste technisch und betriebswirtschaftlich bewerten kann. In den nächsten Jahren stehe solchen Spezialisten der Weg in die Unternehmensspitze offen. Für erfolgreiche Karrieren im EDV-Bereich lassen sich im wesentlichen starke Ausprägungen folgender Faktoren aufführen:

- Kenntnis des Unternehmens

- Einschätzung der Möglichkeiten der Datenverarbeitung sowie der Informations- und Kommunikationstechniken, weniger auf Basis herstellerbeeinflußter Meinungstrends als auf den speziellen Besonderheiten des Unternehmens entsprechenden Erfordernissen sowie

- konsequente Anwendung von Management-Techniken stellt SCS als Faktoren für erfolgreiche DV-Karrieren heraus, weiter

- Systemdenken, das die Menschen einbezieht,

- Kommunikationsvermögen , den Fachabteilungen und der für die Unternehmen relevanten Umwelt und nicht zuletzt

- Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, Konfusionen zu meistern, bis sich die Dinge aufklären.