Texas Instruments Single-Chip 16-Bit-Mikroprozessor mit Familienanschluß für 1160 Mark

Ein Knüller, wenn nicht gar eine Bombe

07.11.1975

DALLAS- Texas Instruments kündigte einen "Single Chip" 16-Bit-Mikroprozessor 990/4 an, der mit 512-K-Speicher ohne Chassis und Stromversorgung für 1160 Mark angeboten wird. Ein größerer 990/10 der gleichen Familie kostet mit 16 K Byte-Speicher, Programmkonsole, Chassis und Stromversorgung 6225 Mark.

Drei neue Merkmale

Neben den Billig-Preisen sind drei Merkmale hervorstechend. Es handelt sich nicht wie bisher üblich um 4-Bit- oder bereits 8-Bit(Typ Intel 8080) Maschinen, sondern um 16-Bit-Rechner, deren CPUs aus einer einzigen Schaltplatine bestehen, und die den absolut identischen Befehlsvorrat wie größere Minicomputer (TMS 9900) haben. Damit steht, nach TI-Angaben, erprobte System- und auch Anwendungs-Software zur Verfügung, und ein Übergang auf größere Rechner wäre ohne Verlust von Software-Investitionen möglich. "Alle Mikros waren bisher Waisenkinder, die 990-Modelle haben eine große Familie", heißt es mit Vaterstolz bei Texas Instruments, dem größten Halbleiter-Produzenten der Welt.

Vorläufer Krantz und DEC

Zwar hatte schon die deutsche Firma Krantz auf der letzten Hannover-Messe einen 16-Bit-Mikroprozessor Mulby 3 mit voller Software-Kompatibilität zu den größeren Mulby-Rechnern vorgestellt, jedoch bestand dieser aus zusammengesteckten diskreten Schaltelementen. Auch hatte Digital Equipment schon vor Monaten mit dem LSI-11 einen 16-Bit-Vier-Chip-Mikroprozessor angekündigt, aber eben nicht total kompatibel zur größeren PDP-11-Familie.

Die Texas-Instruments-Neuheit macht nicht nur wegen der Technologie Furore (Business Week: "Eine Bombe, die die ganze Industrie verändert"), sondern vor allem wegen der Preise. (Die obengenannten beziehen sich auf OEM-Abnahme von 50 Stück.)

Die 990/10 unterscheidet sich von der 990/4 durch Verwendung bipolarer TTL-Speicher statt langsamerer NMOS-LSI-Technik und arbeitet als Zwei-Adreß-Maschine. Speicherausbau der 990/4 auf insgesamt 64 K Bytes und der 990/10 mit "Memory Mapping" bis zu 2 Megabytes ist möglich. Speicher- und plattenresidente Betriebssysteme stehen zur Verfügung, ebenso Compiler für Basic, Cobol und Fortran. Auslieferung: Erstes Quartal '76.