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Ein neuer Fall Yukos im russischen Mobilfunkgeschäft?

09.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das wiedergekehrte Vertrauen in den Finanzmarkt Russland wird von einem weiteren Skandal à la Yukos erschüttert: OAO Vimpelcom, der zweitgrößte Mobilfunkanbieter des Landes, soll für das Jahr 2001 zusätzliche 2,5 Milliarden Rubel Steuern plus 1,9 Milliarden Rubel Strafe, also insgesamt rund 160 Millionen Dollar zahlen. Presseberichten zufolge werfen die Steuerbehörden Vimpelcom vor, das Unternehmen habe einen Teil der Einnahmen der Tochtergesellschaft KB Impuls zugewiesen, die Mobilfunklizenzen für Moskau und Umgebung besitzt. Ziel der Maßnahme sei es gewesen, so der Fiskus, den Jahresgewinn und damit die anfallenden Steuern niedrig zu halten. Der Konzern hatte im Jahr 2001 bei umgerechnet rund 428 Millionen Dollar nur einen Gewinn von 47 Millionen Dollar verbucht.

Aus Sicht von Vimpelcom liegt der tatsächliche Grund hingegen in den anhaltenden Reibereien zwischen dem russischen Minister für Telekommunikation, Leonid Reiman, und dem Industriekonsortium Alfa. Die Gruppe um den Milliardär Mikhail Fridman, der gleichzeitig auch tief im Ölgeschäft steckt, ist mit 25 Prozent an Vimpelcom beteiligt.

Wie die Mobilfunkfirma in einer Pressemitteilung betonte, handelt es sich bei der Forderung nur um einen vorläufigen Bescheid. Sollten die Steuerbehörden Ernst machen, wäre VimpelCom das zweite große Unternehmen des Landes, das mit erheblichen Steuerzahlungsforderungen konfrontiert wird. Die nachträgliche Steuerlast von 26 Milliarden Dollar hatte zuletzt den russischen Ölkonzern Yukos nahe an den Ruin gebracht. (mb)