Skandinaviska Enskilda Banken:

Ein Online-System mit 1400 Terminals

30.04.1976

Vor diese Situation sehen sich Geldinstitute heutzutage gestellt: Bei ständig steigendem Zahlungsverkehr muß individueller Service gebeten werden. Denn der Kunde erwartet schnelle Bedienung, Sofortauskünfte sowie umfassende Kredit- und Anlage-Beratung.

Ein Blick auf die Organisationsformen europäischer Banken zeigt deutlich, daß sich der Trend zur Technisierung verstärkt, wobei jedoch ein eindeutiges Gefälle zwischen den einzelnen Ländern erkennbar ist. Die Aufgaben am "Point-of-sale" werden zunehmend mit intelligenten Bankenterminals bewältigt, die sowohl den Dialogverkehr mit einem übergeordneten Zentralrechner als auch Remote-Batch-Verarbeitung ermöglichen. Gerade im Bankenbereich wird konsequent die "neue Linie" verfolgt, "Computerleistung dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird, an den Arbeitsplatz".

Die Skandinaviska Enskilda Banken (SEB), Stockholm, mit rund 400 Filialen die größte Geschäftsbank Skandinaviens, hat eines der größten europäischen Datenfernverarbeitungs-Netze realisiert. Seit Beginn der ersten Umstellungsphase im Jahre 1971 wurden bis heute 1400 Terminals der Firma Nixdorf vom Typ 820 installiert. Das SEB-Online-System gilt unter EDV-Fachleuten aus dem Bankenbereich als beispielhaft, vor allem die hohe Systemverfügbarkeit wird als vorbildlich angesehen.

STOCKHOLM - Planungsziel für die Organisatoren der Stockholmer Bank war, den Filialleitern und Angestellten an den Schaltern direkten Zugriff zur zentralen Datenbank zu verschaffen. Die Wahl fiel daher zwangsläufig auf ein Online-Realtime-System. Mittelpunkt des Rechnerverbundes ist das Zentralsystem, das aus zwei IBM 360/65 MP (Multiprozessor) besteht. Beide Anlagen können unabhängig voneinander oder gekoppelt arbeiten. Dadurch ist sichergestellt, daß zu jedem Zeitpunkt wenigstens ein Rechner verfügbar ist (Backup-Betrieb).

Das Zentralsystem steht mit einem ebenfalls doppelt ausgelegten Vorschaltrechner (UAC) des schwedischen Herstellers LM-Ericson in Verbindung, der den gesamten Leitungsverkehr steuert, überwacht und auf Logband festhält. Bei Ausfall eines UACs wird innerhalb kurzer Zeit auf den zweiten umgeschaltet.

Die ein- und ausgehenden Messages werden über zwei Zentrallinien-Konzentratoren (CLC) empfangen oder gesendet. Jeder CLC kann bis zu 16 Regionalleitungs-Konzentratoren (RLC) bedienen. Der Datenaustausch zwischen CLCs und RLCs erfolgt über Vollduplexleitungen mit einer Geschwindigkeit von 2400 Baud.

An jeden regionalen Controller können über, maximal 16 Regionalleitungen bis zu 320 Terminals angeschlossen werden. Die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen RLC und Terminals via Halbduplex-Standleitungen beträgt 1200 Baud. Übertragungsverfahren ist Poll/Select.

750 000 Transaktionen

Mit dem bis heute installiert DFÜ-Netz werden täglich etwa 750 000 Transaktionen durchgeführt, davon allein auf der untersten Stufe der

Netzwerk-Hierarchie, im Terminalbereich, 250 000 bis 300 000 bei einer durchschnittlichen Antwortzeit von 2,4 Sekunden.

Kernstück der "vor Ort" in den Filialen installierten Nixdorf-Devices ist die Terminal-Zentraleinheit (TZE) des Systems 820, die bis zu vier Schalterplätze steuert. Sie enthält die Netzversorgung und nimmt die in Festspeichern eingegebene Betriebs- und Anwendungs-Software auf. Der Zugriff auf die Programme erfolgt von jedem Platz aus im Multipromming: Jeder Ein-/Ausgabeplatz arbeitet mit einer eigenen, im TZE-Hauptspeicher reservierten Partition. Die Kassenplätze können bis zu 25 Meter von der, Terminal-Zentraleinheit entfernt sein.

Grundsätzlich läßt sich an die TZE eines Magnetband-Kassette anschließen, die im Offline-Fall den Tagesanfall von vier Schalterplätzen

aufnimmt.