Auch bittere Stunden erlebt

"Hello Mister Uwe. I think I know what the problem is.” Als drei Stunden später der indische Kollege endlich Zugriff auf das System hat, keimt neue Hoffnung auf. Fragen und Antworten wechseln hin und her, immer wieder unterbrochen von Tests und Bestätigungsabfragen. Dann steht fest: Ein Programmierfehler ist schuld an der missglückten Datenübernahme. Zwei Stunden brauche Rajiv, um ihn zu beheben. Kalmer atmet auf: Die Verzögerung des Produktivstarts würde sich damit in Grenzen halten. Tatsächlich kann er mittags Vollzug melden. Die Datenübernahme ist erfolgreich abgeschlossen, alle Tests sind gefahren, auch die Stücklisten sind jetzt komplett. Zurück bleibt die Frage, warum man diesen Fehler nicht früher bemerkte.

Der Triumph entschädigt Uwe Kalmer für all die bitteren Stunden, die er auch erlebt hat. Aus einem Projekt ist er rausgeflogen, weil er mit seinem Counterpart nicht klar kam. Ein anderes Mal, weil ihm ein Thema nicht lag. Für ihn gehören diese Dinge zum Leben eines IT-Beraters. Er geht heute professionell damit um; sich einzugestehen, etwas nicht zu können, ist ehrlicher, als Wissen vorzutäuschen, findet er. "Hochstapelei" ist ihm zuwider. Statt dessen setzt er auf Hartnäckigkeit und Ausdauer, das liegt ihm im Blut. Als Naturwissenschaftler ist er es gewohnt, Dingen bis ins letzte auf den Grund zu gehen. Dafür nimmt er auch schon mal Unbequemlichkeit in Kauf.

Mit der ist jetzt Schluss, zumindest für heute. Kalmer freut sich auf die freien Tage mit seiner Familie. Endlich wieder ein Leben außerhalb von Software, Kennzahlen und Deadlines. Auf dem Weg nach Hause schickt er einen fiktiven Gruß an Herrn Rajiv. Danke, dass ich wieder ruhig schlafen kann.

Der Text über Uwe Kalmer ist entnommen aus dem Buch: "Helden für den Mittelstand", herausgegeben von Herbert Vogel und Dieter Schoon, itelligence AG, 176 Seiten, deutsch- englisch, Axel Dielmann-Verlag KG Frankfurt am Main, ISBN 978-3-86638-145-2