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Ein Navi findet keine Wasserstelle

18.08.2009
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Internet - eine revolutionäre Erfindung

Baumann: Das Internet ist für mich eine revolutionäre Erfindung, die mittlerweile bis in völlig entlegene Winkel der Erde dringt. Ich sehe darin eine Chance zu mehr Dialog, mehr Transparenz. Aber zuweilen ist es heilsam, sich einmal für kurze Zeit daraus auszuklinken, Abstand zu gewinnen, um es einzuordnen: es ist nämlich nur Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck und schon gar nicht Ersatz für die reale Welt. Es hängt also von uns ab, was wir damit machen: Ob wir uns ganz und gar vom Internet abhängig machen wie ein Süchtiger oder ob es ein Instrument bleibt, bei dem wir bestimmen, wie und wann wir es nutzen.

CW: Wenn man so allein in der Wüste Gobi rumstiefelt, wäre doch ein Navi manchmal ganz hilfreich. Da hätte man auch eine persönliche Ansprache: "An der nächsten Düne bitte rechts abbiegen."

Navi-Geräte nützen nur sehr bedingt

Baumann: Vorweg gesagt: Selbstverständlich nutze ich ein Navi in der Wüste. Aber das allein genügt nicht, um in der Wüste zu bestehen. Denn das Navi sagt einem nicht, wo man Wasser findet. Es weiß auch nicht, ob ein Brunnen bereits vertrocknet ist oder nicht. Es sagt einem auch nicht "An der nächsten Düne rechts abbiegen". Damit es überhaupt etwas sagt, muss man erstmal Zielkoordinaten und Wegpunkte einprogrammieren. Wegpunkte in der Wüste sind lebenswichtige Wasserstellen, die sich aber nicht einfach vom Wohnzimmer aus ermitteln lassen, indem man bei Google Earth surft oder Kartenwerke studiert. Ich habe die Wasserstellen für meine Solo-Route in der Gobi erst nach einem guten Dutzend von Touren mit Kamelkarawane gefunden. Und zwar nicht mit Hilfe eines GPS-Navi - das ist nämlich nutzlos, wenn es keine Koordinaten hat - sondern durch eine andere Art Navi, das wir im Bauch haben, das man nennen kann wie man will; emotionale Intelligenz, Intuition, Instinkt…Diese selbst gefundenen Wasserstellen habe ich dann ins Navi eingespeichert. Trotzdem bin ich beim ersten Solo-Versuch fast verdurstet, weil sich Distanzen zwischen den Wasserstellen als zu groß erwiesen.

Ein Navi kann niemals die eigene Erfahrung ersetzen. Sich blind darauf zu verlassen, ist fahrlässig und gefährlich. Ein Navi weist immer nur die Luftlinie zum nächsten Ziel an. Da man sich in der Wüste im weglosen Gelände bewegt, wäre es fatal, dieser fiktiven geraden Linie folgen zu wollen, das würde die Kräfte verschleißen, da einem ständig Dünen im Wege stehen. Es gilt eine ökonomische Route zu finden - und die gibt nicht das Navi vor, sondern das persönliche Know-how, wie man seine Route durch das Gewirr der Dünen anlegen muss, um Kraft sparend voranzukommen.