Ein guter DV-Spezialist ist noch kein guter Trainer

14.06.1991

Mit Dieter Hampel, Vice-President SPC International sprach CW-Redakteur Hans Königes

Selbst die beste technische Ausstattung nützt einem Seminarteilnehmer wenig, wenn der Dozent nichts taugt. Schulungsanbieter haben die Bedeutung dieses Sachverhalts erkannt und investieren in die Weiterbildung ihres Lehrpersonals. Das Prädikat Computer-Freak sollte noch lange nicht ausreichen, um bei einem DV-Institut zu unterrichten. SPC als einer der großen PC-Schulungsanbieter will mit einem rigorosen Aufnahmeverfahren und hochqualifizierter Weiterbildung der Dozenten dieser Entwicklung Rechnung tragen, um vor allem für den Binnenmarkt gerüstet zu sein. Denn bis 1995 will das Wiener Schulungsunternehmen, mit derzeit 16 Filialen, europaweit PC-Schulungen anbieten.

CW: Wer bewirbt sich bei SPC als Trainer?

Hampel: Es sind teilweise Studenten die kurz vor ihrem Abschluß stehen, oder auch Umschüler und fertige Informatiker.

CW: Warum ist der Beruf de, DV-Dozenten attraktiv?

Hampel: Weil die Trainer ständig mit neuen Programmen Konfrontiert werden und eigentlich bei uns sehr viel lernen. Das heißt, die Weiterbildung, die wir aus eigenem Interesse betreiben, ist natürlich für den Trainer attraktiv, selbstverständlich auch das Gehalt.

CW: Wie sieht es mit der Bezahlung konkret aus, zum Beispiel im Vergleich zu einem Ingenieursgehalt, wenn ich davon ausgehe, daß dies für Hochschulabsolventen bei 4000 bis 5000 Mark im Monat liegt.

Hampel: Soviel ist für einen Instruktor sicherlich möglich.

CW: Haben Sie ein Einheitsgehalt?

Hampel: Es gibt für jeden ein einheitliches Anfangsgehalt, wenn er fix angestellt ist, und es gibt für jeden den gleichen Tagessatz, einheitlich festgelegt innerhalb der SPC-Organisation. Wenn ein Dozent nebenbei programmiert oder als Grafiker arbeitet und zehn Tage bei der SPC schult, kommt er sicherlich auf ein ähnliches Gehalt wie ein normaler Angestellter.

CW: Also ähnlich einem Informatiker oder Ingenieur?

Hampel: Das ist richtig.

CW: Eines der Hauptprobleme der DV-Schulungen ist das unterschiedliche Niveau der Teilnehmer. Wie lösen Ihre Trainer diese Schwierigkeit?

Hampel: Die Trainer sind für dieses Problem sensibilisiert. Deshalb versuchen unsere Dozenten in der ersten Kursstunde, das Niveau der Teilnehmer anzugleichen.

CW: Wie lange dauert die Trainerausbildung?

Hampel: Die rhetorische Grundausbildung dauert zweimal drei Tage. Die technische richtet sich nach dem Angebot der SW-Häuser und das sind dann in der Regel ein bis fünf Tage je Produkt.

CW: Mir erscheint das ein bißchen wenig.

Hampel: Für die Mitarbeiter, die den Aufnahmetest bei uns schaffen, reicht es. Wir haben immerhin eine Ausfallquote von den ersten Gesprächen bis zum ersten Grundseminar von über 80 Prozent. Also schaffen maximal nur 20 Prozent diese erste Hürde.

CW: Wie sieht denn diese Hürde aus?

Hampel: Der Bewerber muß meistens über ein vorher festgelegtes Thema seiner Wahl vortragen. Anschließend wird dann entschieden ob er in die weitere Ausbildung kommt. Nach der Grundausbildung bleiben dann nochmals etwa 50 Prozent auf der Strecke.

CW: Worauf achten Sie?

Hampel: Ausschließlich auf Vortragstechnik, Blickkontakte, Körpersprache und Rhetorik, wie baut der Kandidat diesen kurzen Vortrag auf. Auf die fachliche Qualifikation wird nicht geachtet. Die ist zu diesem Zeitpunkt zweitrangig. Wir behaupten als professionelle Schule, daß wir einen guten Trainer fachlich dorthin bringen, wohin wir ihn haben wollen. Ich kann aber andererseits einen guten Fachmann nicht unbedingt zu einem guten Trainer machen.

CW: Das heißt also, Sie haben die Erfahrung gemacht, daß ein guter Lehrer leichter die technischen Details erlernen kann als umgekehrt.

Hampel: Ja. Wir nehmen sogar Leute, die, ich treibe es jetzt auf die Spitze, ausschließlich drei DOS-Befehle können, wenn sie ideal auftreten und unterrichten können.

CW: Was heißt ideal?

Hampel: Er muß es einfach "rüberbringen" können. Er muß eine Ausdrucksweise und einen Aufbau seines Vortrages haben, die 100prozentig verständlich sind. Mit einfacher Wortwahl, nicht mit irgendwelchen Fachvokabeln und Fachchinesisch soll der Trainer den Kursteilnehmern das Gefühl gebe, daß er da vorne nicht Gott ist, sondern ein Kollege, der mit jetzt etwas beibringt, so daß ich es nach einmaligem Hören umsetzen kann. Das ist der Optimalfall.

CW: Aber um so souverän auftreten zu können, muß die technische Vorbereitung sehr gut sein.

Hampel: Wir bilden selbst aus und schicken die Trainer nachher zu den Softwarehäusern. Durch die Autorisierung sind wir gezwungen, die Trainer zu den Softwareherstellern zu schicken, wo sie regelmäßig überprüft werden.

CW: Aber es bilden doch oft Techniker Nichttechniker aus. Geht das gut?

Hampel. Die Trainer holen sich schon die Informationen, die sie brauchen. Wir sind einer der wenigen Partner, der von allen Softwarehäusern autorisiert ist. Wir bilden teilweise Mitarbeiter der Softwarehäuser aus.

CW: Das heißt also, daß einige SW-Häuser nicht die richtigen Lehrer haben?

Hampel: Die SW-Häuser legen ihr Augenmerk nicht auf Anwenderschulung, ihre Trainer haben unter anderem die Aufgabe, unseren Dozenten den letzten technischen Schliff zu verpassen beziehungsweise in der technischen Händlerausbildung zu arbeiten. Unsere Dozenten brauchen dieses Wissen, um einfach den Background zu verstehen, und das kann eigentlich nur der Hersteller geben.

CW: Wie ist also die Qualität der Trainer, die von Herstellern kommen?

Hampel: Es haben natürlich nicht alle Hersteller gleich gutes Personal. Es gibt Hersteller mit gutem Trainingspersonal und guten Technikern, und es gibt Hersteller mit schwachem Personal.

CW: Wie bilden Sie Ihre Trainer aus, wenn Sie einen Hersteller mit schwachen Trainern vorfinden?

Hampel: Durch das internationale Auftreten von SPC ist es uns auch möglich, Seminare in den Europa-Filialen der Hersteller in England, Frankreich oder Holland mit unseren Trainern zu besuchen. Dann müssen wir uns einfach selbst das Know-how beschaffen.

CW: Werden alle Trainer gleich ausgebildet?

Hampel: Alle Dozenten werden zentral ausgebildet und die Unterlagen zentral erstellt. Und wir schließen überregionale Verträge zentral ab. Wenn etwa ein Schweizer Unternehmen von Basel bis Wien schulen möchte, schließt es mit der SPC einen Vertrag, der ihm gleiche Preise, gleiche Ubungsbeispiele und unter Umständen gleiche Trainer zusichert, sofern das sprachlich geht. Wir haben die Möglichkeit, fast jedes Seminar viersprachig ohne Kostenaufschlag anzubieten.

CW: Schulen Sie dann italienische Trainer in Italien, französische in Frankreich?

Hampel: Wir haben jetzt insgesamt 25 italienisch sprechende Trainer, die in der Schweiz und in Italien arbeiten, und mindestens die gleiche Zahl französischsprechender Trainer, wesentlich mehr jedoch, die englisch oder amerikanisch reden.

CW: Wie viele Trainer beschäftigen Sie insgesamt?

Hampel: 370, die ausschließlich für die SPC-Gruppe arbeiten, das bedeutet, daß ein sehr reger Traineraustausch zwischen den Geschäftstellen stattfindet. Das heißt für die Trainer, mal in Düsseldorf, mal in Hamburg oder auch in Zürich zu unterrichten.

CW: Wie viele Tage im Jahr stehen den Instruktoren zur Weiterbildung

zur Verfügung?

Hampel: Es sind im Schnitt im Quartal zwei Tage, mal in Rhetorik, mal sind es Kurse zu neuen Produkten.

CW: Ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter müßten auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein. Was tun Sie, damit sie nicht abgeworben werden?

Hampel: Es liegt zu einem Großteil an uns, die Mitarbeiter zu halten. Natürlich halten wir sie durch Geld, aber Geld ist nicht erstrangig. Wir halten sie durch die Aussicht auf eine Karriere. Durch die Europa-Expansion der SPC können wir viele Möglichkeiten für eine persönliche Karriere bieten. Zum Beispiel: Ein Trainer, der bis jetzt gut geschult hat, kann Schulungsleiter werden oder auch im Marketing in der italienische oder spanischen Niederlassung arbeiten.

CW: Was heißt für Sie eine qualitativ hochwertige Ausbildung?

Hampel: Qualität heißt für mich: ein zufriedener Kunde, der sofort nach dem Seminar in der Lage ist, selbständig zu arbeiten. Für die Sicherheit bieten wir ja noch die Hot-Line an, das heißt, wenn er etwas vergißt, dann ruft er an.

CW: Wie erzielen Sie die Zufriedenheit beim Kunden?

Hampel: Mit einer sehr praxisorientierten, sehr menschlichen und verständlichen Schulung. Es werden hier keine Fachausdrücke und kein Fachchinesisch akzeptiert. Die Dozenten sollen die Seminarteilnehmer zum Mitarbeiten anregen.

CW: Schafft man das denn so praxisnah?

Hampel: Bei maximal sechs Personen kann ich noch gut auf jeden einzelnen eingehen. Das ist der Grund, warum wir keine größeren Gruppen schulen.

CW: Aber wie lernt man, heute auf die Bedürfnisse einer Sekretärin einzugehen und morgen auf die eines Außendienstmitarbeiters einer Versicherung?

Hampel: Unsere Trainer sind flexibel mit einem möglichst breiten Allgemeinwissen über die verschiedensten Branchen. Sie sind einfach clever, können mitdenken und sich in andere Personen hineinversetzen.

Die Trainer haben fast für jedes Seminar eigene Beispiele, die sie immer wieder neu erstellen, weil sie immer sehr gruppenbezogen arbeiten. Es gibt natürlich Standardfolien und Standardübungsbeispiele auf Diskette. Das ist einfach notwendig. Das verstehen wir unter Einsatz und Motivation.