BSI - Die etwas andere Bundesbehörde

Ein Amt im Zeichen der Sicherheit

08.10.2002
Selbst Superagent 007 würde sich hier die Zähne ausbeißen: Das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnologie wacht darüber, dass kein Unbefugter an sensible Daten der Regierung herankommt. Von Gabriele Müller

Der Eingang des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie, kurz BSI, erinnert weniger an einen Hochsicherheitstrakt als ein ganz normales Bürogebäude. Aber der erste Eindruck täuscht: Wer einmal das Schild mit dem Bundesadler auf der Tür hinter sich gelassen hat, betritt ein Reich, in dem Sicherheit besonders groß geschrieben wird. Deshalb müssen auch Handys und Ausweise als Erstes beim Pförtner deponiert werden.

Wer hier beschäftigt ist, findet das ganz normal, denn er arbeitet schließlich selbst an Sicherheitssystemen. Wie Christel Marquardt, Diplomingenieurin der Elektrotechnik. Neben ihrem Studienschwerpunkt Energietechnik interessierte sie sich intensiv für "alles, was mit dem Web zu tun hat" und suchte sich ihren ersten Job auch deshalb bei der TK-Tochter eines Energieversorgers in Potsdam. Ihr weiterer Weg führte sie von der "Old" zur"New Economy" nach Berlin zu einem Startup-Unternehmen, bis beim Sinkflug an der Börse auch ihre Firma Insolvenz anmelden musste. Und heute arbeitet sie in der Bonner Behörde.

Ein Kulturschock? "Ganz und gar nicht", sagt die 35-Jährige überzeugt. "Schließlich habe ich mir meinen Job nicht nach der Art des Unternehmens ausgesucht, sondern nach den Aufgaben." Open Source heißt das Zauberwort, das ihr den Wechsel von der Metropole ins eher idyllische Bonn erleichterte. Denn mit der Entwicklung und Anwendung dieser Software war sie auch bislang beschäftigt. "Ich habe bei meiner vorigen Stelle immer das Gefühl gehabt, mich mit wirklich innovativen Dingen auseinander zu setzen, und das habe ich hier auch." Auch ungläubige Nachfragen bringen Christel Marquardt nicht aus der Fassung, denn zu ihren Aufgaben gehört es, beim Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) Projekte zu betreuen, in denen es um die Migration auf Open Source geht.

So betreut die Ingenieurin Projekte verschiedener Behörden, die eine heterogenere Softwarelandschaft im eigenen Haus schaffen wollen. "Als Projektleiterin beschäftige ich mich mit vielen Aufgaben, die von der Ausschreibung bis zur Realisierung reichen, was den Job so spannend macht", schildert sie den Arbeitsalltag. Ihre Arbeitszeiten sind nicht starr, ihre Aufgaben verlangen Flexibilität. Aber geht das in einem Amt?

Flexible Arbeitszeiten

Solche Fragen kennt Jörg Pieper, Regierungsdirektor und Referatsleiter Personal und Fortbildung, zu Genüge aus Bewerbungsgesprächen. Kein Wunder, dass er nicht zusammenzuckt, sondern lächelt. "Wir bezeichnen uns selbst als die etwas andere Behörde", meint er. Dienstrechtlich gesehen, untersteht das BSI zwar dem Innenministerium, im Alltag hat es aber durchaus mit vielen anderen Bundes- und Landesbehörden und das eine oder andere Mal auch mit Wirtschaftsunternehmen zu tun.

Das hängt mit den Hauptaufgaben der Bonner zusammen: Im Rahmen der Initiative Bund Online 2005 treiben sie zum Beispiel die Entwicklung des E-Government voran. Sie stellen aber auch das Computer Emergency Response Team (CERT-Bund), dessen Aufgaben darin bestehen, präventiv Sicherheitslücken in den Computersystemen des Bundes zu finden und rund um die Uhr auf mögliche Gefährdungen oder Angriffe zu reagieren.

Wie sehr das Amt und seine Aufgaben von der politischen Situation beeinflusst werden, zeigt nicht nur eine interne Umstrukturierung, sondern auch die damit verbundene Erhöhung der Mitarbeiterzahl. "Im Rahmen des Anti-Terror-Pakets der Bundesregierung haben wir 29 neue Stellen dazu bekommen", erklärt Pieper. "Aber wie es aussieht, werden wir auch im kommenden Jahr Verstärkung suchen."

Chancen haben Bewerber ganz unterschiedlicher Fachrichtungen und Qualifikationen, Universitäts- ebenso wie Fachhochschulabsolventen, und vor allem Spezialisten sind hier immer willkommen. Wie der 31-jährige Timo Hauschild. Der promovierte Physiker, der im Nebenfach Journalismus studierte, beschäftigt sich als Projektleiter mit dem so genannten Handbuch E-Government, das Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden als Nachschlagewerk und zentrale Informationsbörse dienen soll.

"Es entsteht aus einzelnen Modulen und gibt Informationen zur Organisation und zum IT-Einsatz", erklärt Hauschild, der seit rund einem Jahr im BSI arbeitet. "Wir geben mit dem Handbuch vor allem sicherheitstechnische Empfehlungen, machen aber keine Vorgaben oder entwickeln verbindliche Regelungen." Für seinen derzeitigen Arbeitgeber hat er sich "trotz anderer Angebote" in erster Linie deshalb entschieden, "weil ich einen Job suchte, der mir wirklich zusagt und in dem ich ein angenehmes Arbeitsklima finden würde. Geld spielte nicht die entscheidende Rolle."

Gehalt war in der Vergangenheit für Pieper oft der "Knackpunkt", wenn er versuchte, im Vorstellungsgespräch qualifizierte Bewerber für das Haus zu gewinnen. "Natürlich wurden in der Wirtschaft gerade den Absolventen oft viel höhere Gehälter geboten", weiß er aus Erfahrung. Zudem begünstigt die komplizierte Vergütungsstruktur des öffentlichen Dienstes mit variablen Bestandteilen jene, die Familie haben und älter sind. Wer jung und ledig war, konnte auf dem freien Markt oft besser dotierte Arbeitsplätze finden.

Doch: "Gepunktet haben wir immer schon mit anderen Dingen", sagt der Personalleiter. Dazu zählt ein sicherer Arbeitsplatz in Zeiten der Krise mehr denn je. "Auf eine Anzeige haben wir im Gegensatz zu früher in diesem Jahr Hunderte von Bewerbungen bekommen." Darunter sind Physiker, Mathematiker, Informatiker und sogar Nachrichtentechniker. Hoch im Kurs stehen bei den Bewerbern eine recht flexible Arbeitszeit, Teilzeit- und Telearbeitsjobs. Außerdem lockt ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Stellen im höheren Dienst, und da "können wir dann auch mit den Gehältern anderer Unternehmen konkurrieren", glaubt Pieper.

Gute Aufstiegschancen

Für Dirk Häger, den promovierten Diplom-Physiker und Oberregierungsrat, zählen noch ganz andere Qualitäten. "In meinem Aufgabengebiet, der IT-Sicherheitsberatung, kann ich relativ frei und selbstverantwortlich arbeiten und noch dazu Hobby und Beruf verbinden." Häger betätigt sich als "Hacker vom Dienst", denn in seinem Referat werden Penetrationstests durchgeführt, die Sicherheitssysteme auf die Probe stellen. Viele Akademiker und junge Kollegen sorgen bei ihm für ein Gefühl des Arbeitens "wie an der Universität."

Nach den Vorteilen seiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst befragt, hat Häger spontan zwei Antworten parat: "Ich habe problemlos Erziehungsurlaub bekommen und ebenso einfach den Wiedereinstieg geschafft." Als zweiten Grund nennt er die Weiterbildungspolitik des Hauses. "Die hat hier einen großen Stellenwert, weil das BSI eben auch eine Reihe von Spezialisten beschäftigt", bestätigt Jörg Pieper. Dienstreisen ins Ausland zu internationalen Kongressen sind nichts Ungewöhnliches. Karrieren auch nicht. Häger ist zum Beispiel gerade zum Referatsleiter befördert worden.

Das BSI in Kürze

- Hauptsitz: Godesberger Allee 185-189, 53175 Bonn

- Kurzprofil: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist eine Bundesoberbehörde, die dem Bundesministerium des Innern untersteht. Sie bietet als unabhängige und neutrale Stelle eine Dienstleistung für IT-Sicherheit in der Informationsgesellschaft. Als Behörde ist sie im Vergleich zu sonstigen europäischen Einrichtungen einzigartig, da hier die verschiedensten Aspekte der IT-Sicherheit zusammengefasst wurden. Das BSI wurde am 1. Januar 1991 gegründet und beschäftigt zurzeit rund 380 Mitarbeiter.

- Bewerbung: per E-Mail unter: Bewerbung@bsi.bund.de oder unter Bundesamt für Sicherheit in der InformationstechnikReferat Z 2, Godesberger Allee 185-189, 53175 Bonn

www.bsi.bund.de