Kolbus verfolgt PLM-Vision

Effizientere Entwicklung

01.03.2004
Von Thomas Tosse
Buchbindereimaschinenbauer steigt mit UGS PLM Solutions in das Product- Lifecycle-Management (PLM) ein.

DAS ANGEBOT der Kolbus GmbH & Co. KG im westfälischen Rahden umfasst Buchbindereimaschinen für die Weiterverarbeitung von bedruckten und gefalzten Bögen bis hin zum fertig eingeschweißten Buch. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 1000 Mitarbeiter. Die Betriebszeiten der Sondermaschinen betragen normalerweise acht bis 15 Jahre, in Ausnahmefällen auch bis zu 30 Jahre. Diese langen Produktlebenszyklen stellen hohe Anforderungen an Technische Dokumentation, Service und Ersatzteilversorgung.

Dokumentation verbessert

Innerhalb von 18 Monaten wurden bei Kolbus 90 Arbeitsplätze mit dem 3D-CAD/CAM/CAE-System Unigraphics eingerichtet, die Mitarbeiter gruppenweise ausgebildet und ganze Entwicklungsprojekte auf die neue Plattform gehoben. Nach der üblichen Mehrarbeit zeigen sich nun die ersten Früchte: Bei der Konstruktion in Volumenmodellen werden den Bauteilen weitere Merkmale (Features) angehängt, die später, bei der Zeichnungsableitung etwa oder der CAM-Bearbeitung, die Arbeit erleichtern. Das Mastermodel-Konzept von Unigraphics sorgt für die Eindeutigkeit von Einzelteil und Baugruppe - was zur Ableitung der Stücklisten durch das über UG/Manager verknüpfte PPS-System mit Oracle-Datenbank genutzt wird. Ein strukturierter Aufbau von Stücklisten und Baugruppen geht einher mit verbesserter Dokumentation der Änderungen. Das alles erhöht die Effizienz der Konstrukteure. Entlastet von Routinearbeiten können sie sich auf Berechnungen, Kollisionsbetrachtungen und Versuche konzentrieren. Durch den direkten Zugriff der neun NC-Programmierer auf die 3D-Modelle und die Erstellung der NC-Programme an Unigraphics CAM-Arbeitsplätzen rücken Konstruktion und Arbeitsvorbereitung enger zusammen. Die Bohrund Fräsbearbeitung an vier horizontalen Bearbeitungszentren von Makino, Typ A77e / A99e, hat das System nach Erstellung des Postprozessors voll unter Kontrolle. Der Postprozessor ist für die Übersetzung der NC-Programme in die Sprache der einzelnen Werkzeugmaschinen zuständig. In den ersten zehn Monaten wurden bereits 1300 NC-Programme generiert.

An vielen weiteren Stationen der betrieblichen Wertschöpfungskette entfalten die 3D-Modelle aus dem neuen System ihren Nutzen, zum Beispiel für die Dokumentation in Bedienungsanleitungen und Ersatzteilkatalogen. Die Ableitung der für die Fertigungsunterlagen benötigten Tiff-Dateien steuern Freigabe- Regularien. Hierfür erteilt das PPS-System jede Nacht im Batchlauf die Druckaufträge für die rund 300 für den kommenden Tag benötigten Zeichnungen.

Die Vorteile des PLM-Systems, dessen Kosten eine siebenstellige Höhe erreichten, sieht Projektleiter Joachim Schröder hauptsächlich im Zeitgewinn: „Einerseits können wir die Zyklen der Entwicklung durch paralleles Arbeiten stauchen. Andererseits vermeiden wir Iterationsschritte durch Kollisionsprüfungen und Simulationen während der Entwicklungsphase.“