Siemens entwickelt Strategie für Assekuranz:

Ein- Compact-Konzept für die EntflechtungVon Edgar Pöhlmann*

03.11.1978

Private Versicherungsunternehmen gelten mit als die Vorreiter für den EDV-Einsatz. Umfangreiche Vertragsbestände zwangen die Branche frühzeitig zur Verwaltungs-Rationalisierung. Dabei sind derzeit der DV-Einsatz und die Anwendungsentwicklung in der Assekuranz nahezu ausschließlich auf die Unterstützung der operativen Ebene gerichtet: Vertrags-, Schadens- und Leistungsbearbeitung, Inkasso und Statistik sind bei den meisten Unternehmen bereits computerunterstützt.

Neue Aspekte, sowohl innerhalb einer klassischen Datenverarbeitung als auch für eine dezentrale Verarbeitung liefern nur die Compact-Computer der Produktlinie 7.700, die Siemens im Frühjahr 1978 angekündigt hat - und die die Leistung der Groß-EDV auch in Geschäftsstellen bringen, für die sich bisher der Einsatz einer eigenen EDV wirtschaftlich nicht lohnte.

Entscheidend bestimmt wird das Image eines Versicherungs-Unternehmens durch den Kundenservice der Vertrags- und Sachbearbeitung. Dabei stellen Transparenz des Schadensfalles und die Optimierung der Vertrags- und Schadensbearbeitung die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Führung des technischen Geschäftes dar.

In der Vergangenheit herrschte in der Versicherungswirtschaft statt der notwendigen (und jetzt üblichen) Kundenorientierung eine mehr oder minder ausgeprägte Vertragsorientierung vor: Adreßteile des Kunden wurden sehr oft (..)hrfach und in unterschiedlicher Form abgespeichert, was erhebliche Redundanz verursachte und bei Vertragsänderungen wegen der Mehrfachänderung eine Fülle von Schwierigkeiten bereitete.

Siemens sieht gerade hier einen der besonderen Vorteile des Compact-Computers, weil "der Anwender endlich die Möglichkeit hat, vom unrentablen System der Einzeldateien auf den Einsatz einer Datenbank überzugehen. Da die Datenstrukturen in der Versicherungswirtschaft überdies in der Regel sehr verästelt sind - vier- bis fünfstufige Hierarchien sind am häufigsten anzutreffen-, muß ein Datenbanksystem beliebig auszubauen sein und dennoch die Standardisierungs-Ansprüche erfüllen.

Engagierte Diskussionen gibt es in der Assekuranz um die Möglichkeiten des "Distributed Processing". Gerade auf dem Privat-Versicherungsmarkt ist mittlerweile eine Abwendung vom starren Prinzip der zentralen EDV in den Hauptverwaltungen hin zu einer Dezentralisation zu beobachten. Ziel ist: Angemessene Verarbeitungsleistung den Außen- und Geschäftsstellen zur Verfügung zu stellen, wobei der direkte Zugriff auf bestimmte Teildateien gewährleistet sein muß. Denn - der Großteil aller relevanten Geschäftsvorfälle soll von einer Geschäftsstelle erledigt werden können.

Dazu müssen Teilbestände von Daten aus der Zentrale für bestimmte Geschäftsstellen dorthin ausgelagert werden. Als solche Teilbestände bieten sich vor allem geschäftsstellenbezogene Spartenbestände und Schadenbestände an; bei den Schadenbeständen besteht die Möglichkeit, eine langfristige Historienspeicherung vorzunehmen, wozu auch Vertreter und Provisionsdaten gehören. So werden die Bereiche des Vertreter-Inkassos und Arbeiten zur Akquisitionsunterstützung des Außendienstmitarbeiters wieder von den Geschäftsstellen übernommen.

Sinn und Inhalt dieses Konzeptes der Dezentralisierung ist es aber nicht, daß alle Geschäftsvorfälle von einer Geschäftsstelle autonom durchgeführt werden. Der Zugriff der Geschäftsstelle zu Informationen des Hauptrechners und umgekehrt muß gewährleistet bleiben. So sind Auskünfte aus der Betriebsbuchhaltung und dem Mahnwesen vom Hauptrechner einzuholen, umgekehrt müssen alle Informationen über ein Neugeschäft und über Bestandsveränderungen am Hauptbestand zur Folgebearbeitung (für interne und externe Meldevorgänge) an den Hauptrechner weitergegeben werden.

Die organisatorischen Vorteile einer solchen Lösung sind:

- Verlagerung zeitkritischer Verarbeitung auf mehrere Systeme;

- Verarbeitung näher beim Benutzer;

- Anpassung an bestehende Organisation;

- Flexibilität und neue Technologien.

Auch dann, wenn es darum geht, den Zentralrechner eines Unternehmens ZU entlasten; bietet sich ein Compact-Rechner an, der dann als eigenständiger EDV-Arbeitsplatz betrieben wird, egal, ob er online oder offline installiert ist. Denkbar ist die Übernahme kompletter Aufgabengebiete mit dem gesamten dazugehörigen Datenbestand. So bietet sich im Versicherungsgeschäft in erster Linie der Vermögensbestand mit den zugehörigen Verwaltungsarbeiten an. Dieser Problemkreis liegt in seiner Bearbeitungsrichtung losgelöst von den übrigen Aufgaben eines Versicherungs-Unternehmens.

Als Arbeitsplatzrechner sind die Compact-Jumbos aber auch für die Textverarbeitung einsatzfähig. Hier spielt die Datenbank wieder ihre Stärken aus zumal diese Adressen, Risikobeschreibungen und Fixtexte speichern kann.

*Edgar Pöhlmann ist Mitarbeiter des Siemens-Unternehmensbereiches Daten- und Informationssysteme

Eine 7.708/7.718 Grundkonfiguration:

- Zentraleinheit mit 384 KB-Hauptspeicher beim Modell 7.708 beziehungsweise mit 512 KB-Hauptspeicher beim Modell

- Anzeigeeinheit mit Kontrollschirm für die Systembedienung;

- Datensichtstation für den Benutzer;

- gemeinsame Tastatur für beide Bildschirme;

- 1 Floppy-Disk-Laufwerk für lochkar(..)nlasen Betrieb;

der Einbau eines zweiten Laufwerks ist möglich

- integrierte Datenstationssteuerung (IDS) für Datenfernverarbeitung im Nahbereich innerhalb von 2 km Entfernung

- Plattenspeicher-Direktanschluß, 2 Anschlüsse sind belegt mit Plattenspeichern von je 72 MB;

- Bytemultiplex-Kanal, ein Anschluß belegt durch den Sehnelldrucker mit einer Druckleistung von 600 Zeilen/Min.;

- Betriebssystem BS2000 für virtuelle Speicherung, sowohl für den Mensch-Maschine-Dialog als auch für die Stapelverarbeitung;

- Schulung für das Gesamtsystem.

Der Kaufpreis der Grundkonfiguration beträgt 410 610 Mark. Die Miete im Dreijahresvertrag beträgt 10 640 Mark einschließlich Wartung.