Kolumne

Ein Ruck geht durch die ITK-Branche

13.04.2006

Jedes Quartal erfreut der Branchenverband Bitkom die Öffentlichkeit mit Daten und Informationen zur Befindlichkeit der ITK-Branche. Die Kernbotschaft lautet in der Regel: Es geht aufwärts, die Branche wächst schneller als die Volkswirtschaft insgesamt. Lediglich die Prozentzahl, um die der Markt zulegen soll, variiert. In diesem Jahr sollen es nach dem letzten Stand 2,4 Prozent sein, ein Marktvolumen von 137,4 Milliarden Euro wird angepeilt.

Der Unterhaltungswert der Statistiken steigt, wenn man sich die ebenfalls erhobenen Informationen zur Lage der ITK-Nation ansieht. Die Mitglieder werden ständig nach Markthemmnissen und Belastungen befragt (siehe Seite 42), und was im vergangenen Monat herausgekommen ist, überrascht wirklich. Hatten im September 2005 noch 68,4 Prozent der Befragten die deutsche Bürokratie als größte Belastung empfunden, waren es in der jüngsten Umfrage vom März 2006 nur noch 61,4 Prozent. Steuern und Abgaben waren damals von 60,2 Prozent als Zumutung gesehen worden - in der neuesten Erhebung sind nur noch 52,4 Prozent dieser Meinung.

Hält der positive Trend an, müssten bei stabiler konjunktureller Entwicklung in wenigen Jahren alle größeren Probleme in Deutschland behoben sein. Das gilt auch für die Politik. Sie wird nur noch von 38,3 Prozent der Bitkom-Mitglieder als Hemmnis gesehen - vor einem halben Jahr waren noch 58,2 Prozent dieser Meinung. Kanzlerin Angela Merkel hat in ihrer kurzen Amtszeit offenbar in halsbrecherischem Tempo aufgeräumt. Oder sie ist den ITK-Machern einfach nur sympathischer als ihr Vorgänger.

Doch nicht alle Probleme werden aus Sicht des Bitkom kleiner. Der Fachkräftemangel ist wieder einmal gravierend, sagen die Befragten - nach 18 Prozent vor einem halben Jahr leiden nun bereits mehr als 36 Prozent darunter. Welche Skills exakt fehlen, wird nicht aufgeschlüsselt. Vermutlich sind es studierte Informatiker mit ausgezeichnetem MBA-Abschluss, mehrjährigem China-Aufenthalt und bestem Branchen-Know-how - nicht älter als 25 Jahre, selbstredend. Jedenfalls ist es noch nicht so weit, dass Natur- oder Geisteswissenschaftler, Quereinsteiger oder Experten über 45 Jahre eingestellt werden. Die ITK-Anbieter übertreiben also - wie in allen Punkten - auch hier ein wenig.