Geschäftsführer der Dolan Consulting GmbH, Frankfurt

"EDV-Leute werden mehr und mehr das Sagen haben

17.08.1979

Innerhalb der Hauptabteilung Organisation/EDV gibt es nicht weniger als 18 verschiedene Berufsbilder von "Leiterin des Lochsaals" über "Leiter der Systemanalyse und Programmierung" oder "Leiter des Rechenzentrums" zum "Verantwortlichen Chef der Organisation und Datenverarbeitung". Uns geht es weniger darum, die Aufstiegsmöglichkeiten von Spezialisten betriebsintern, das heißt abteilungsintern, zu behandeln. Hier herrschen die Gesetze, die Beförderungen allgemein regeln: Fachliche Qualifikation, persönlicher Einsatz, die Fähigkeit, kreativ zu arbeiten, die Bereitschaft, Risiken beim Treffen von Entscheidungen einzugehen sowie die Bereitschaft, initiativ zu werden persönliche Überzeugungskraft, und endlich - last not least - gute Beziehungen. Diese Grundsätze haben ganz allgemein Gültigkeit, wenn es darum geht, eine höhere Position zu besetzen und mehr Geld zu verdienen.

Diese Grundsätze sind bei EDV-Spezialisten beeinflußt durch die "Jugend" der EDV-Branche schlechthin und die durchschnittliche Dauer der Berufspraxis. Wie eine "Stichprobe" aus 10 000 EDV-Leuten ergab, sind über 85 Prozent der EDV-Spezialisten jünger als 45 Jahre; das Alter, in dem man gewöhnlich die Position eines Geschäftsführers oder Vorstandsmitglieds einnimmt, haben die meisten also noch gar nicht erreicht.

Aufstieg über das Finanz und Rechnungswesen . . .

Die Möglichkeit, in die Geschäftsleitung aufzusteigen, ist relativ groß bei Gesellschaften, die von ihrer EDV-Organisation abhängen, wie zum Beispiel Versandhäuser, Versicherungsgesellschaften, öffentliche Rechenzentren oder EDV-Beratungsstellen.

Am durchlässigsten für EDV-Fachkräfte scheint das Finanz und Rechnungswesen zu sein; dort existierten die meisten DV-Anwendungen bereits seit zehn Jahren und zwar unabhängig von der Branche. Ein typischer Werdegang in diesem Zusammenhang ist: Studienabschluß mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft, Einstieg in Finanz- und Rechnungswesen als Systemanalytiker, Beförderung zum Systemplaner oder Projektleiter mit dem Aufstieg zum Controller oder Leiter der Organisation/EDV mit anschließendem Aufstieg zur kaufmännischen Geschäftsführung.

. . . oder über den Vertrieb

Ein weiterer gängiger Weg scheint für den EDV-Fachmann über den Vertrieb zu führen. Diese Aufstiegsmöglichkeit läßt sich deutlich erkennen, denn die Umwelt von der Notwendigkeit oder Organisation und EDV zu überzeugen, ist eine Aufgabe für sich geworden. Beherrscht man die EDV selbst als Organisationsinstrument, kann man auch andere dazu "bekehren", dieses Instrumentarium über Software oder Hardware-Vertrieb zu benutzen. Das wäre also das gesuchte Sprungbrett, um dann eine Karriere in der Vertriebsorganisation zu machen.

Gegenwärtig gibt es für den kontaktfreudigen und überzeugend auftretenden EDV-Fachmann sehr viele Positionen, die ihm den Einstieg in Produktmanagement, Verkauf, Marketing und Außendienst leicht machen. Wenngleich die Arbeit eher hart ist, die materielle Entlohnung ist derart, daß die zusätzliche Arbeit kompensierbar ist. Und die Möglichkeit, dann aufzusteigen zum Verkaufsleiter und schließlich in die Geschäftsführung eines Betriebes verantwortlich für Marketing, Werbung und Außendienst zum Beispiel, ist gegeben.

Die Zahl der EDV-Hersteller -Dienstleistungsbetriebe, -Beratungsunternehmen, Rechenzentren und technologisch fortschrittlicher Betriebe, die von der Beherrschung- der Datenverarbeitung abhängen, wächst rasch, so daß die Durchlässigkeit der Marktwirtschaft in Zukunft beziehungsweise die Nachfrage nach - "gestandenen" Führungskräften der EDV künftig nur noch steigen kann. Die Organisation und EDV in größeren Unternehmen dehnen sich dermaßen aus, daß es sich lohnt, ein Vorstandsressort für Information und Organisation einzurichten. Auch hier bestehen interessante Möglichkeiten für EDV-Führungskräfte, die Großorganisationen vorziehen.

Auf die Kernfrage zurückkommend kann man sagen, daß wegen des niedrigen Durchschnittsalters der DV-Leute - bisher - und aufgrund der "Jugend" der DV-Branche sowie der Tatsache, daß die EDV noch Schwierigkeiten hat, sich als bewährtes Instrument der Unternehmensführung durchzusetzen, es Führungskräfte der EDV - bisher - ganz bestimmt sehr schwer hatten, weiterzukommen.

Die Zukunft sieht anders aus DV-Führungskräfte werden künftig bevorzugt werden, nicht nur von solchen Gesellschaften, die von der EDV abhängen, sondern auch von den Gesellschaften, die die größere Masse der Bevölkerung mit ihren Produkten oder Dienstleistungen versorgen wollen.

Fazit: EDV-Leute werden mehr und mehr das Sagen haben.