EG-Projekt: Unix-Server mit Mainframe-Power ICL eroeffnet SQL-Datenbanken die Parallelrechner-Leistung

29.10.1993

LONDON (CW) - Mit "Goldrush Megaserver" hat die britische International Computers Ltd. (ICL) eine neue massiv-parallele Rechnerarchitektur vorgestellt. Der skalierbare Unix-Server fuer relationale Datenbanken misst sich nach Herstellerangaben in seiner Leistung an Grossrechnersystemen, zeichnet sich jedoch durch offene Schnittstellen fuer heterogene Welten aus.

Der Megaserver ist das Ergebnis einer von der Europaeischen Gemeinschaft im Rahmen des Esprit-Programms gefoerderten Entwicklungsarbeit fuer Parallelsysteme, in die ausser ICL auch die Bull-Gruppe und Siemens-Nixdorf involviert waren. Die Prozessoren laufen jeweils unter Unix SVR4 mit dem Unix-Microkernel von Chorus-Systems fuer die Parallelverarbeitung.

Die Transaktionsverarbeitung laesst sich laut ICL bis auf 6000 TPS ausbauen, wobei die Parallelprozessoren mit verteilter Speicherung eine lineare Skalierbarkeit der Leistung ermoeglichen sollen. Die ab erstem Quartal 1994 lieferbaren Konfigurationen des Systems liegen zwischen 14 und 126 Hypersparc-RISC-Prozessoren, die mit 66 Megahertz getaktet sind und jeweils ueber 256 MB Memory verfuegen. Sie werden einschliesslich der Speicherplatten paarweise in acht bis 64 Prozessorelementen untergebracht. Bei maximalem Ausbau steht eine Leistung von 16 000 Unix-MIPS zur Verfuegung sowie eine auf die Prozessorelemente verteilte Speicherplattenkapazitaet von insgesamt 1,2 TB.

Jeder Goldrush-Server arbeitet mit einem Management-Element, das ein Ein-System-Image saemtlicher Komponenten repraesentiert. Die Speicherverwaltung erlaubt den Dateizugriff einer Prozessoreinheit auf die Platten der parallel angeordneten Elemente. Entscheidend fuer die lineare Skalierbarkeit der Prozessorleistung ist das interne Kommunikationssystem "Deltanet", das den gewohnten Flaschenhals im Bereich der Daten-Busse verhindert: Bis zu 32 Full-Duplex-Verbindungen stehen gleichzeitig bereit und ermoeglichen einen Datentransfer von jeweils 25 MB pro Sekunde.

Um einer Client-Server-Umgebung gerecht zu werden, oeffnet sich Goldrush ueber ein lokales Glasfasernetz (FDDI) nach aussen sowohl IBM-Mainframes und Unix-Workstations als auch PC-LANs. Unterstuetzt werden Client-Anwendungen, die mit Ingres-Net, SQL-Net (Oracle) beziehungsweise mit Network (Adabas) ueber OSI- oder TCP/IP- Protokolle kommunizieren koennen. Auf SQL-Kommandos basierende Applikationen brauchen deshalb nicht fuer den Megaserver modifiziert werden.

Die Kooperation von ICL mit der Software AG, mit Oracle und Ingres sowie juengst auch mit Informix soll Goldrush eine moeglichst breit installierte Datenbankbasis in Grossunternehmen oeffnen. Der Preis fuer das Einstiegssystem mit acht Prozessorelementen und 800 TPS betraegt etwa eine Million Dollar. Die maximale Konfiguration muss mit rund 14,8 Millionen Dollar veranschlagt werden.