Kinder in UK

Eigenes Handy schlägt eigenes Buch

28.05.2010
Von pte pte
Bedrucktes Papier verliert an Bedeutung, der Medienwandel schreitet voran: Eine Umfrage in Großbritannien brachte ans Licht, dass mehr Kinder ein eigenes Handys als ein eigenes Buch besitzen.

Technologie und Online-Leben sind für Kinder heute Teil ihres Alltags. Die Entwicklung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass Kinder und Jugendliche eher ein Handy als ein Buch besitzen. Das geht zumindest aus einer Befragung der Londoner Organisation National Literacy Trust (NLT) hervor. 17.000 britische Kinder zwischen sieben und 16 Jahren nahmen an der Studie teil, berichtet ReadWriteWeb. 86 Prozent davon gaben an, ein Handy zu besitzen, aber nur 73 Prozent sagten, sie besäßen ein Buch.

NLT sieht einen klaren Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Büchern in den Familien und den Lesefähigkeiten der Kinder. "Unsere Untersuchung hat klar gezeigt, dass hier eine Verbindung besteht", so NLT-Direktor Jonathan Douglas. Wenn Bücher in den Haushalten verfügbar seien und Kinder zum Lesen animiert würden, dann steigere dies auch die Leistungen in der Schule.

Unklar ist, wie genau das "Besitzen eines Buches" in der Studie definiert wurde. Letztlich kann auch auf mobilen Geräten gelesen bzw. die Popularität dieser dazu genutzt werden, Kindern das Lesen schmackhaft zu machen. Die Lehrerin und Bloggerin Vicki Davis ist beispielsweise fest davon überzeugt, dass Kinder auch vom Lesen auf iPhones und Computern profitieren können. Das Medium sei nicht entscheidend. "Wichtig ist, dass Schüler lesen und schreiben können."

Auch Michelle Manafy, Editorial Director bei Information Today, stimmt dem zu. "Ältere Generationen müssen ihre Definitionen von Büchern aufweichen." Der Begriff der Lesefähigkeit habe sich über das hinaus entwickelt, womit die älteren Generationen aufgewachsen sind.

Dass heute nahezu jedes Kind schon ein eigenes Handy besitzt, ist zur Normalität geworden. Nun gilt es, sich auf die Veränderungen, die durch die Verbreitung der Mobiltelefone hervorgerufen wurden, einzustellen. Nicht zuletzt in Sachen Jugendschutz sind laut Experten noch viele Maßnahmen gefordert. "Das mobile Internet ist auf dem Vormarsch, damit steigen auch die Jugendschutzrisiken. Es sollte altersdifferenzierte Zugänge zum Internet auf dem Handy geben", meint Thomas Günter, Justiziar bei Jugendschutz.net, gegenüber pressetext. Generell müsse den Kindern ein verantwortungsvoller Umgang beigebracht werden.

Gefordert sind sowohl Eltern als auch Lehrer, Politik und Industrie. "Technologie ist nicht dafür verantwortlich zu machen, wenn die Lesefähigkeiten zurückgehen", sagt auch Marnie Webb, CEO von TechSoup Global. Es gehe nicht um entweder oder. Die Hauptverantwortung liege bei den Erwachsenen, sie müssten den Kindern die Bücher in die Taschen stecken. (pte)