Diejenigen, die kurz studiert und mit guten Noten abgeschlossen, eventuell im Ausland gearbeitet haben, werden wohl weniger Schwierigkeiten bei der Jobsuche haben. Das ist aber nicht die Regel, wie die vielen Fälle im Karriere-Online-Forum der COMPUTERWOCHE zeigen. Oft gibt es einen "kleinen Haken" in der Bewerbung, wie der Fall dieses Lesers zeigt. Er schreibt: "Ich habe von 1999 bis 2002 eine Ausbildung zum Fachinformatiker/Systemintegration besucht und anschließend bis in dieses Jahr ein Studium der Informatik an der FH Frankfurt mit Vertiefung Datenbanken absolviert und mit der Note zwei abgeschlossen.

Mein langes Studium ist grundsätzlich durch zwei Gründe zu erklären:

- Mein Nebenjob (sieben Jahre - leider nicht in der IT), der meinen Unterhalt sicherte, nahm mich mehr in Anspruch als erwartet.

- Viele Themen des Studiums stellten größere Hürden dar als erwartet, da ich viel Wissen aus meiner Schulzeit langwierig aufbereiten musste.

Mein Nebenjob im Handel hat mir viel Spaß bereitet, war aber langfristig nicht das, was ich machen wollte. Ich konnte jedoch durch direkten Kundenkontakt nützliche Erfahrungen im Umgang mit Menschen sammeln und habe hierfür auch sehr gute Zeugnisse bekommen.

Das mit dem Studium erworbene Wissen stellt sich mir so dar, dass ich viele Themen nur grob angerissen habe. Bildlich gesprochen habe ich alle Schubladen eines Apothekerschranks einen Spalt aufgezogen, um zu sehen, was in ihnen liegt, ohne jedoch eine Schublade jemals ganz aufgezogen oder ausgeräumt zu haben - seien es Programmiersprachen (C++, Java, C# ). Software Engineering, Datenbanken oder verteilte Systeme, nichts bildet ein fundiertes Wissen oder Erfahrungen als Gesamtbild ab. Liest man jetzt jedoch Stellenausschreibungen, werden genau diese fundierten Kenntnisse und Erfahrungen verlangt.

Zurzeit versuche ich in einem Kleinunternehmen, kleine Projekte zu übernehmen, um Branchenerfahrung in der Softwareentwicklung zu sammeln. Ich fürchte, dass ein Vorstellungsgespräch über fachliche Themen relativ kurz ausfallen könnte, da ich bis auf meine Diplomarbeit und ein im Rahmen des Studiums absolviertes fünfmonatiges Praktikumsprojekt in einer Firma keine nennenswerten Projekterfahrungen vorweisen kann.

Ich werde mich nun teils initiativ, teils auf konkrete Stellenausschreibungen bewerben. Zudem bin ich dabei, eine Internet-Präsenz mit Informationen zu meiner Person aufzubauen, um über das normale Bewerbungsverfahren hinaus eine individuellere Variante bereitstellen zu können. Wie beurteilen Sie meine Lage und meinen Ansatz?"

Actano-Personalerin Sabine Neher macht dem Bewerber Mut: "Gerade die Tätigkeit im Handel hat Kundenorientierung und Sozialkompetenz gefordert und gefördert, die in vielen IT-Berufen zunehmend wichtiger wird. Die Dauer des Studiums würde ich in der Bewerbung mit der Notwendigkeit der Finanzierung erklären.

Wie Sie richtig erkannt haben, ist Fachkompetenz wichtig. Wenn Sie hier die Chance haben, diese noch weiter aufzubauen, etwa durch die Übernahme von Projekten, kann das sicher nicht schaden. Wichtig ist aber, dass Sie sich auf die richtigen Stellen bewerben, am besten auf Einstiegsstellen, die eher den Überblick erfordern. Gerade wenn es um die Zusammenarbeit mit Kunden oder internen Kontakten geht, kann ich mir vorstellen, dass Sie mit Ihren Erfahrungen gute Chancen haben.

Legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Jobsuche auf aussagekräftige Bewerbungsunterlagen - hier sollte nicht nur das Vorstellungsgespräch, sondern bereits die Bewerbung selbst vorbereitet werden. Eventuell lohnt sich ein vorgeschaltetes Telefonat mit gezielten Fragen. Ich rate jedoch davon ab, bei jeder Bewerbung vorab anzurufen und Belangloses zu fragen. Die eigene Internet-Präsenz ist ein schönes `Add-on` allerdings möchte ich lieber deutlich erkennen, warum der Bewerber in mein Unternehmen beziehungsweise diese Stelle möchte. Sollten Sie jedoch Arbeitsproben darstellen wollen, etwa im Web-Design, gewinnt eine solche Präsenz an Bedeutung." (hk)