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Kritik an de Maizière

"Ein Manifest der Irrelevanz und Nichtigkeit"

24.06.2010

Aufgaben für Bildungs- und Wirtschaftspolitik

Jetzt sei eine Wirtschaftspolitik gefragt, die von überholten Produktionen abgehe und zielstrebig auf eine innovative Umgestaltung der Volkswirtschaft hinarbeite. "Das Konjunkturpaket der Regierung ist überwiegend das Ergebnis defensiver Strategien. Wenn wir mit den gigantischen Budgetdefiziten in den nächsten Jahren keine ordentlichen Wachstumsraten auf die Beine stellen, wird sich das in Zukunft destabilisierend auf die Konjunktur auswirken", prognostiziert der Bitronic-Chef.

Auch nach Auffassung von Dueck erhalten die Subventionen der Bundesregierung viel Altes und ermutigen dazu, Modernisierungen aufzuschieben oder zu unterlassen. Deutschland sei dadurch ungenügend auf die radikalen Veränderungen der Wirtschafts- und Arbeitswelt in den nächsten Jahren vorbereitet. Das Internet werde einen Teil der klassischen Dienstleistungen als vollautomatische Prozesse zur Verfügung stellen. Taxifahrer etwa werden nach Prognose von Dueck bald von Navigationssystemen zentral verteilt und geleitet, so dass bald nur noch die Hälfte der Taxis benötigt werde - der Fahrgast müsse kaum noch warten. Überall - vom Hausmeister-Service über Banken bis zu Krankenhäusern - entständen Dienstleistungsfabriken, die mit immer wenigen Arbeitskräften schnell, billig und effizient Services zur Verfügung stellten.

Dueck prophezeit weiter: "Nach und nach wird sich eine ganze Industrie des Großsystembaus entwickeln. So wie große Ingenieursfirmen Flughäfen, Raffinerien, Jumbojets, Kreuzfahrtschiffe oder Mondfähren bauen, so werden große Dienstleistungssysteme entstehen, in denen nur noch wenige Dienstleistungsmenschen tätig sein werden. Dienstleistungen gibt es nach wie vor, nur eben viel weniger Menschen in Dienstleistungsberufen", prognostiziert der IBM-Cheftechnologe.

Die COMPUTERWOCHE hatte Duecks neues Buch kürzlich besprochen und ihm attestiert, "mit bemerkenswerter Konsequenz die Grundlinien einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" zu skizzieren, deren tragende Säule der entstehende quartäre Wissenssektor ist. Um diesen voll zur Entfaltung zu bringen, ist laut Dueck eine radikale Bildungsinitiative vonnöten: Abitur für alle und Abschied vom Kreide-Zeitalter in Schulen. Benötigt werde ein Masterplan für Deutschland, der die Zukunftsstrukturen der Technologien, der Wirtschaft und der Kultur festlegt und dem wir mit unbeirrbarem Blick folgen.

Smart-Service-Experte Steimel kommen die Argumente bekannt vor: "Dieses Szenario hat Peter Drucker schon Anfang der 1990er Jahre skizziert. Leider hat das auch damals keiner ernst genommen. Der Dienstleistungssektor werde eine ähnliche Produktivitätsrevolution wie die Industrie durchlaufen. In den hoch entwickelten Volkswirtschaften bieten sich Karriere- und Beförderungschancen nur noch Menschen mit hohem Ausbildungsgrad, jenen, die für wissensbetonte Arbeit qualifiziert sind", resümiert Steimel. (hv)