Ausgezeichnete Personalarbeit

Ein Arbeitstag pro Woche für Bildung

18.10.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Die IT-Berater von Itemis können sich einen Tag in der Woche weiterbilden. Für dieses innovative Arbeitszeitmodell erhielt die Firma den Deutschen Personalwirtschaftspreis.

Vier Tage arbeiten, einen Tag fortbilden. Diesen Freiraum zur Weiterbildung und zum Wissensaustausch im Unternehmen genießen die Mitarbeiter der Itemis AG. Das Konzept kommt gut an - nicht nur in der Belegschaft: Für sein "4+1 Arbeitszeitmodell" erhielt die IT-Beratung aus Lünen den 18. Deutschen Personalwirtschaftspreis auf der Zukunft Personal, Europas größter Fachmesse für Personal-Management in Köln.

Preiswürdig: Der ehemalige Arbeitsminister Wolfgang Clement (links) zeichnete Patrick Schneider und Anja Kiefer-Kaufmann von der IT-Beratung Itemis für ihr innovatives Arbeitszeitmodell aus. Die Laudatio hielt Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger (rechts).
Preiswürdig: Der ehemalige Arbeitsminister Wolfgang Clement (links) zeichnete Patrick Schneider und Anja Kiefer-Kaufmann von der IT-Beratung Itemis für ihr innovatives Arbeitszeitmodell aus. Die Laudatio hielt Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger (rechts).
Foto: Itemis Preisverleihung

Für Anja Kiefer-Kaufmann, Personal-Managerin von Itemis, schafft das Arbeitszeitmodell die Voraussetzung, dass sich die Berater ihren Wissensvorsprung gegenüber den Kunden erhalten und ausbauen können. Jeder entscheidet selbst, worin und wo er sich weiterbildet - im eigenen Wohnzimmer, unterwegs im Zug oder in der Firma. Die Spannweite der Aktivitäten ist groß: Neben Open-Source-Projekten und Study Groups im Kernbereich Softwareentwicklung gibt es selbstorganisierten Englischunterricht, Einarbeitungs- und Schulungsprogramme zu verschiedenen Themen, Sportkurse oder eine Rückenschule. Wer arbeitstechnisch keinen Freiraum hat, kann die vertraglich zugesicherte Weiterbildungszeit von 20 Prozent auch en bloc in Anspruch nehmen. "Nicht jeder Mitarbeiter macht von dem verbrieften Bildungsanspruch Gebrauch", erklärte die Personal-Managerin. Im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs ist dieser Anspruch allerdings ein großer Pluspunkt: Alle eingehenden Bewerbungen bezögen sich bereits auf diese Besonderheit des mittelständischen Unternehmens.

Freiheit für die Mitarbeiter

Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom und Jury-Mitglied, zeigt sich bei der Preisverleihung begeistert: "Ich habe schon viele schwache Personalkonzepte kennen gelernt oder selbst umgesetzt - ihres ist couragiert und radikal.". Itemis habe gleichsam das Gegenkonzept zur sozialistischen Planwirtschaft geschaffen, indem es kein Curriculum verordne, sondern seinen Mitarbeitern Freiheit zur persönlichen Entfaltung gebe. Es werde gern darüber gesprochen, ob in der Ära der Wissensgesellschaft eine neue Mitarbeiter-Souveränität gebraucht werde; Itemis habe nicht geredet, sondern gehandelt.