Kommentar

Ein Hoch auf die Nachnahme

19.12.1997

Als die großen Handelsunternehmen vor etwa zwei Jahren ins Internet gingen, hatten sie nur die Imagepflege im Sinn. Heute steht das Geschäft im Vordergrund. Die großen Versandhäuser betrachten das Online-Business als Umsatzgenerator mit hoher Eigendynamik. Ein Indiz dafür, wie ernst sie dieses Thema nehmen, ist seine Integration in die unternehmensweite Informationsverarbeitung.

Allerdings heißt "Shopping digital" bislang immer noch "online bestellen". Bei der Bezahlung setzen die Versandhäuser auf die gute alte Nachnahme. Zur Begründung bringen sie unterschiedliche Argumente vor - bis hin zum vierzehntägigen Rückgaberecht, das sich per E-Cash schwer praktizieren ließe.

Der wahre Grund ist jedoch der, daß die deutschen Verbraucher einfach nicht bereit sind, ihre Kreditkarten-Nummer über das Internet zu schicken. In den USA kriegt jeder Pizza-Dienst eine Antwort, wenn er den elektronischen Besteller nach der Nummer seiner Credit Card fragt. Hierzulande überwiegen die Sicherheitsbedenken. Deshalb ist die Online-Bezahlung zum Beispiel für den Otto Versand "bis auf weiteres kein großes Thema".

Muß ja auch nicht! Wäre doch jammerschade, wenn der nette Mann vom Paketdienst die Ware künftig einfach beim Nachbarn abgäbe, statt nochmal zu kommen, um die 129,50 Mark für die neue Stehlampe eigenhändig in Empfang zu nehmen, oder?