Transdata-Überwachungs- und Rangiereinrichtung für Anwendernetze:

Eigendiagnose mit Uran verkürzt DFÜ-Ausfallzeiten

22.08.1980

FÜRTH (bi) - Ein voluminöser DFÜ-Meß- und Diagnoseplatz im zentralen Siemens Rechen- und Abwicklungszentrum in Fürth stand Pate für die "kleine" Überwachungs- und Rangiereinrichtung für Anwendernetze "Uran Transdata 8370." Sie wurde im Fürther Kundendienstzentrum, KDZ, von Siemens entwickelt und auch dort zum erstenmal installiert, um die in den DÜE-Schränken des KDZ-Rechenzentrums zusammenlaufenden Datenverbindungen übersichtlicher und rangierbar zu machen. Diese inzwischen erprobte Überwachungs- und Rangiereinrichtung "Uran" steht nun auch anderen DFÜ-Anwendern zur Verfügung. Die Entwickler von Uran wollten die MTBF (meantime between failure) verlängern beziehungsweise die System-Ausfallzeiten drastisch reduzieren. Das scheint gelungen zu sein. Siemens betont, daß durch Uran "vorläufige" Entstörmaßnahmen von Seiten des Anwenders möglich wurden, "abschließende" Maßnahmen jedoch sollten den Service-Organisationen der Post und der Hersteller vorbehalten bleiben.

Im großen Siemens Rechen- und Abwicklungszentrum, wo der Uran-Pate, der "Jumbo"-Meß- und Diagnoseplatz noch steht, laufen zentral diverse DV-Verfahren für die Zweigniederlassungen der Siemens AG im Inland ab. Das hier zusammengeführte Datenfernverarbeitungsnetz besteht aus den verschiedensten Hardwarekomponenten, die an verschiedenen Orten von verschiedenen Bearbeitern verantwortlich betreut werden. Irgendeine fehlerhafte Netzfunktion konnte lange Zeit diesen einzelnen Bearbeitern unter anderem als ein Gesamtsystemausfall erscheinen, was die technisch bedingten Ausfallzeiten noch erhöhte. Der Meß- und Diagnoseplatz hat entscheidende Besserung gebracht.

Im folgenden sind die Mängel und Probleme aufgelistet, mit denen die Leute im Fürther Rechen- und Abwicklungszentrum zu kämpfen hatten. Sie können sicher für ähnliche Anwendungen dieser Größenordnung, aber auch kleinere, als repräsentativ gelten:

- Bei Störungen steht man wegen der vielfältigen, an verschiedenen Standorten und in verschiedenen Verantwortungsbereichen installierten Netzkomponenten vor vielen möglichen Ursachen. Zur Behebung ist im zentralen Rechenzentrum, bei der Bundespost und an der Peripherie mehr und mehr technisch qualifiziertes Personal notwendig. Ohne zentrale Koordinierung und schematisierte Fehlereingrenzung wird dieses Personal, das aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer anwesend sein kann, oft unnötig eingesetzt, da die Fehlerursachen, nachträglich betrachtet, woanders zu suchen waren.

- Die schnelle Eingrenzung der Störungsursache auf zentrale, im Rechenzentrum installierte Hardware, das Leitungsnetz und die peripher installierte Hardware ist zeitraubend und erfordert noch qualifizierteres Personal.

- Das Einschleifen von Meß- und Prüfgeräten zwischen den fest installierten Leitungspuffern, Modems und Leitungsanschlüssen unterbricht den Betrieb auf den zu messenden Leitungen und beeinflußt bei unsachgemäßer Handhabung leicht die DÜ-Aktivitäten.

- Beobachtung und Messung der Schnittstellensignale zwischen Modem und Leitungspuffer zur Beurteilung von Fehlerzuständen erfordert laufende Aufmerksamkeit.

- Schwierige, zeitraubende sowie mit hohem Personaleinsatz und vielen Fahrten verbundene aufwendige Fehlerortung und Eingrenzung ausgefallener beziehungsweise fehlerhaft arbeitender Hardwarebausteine in den zur Datenfernverarbeitung hintereinander geschalteten Einrichtungen und Geräten.

- Meßgeräte und Simulatoren zur Fehlersuche sind nicht immer sofort greifbar.

- Ersatzschaltung vorhandener Stand-by- beziehungsweise Parallelleitungen zeitraubend.

- Ersatzschaltung von zentral verfügbaren Stand-by-Einrichtungen (Modem, Puffer, etc.) wegen der vielen unübersichtlichen Kabelführungen umständlich und oft selbst Ursache für neue Fehler.

- Abgrenzung zur Software (Prozedurfehler, Adressierungsfehler, etc.) schwierig.

- Anschluß mehrerer Meß- und Prüfgeräte an einer Leitung nicht ohne weiteres möglich.

- Der oft notwendige telefonische Kontakt zu den Außenstellen während der Fehlersuche ist umständlich, da die zu beobachtenden Teile in mehreren Schränken getrennt untergebracht sind.

- Im zentralen Rechenzentrum fehlt eine einfache Übersicht aller momentanen Datenübertragungsaktivitäten - Sendedaten, Empfangsdaten und Pegelüberwachung je Leitung - um rechtzeitig auf Schwierigkeiten reagieren zu können.

Die Erfahrungen, die in Fürth mit dem "Jumbo" gemacht wurden, sind ausgesprochen positiv.

Zur Betreuung, Fehlereingrenzung und Störungsbeseitigung ist im Rechenzentrum nur noch ein (drei) Techniker notwendig.

Die Datenfernverarbeitung wird effektiver betrieben, und die Anwender werden durch auftretende Fehler und geringere Ausfallzeiten weniger in ihrer Arbeit gestört. Das auf einer DVA 7.760 abgewickelte Labiv-System mit zur Zeit 670 Terminals erreicht zum Beispiel eine Verfügbarkeit von 98 Prozent. Diese Verfügbarkeit entspricht im wesentlichen der des Netzes, da für die vorbeugende Wartung beziehungsweise bei Störung der DVA eine zweite DVA 7.760, die normalerweise Stapelaufgaben abarbeitet, als Stand-by-Anlage benutzt wird.

Die Zusammenarbeit mit der Bundespost ist wesentlich effektiver geworden. Da bereits eine qualifizierte Vorklärung der Störungen erfolgt und nur noch reine Leitungsstörungen mit entsprechenden Hinweisen auf die Art der Störung gemeldet werden Auf diese Störungsmeldungen kann daher schneller reagiert werden.

Das in Fürth sowohl mit dem "Jumbo" als auch dem so viel "kleineren" Uran gewonnene Know-how soll nun einem breiteren Anwenderkreis zugänglich gemacht werden. So könne das meinen die Siemensleute - davon ausgegangen werden, daß sich Uran bereits ab drei Leitungen lohne. Uran verfügt über die wesentlichen Monitor- und Rangierfunktionen des in Fürth realisierten "großen" Meßplatzes in einer Einrichtung. Uran ist ferner modular aufgebaut und deshalb verschiedenen Anlagenkonfigurationen individuell anpaßbar.

Uran bietet dem Anwender:

- Sofortige Meldung einer ausgefallenen Datenverbindung über eine akustische oder optische Anzeige;

- Übersichtliche und einfache Diagnose des Fehlerortes. Über eine optische Anzeige in Uran und DÜE läßt sich ermitteln, ob in der nahen DÜE der fernen DÜE, der DEE oder dem Übertragungsweg die Fehlerursache zu finden ist.

- Austausch von defekten DÜE Übertragungswegen und DEE, zum Beispiel Puffern durch Einrangieren von Ersatzeinrichtungen (mit den entsprechenden Rangiermoduln).

Siemens versichert, daß der Anwender diese Arbeiten beziehungsweise Funktionen an Uran selbständig ausführen könne, weil technische Fertigkeiten und Fachwissen nicht nötig und Meßgeräte oder Werkzeuge überflüssig seien, und weil bei Entstörmaßnahmen kein Gerät geöffnet oder versetzt werden müsse. Die Anzeigen seien übersichtlich und ihre Informationen einfach zu interpretieren

Informationen: Siemens AG München, Bereich Datenverarbeitung, VM PP 24, Tel.: 089/636-27 97