Beratergeschichten

Ein Anruf aus Bangalore rettet schwäbische SAP-Einführung

27.05.2010
Elf Tage vor dem Produktivstart droht der SAP-Einführung in einem schwäbischen Fertigungsunternehmen das Aus. Projektleiter und Itelligence-Berater Uwe Kalmer muss einen kühlen Kopf bewahren.

Schlaftrunken angelt Uwe Kalmer nach dem vibrierenden Handy. Ein Blick auf den Wecker: Fünf Uhr. Er reibt sich die Augen und schaut auf das Display: Eine Auslandsnummer. "Hallo, hier Uwe Kalmer!". Aus dem Hörer schnarrt es. "Good Morning, Sir. That’s Mister Rajiv from the SAP Global Support who’s speaking. How are you?” Der starke indische Akzent macht ihn im Nu wach. "Fine, thanks. And you? Did you get the message?” Gott sei Dank! Er ist es, der Anruf, auf den er sehnsüchtig gewartet hat und mit dem sich alles klären wird. Hofft er. "Yes, I did. Please give me more details, and I need access to your system”, tönt wieder Herr Rajiv aus Bangalore.

Uwe Kalmer, SAP-Berater bei Itelligence, war auf sich allein gestellt: Niemand konnte sich erklären, warum plötzlich für 20.000 Arbeitspläne die Stücklisten fehlten.
Uwe Kalmer, SAP-Berater bei Itelligence, war auf sich allein gestellt: Niemand konnte sich erklären, warum plötzlich für 20.000 Arbeitspläne die Stücklisten fehlten.

Die letzten Wochen sind nicht spurlos an Kalmer vorüber gegangen. Wenig Schlaf, kaum Zeit für die Familie und immer wieder die Skepsis, sich mit dem Projekt übernommen zu haben. Kalmer war auf sich allein gestellt, Rettung war nicht in Sicht. Niemand konnte sich erklären, warum plötzlich für 20.000 Arbeitspläne die Stücklisten fehlten. Zufällig festgestellt bei einem Routinetest, elf Tage vor dem geplanten Produktivstart. Die eigene Supportabteilung war ratlos. Als auch SAP Deutschland passen musste und an den globalen Support übergab, sah Kalmer schon das Projekt-Aus gekommen. Die Zeit rann ihm davon.

Dabei war die Ausgangssituation günstig: Klassische R/3-Einführung bei einem mittelständischen Fertigungsunternehmen, da kann nichts schief gehen, hatte er gedacht. Womit er nicht rechnete, war die schwäbische Behäbigkeit des Kunden. 20 Jahre hatte der mit ein- und derselben Software gearbeitet - und sollte von heute auf morgen einen Technologiesprung um mehrere Dimensionen vollziehen. Da bleiben Widerstände nicht aus. Viel Zeit hat es ihn gekostet, die Mitarbeiter von der neuen Lösung zu überzeugen, ihnen klar zu machen, warum ein Prozess so und nicht anders funktioniert, wie er im System am besten abgebildet wird.

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...finden sich in dem Buch "Helden für den Mittelstand", herausgegeben von Herbert Vogel und Dieter Schoon, itelligence AG, 176 Seiten, deutsch- englisch, Axel Dielmann-Verlag KG Frankfurt am Main, ISBN 978-3-86638-145-2.

Trotzdem - er mag die Leute dort, auch, weil er die Mentalität versteht. Die Chemie stimmt, das ist dem geselligen Familienmenschen wichtig. Doch er weiß auch, dass das Projekt aus dem Ruder läuft, da braucht er sich nur die Zahlen anzuschauen. Vorgesehen war ein Jahr, gebraucht hat man achtzehn Monate. Bis jetzt. Wegen der Panne mit den Stammdaten werden wohl weitere Tage ins Land gehen.