CW-Kommentar

Ein CIO als Bundeskanzler?

28.01.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Warum IT-Verantwortliche die Regierungsverantwortung auf absehbare Zeit wohl eher nicht übernehmen werden.
COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack
COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack
Foto: Joachim Wendler

Neulich beim Brainstorming zum Thema "Die IT-Agenda für das Jahr 2010". Plötzlich hing da dieser Zettel an der Pin-Wand mit der These: "Ein CIO wird Bundeskanzler" Für die weitere Diskussion spielte er keine Rolle. Schade eigentlich! Denn die Frage, inwiefern ein CIO das Rüstzeug für den verantwortungsvollsten Job der Republik mitbringt, ist durchaus spannend.

Was macht denn einen guten Staatslenker aus? Er oder sie muss die Mechanismen der nationalen und internationalen Politik kennen, wirtschaftliche Zusammenhänge durchschauen und ein Gespür für künftige Entwicklungen haben. Er muss zwischen unterschiedlichen Interessen vermitteln können und bei seinen Entscheidungen das allgemeine Wohl über Partikularinteressen stellen. Er sollte Saatsoberhäuptern als gleichrangiger Partner gegenübertreten und die Wirtschafts-Lobby in ihre Schranken verweisen können, darf dabei aber nicht die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger aus den Augen verlieren.

Das klingt doch alles irgendwie vertraut, nicht wahr? Somancher geplagte CIO verwendet viel Zeit und Energie darauf, sich mit unternehmenspolitischen Zusammenhängen herumzuschlagen. Als Verantwortlicher eines Querschnittbereichs übernimmt er häufig nicht nur die Umsetzung, sondern auch die Definition von abteilungs- und firmenübergreifenden Prozessen. Mit der IT-Governance definiert er einen wichtigen Bereich der Unternehmens-Governance. Im Projekt-Portfolio-Management muss er die Forderungen von Abteilungsfürsten auf ihren Wert für das Unternehmen abklopfen. Er soll das Topmangement auf Augenhöhe beraten und die Anwender an ihren Arbeitsplätzen zufriedenstellen.

Wer wäre also besser geeignet, eine Regierung zu führen als ein CIO? Soweit wird es allerdings kaum kommen, denn den meisten IT-Chefs fehlt einfach die Zeit, um sich in einer Parteihierarchie nach oben zu dienen.