Versicherungsagentur Carl Drewes & Focke, Bremen: "IBM hatte nicht die geeignete Anlage"

Ein Exote hat sich bewährt

12.09.1975

BREMEN - "Ein Computerhersteller, der neu auf dem Markt ist, macht für seine Kunden >eine Umdrehung< mehr als die Eingesessenen, die das nicht mehr so nötig haben." So begründete Carsten Heinemann, geschäftsführender Gesellschafter der Versicherungsagentur Carl Drewes & Focke, Bremen, seine Entscheidung für einen "Exoten".

Im Januar 1974 installierte er einen Team-Computer D 15 von Datasaab für die Prämien- und Schaden-Abrechnung.

Konfiguration: Zentraleinheit 12 KB, zwei Platteneinheiten mit je 5 MB, Schnelldrucker, drei Terminals mit angeschlossenem Journaldrucker. Kaufpreis des Mehrptatzsystems: 185 000 Mark.

Tabellier-Veteranen

Erfahrungen mit "datenverarbeitender Maschinerie"

konnten die Bremer bereits seit geraumer Zeit sammeln: 1960 wurde im Hause Drewes & Focke mit der Dateneffassung auf einem Rechenlocher IBM 632 begonnen (Heinemann: "... kann man heute allenfalls im Museum besichtigen"). Die Auswertung des "Abfallproduktes" Lochkarte erfolgte in einem Service-Rechenzentrum.

Anfang 1972 fiel die Entscheidung, das Lochkarten verfahren durch den Übergang auf ein System mit externen Speichern abzulösen. Bei den Umstellungsplänen wurde auch die Finanzbuchhaltung einbezogen, die bis dahin manuell abgewickelt wurde. Drewes & Focke stellte einen Forderungskatalog auf und prüfte die verschiedenen Möglichkeiten der EDV-Nutzung: Einsatz eines MDT-Systems oder "Groß-EDV", jeweils mit externen Speichern. Dritte Alternative: Arbeit in einem gewerblichen Rechenzentrum. Entscheidungskriterium für eine dieser Lösungsalternativen war, daß das Sollkonzept mit geringstmöglichen Kosten realisiert werden sollte.

IBM hatte, so Heinemann, nicht die für einen 26-Mann-Betrieb geeignete Anlage: "Der Marktführer marschierte damals noch an so kleinen Betrieben wie wir es sind, mit Riesenschritten vorbei - das ist bekanntlich seit dem System /32 anders."

Die Zweiten in der BRD

Die Entscheidung für den Team Computer war, wie Heinemann zugesteht, Mitte 1972 ein Wagnis: "Wir waren die Zweiten in Deutschland, damals lief noch keine Installation." Trotzdem, man bestellte. Die erforderlichen Programme wurden von dem Hamburger Software-Haus Indata geschrieben - Kostenpunkt: 30 000 Mark.

Die Agentur arbeitet in allen Sparten des Versicherungswesens: Sach-, HUK- und Transportversicherung. Diese Sparten sind auf zwei Abteilungen verteilt. Die gesamte Datenerfassung einschließlich der Buchungen erfolgt online mit Bedienerführung und Eingabeprüfung über die Terminals. Die Eingaben werden vom Journaldrucker protokolliert, die Ausgebe der Listen für die Buchhaltung und alle Abrechnungen erfolgt über den Schnelldrucker zu festen Terminen.

Tägliche Bilanz

Die Vorteile des EDV-Verfahrens sieht Heinemann darin, daß Informationen heute wesentlich schneller verfügbar sind: "Wir können täglich bilanzieren". Er nennt als weiteren Pluspunkt die Benutzerfreundlichkeit: "Wir brauchen niemanden mit weißem Kittel, der die Anlage programmiert." Zudem sei es ganz einfach, einzelne Teile wie Hauptspeicherblöcke und Interface-Einheiten auszutauschen. Trotz "normaler Schwierigkeiten" bereut im Hause Drewes & Focke keiner, "einen anderen Computer als andere zu haben", die Positiven Erfahrungen überwiegen. Heinemann läßt es kalt, wenn er in seiner Branche als mutiger EDV-Pionier gelobt wird: "Als Versicherer sehen wir überall Risiken und wissen sie zu kalkulieren."