EDV-Anwendung in der Konstruktion und Stücklislenorganisation

21.01.1977

Die Verlagerung von vorbereitenden Tätigkeiten von der Fertigung in die Konstruktion vergrößerte nicht nur den Mitarbeiterstab im Konstruktionsbereich, sondern ist auch mitverantwortlich für die zunehmende Engpaßsituation zu Beginn des Auftragsdurchlaufs.

Bei der Suche nach Rationalisierungsmaßnahmen im Konstruktionsbereich werden große Hoffnungen auf den Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung geknüpft.

Bei der Stücklistenbearbeitung ist es in jüngster Vergangenheit gelungen, die EDV nutzbringend und wirtschaftlich einzusetzen. So auch bei Werner & Pfleiderer, Stuttgart:

Der Konstrukteur schreibt als Konzept, wie schon immer, eine handschriftliche Stückliste, wobei er bei allen Wiederverwendungsteilen nur noch die Lfd.-Nr., Stückzahl und die Sachnummer ohne jeden Text anzugeben braucht.

Die Stückliste wird in der zentralen Normenkontrolle geprüft; danach werden im ebenfalls zentralen Codebüro die neu hinzugekommenen Kaufteile verschlüsselt. Gleichzeitig mit der Verschlüsselung werden die Teilestämme und der Bestelltext gebildet

Verwaltungslauf abends

Nächste Station des Papierdurchlaufes ist die zentrale Datenerfassung innerhalb der Stücklistenabteilung. Hier werden die Stücklistendaten von den Manuskriptstücklisten herunter mit Offline-Bildschirmen auf Magnetbänder erfaßt. Diese Magnetbänder werden jeweils abends auf Magnetplatten überspielt. Ebenfalls abends findet der Verwaltungslauf statt, so daß sämtliche Ausdrucke zu Arbeitsbeginn des folgenden Tages vorliegen.

Ausgedruckt werden:

- Fehlerprotokolle auf normalem Tabellierpapier,

- Teilestammprotokolle,

- Protokollstücklisten.

Dies sind alles auftragsneutrale Unterlagen, die grundsätzlich erstellt werden.

Wird ein Werkauftrag ausgelöst, so werden in der Stücklistenabteilung auf Lochkarten die Auftragsnummer und die Stückzahl beziehungsweise auftragsspezifische Daten abgelocht und ebenfalls abends in die EDV eingelesen. Und nun werden die Vorteile der maschinellen Verarbeitung sichtbar: Gleichzeitig oder 24 Stunden versetzt - ohne jede Durchlaufzeit - werden ausgedruckt:

- Auftragsbezogener Stücklistensatz (2fach),

- Arbeitsplane (2fach),

- Arbeitsplanköpfe bei neuen Teilen,

- Lochkarten für Rückmeldung, Lohn Lagerausfassung, Material- und Zeichnungsanforderung,

- Materialanforderungen mit Dispositionsliste.

Letzteres ist ein besonders interessantes - Programmteil des Stücklistenprozessors.

Im sogenannten Dispo-Programm wird der Inhalt der Baukastenstückliste nach Disponenten der Materialdisposition und nach Sachnummern umsortiert und gleiche Materialien und gleiche Teile zusammengefaßt.

Für die einzelnen Positionen der Dispo-Liste werden gleichzeitig die Bedarfszeitpunkte errechnet, so daß der Disponent sofort einen Überblick über den Bruttobedarf der laufenden Aufträge einschließlich zeitlicher Auflösung erhält.

Bedarfe und Bestände

In der sich anschließenden Nettobedarfsrechnung wird die Verbindung zur Bestandsführung hergestellt. Dabei müssen - neben dem Lagerbestand - der Bestellbestand mit den laufenden Bestellungen sowie der Auftragsbestand mit den reservierten Beständen berücksichtigt werden.

Der Disponent erhält sofort einen Überblick über die Verfügbarkeit eines Teiles.

Sofort nach der Disposition wird die Bestellung ausgedruckt. Der Einkäufer kann über Online-Bildschirme der Disposition die einkaufsspezifischen Daten zuordnen und den Ausdruck veranlassen.

Jederzeit können auf Online-Bildschirmen der Teilestamm, die Stückliste, der Arbeitsplan etc. angeschaut werden.

Der Schwerpunkt der Stücklistenerstellung liegt bei Werner & Pfleiderer in den zentralen Abteilungen Codebüro und Stücklistenabteilung.

Als Vorteile der maschinellen Stücklistenbearbeitung haben sich insbesondere herausgestellt:

*Einmalige Erfassung der Daten,

*Einheitliche Terminologie,

*Teileverwendungsnachweis kann rasch und wirtschaftlich erstellt werden,

*Garantierter Änderungsdienst bei allen irgendwo vorkommenden Teilen,

*Schnellste Verarbeitung,

*Keine Durchlaufzeiten, da jede betreffende Stelle im Betrieb gleichzeitig die Liste bekommt, die sie benötigt

*Aus den gleichen Grunddateien entstehen auch die Arbeitspläne,

*Der Stücklistenprozessor ist Grundlage für alle betriebswirtschaftlichen Tätigkeiten, wie etwa Lagerdisposition, Bestands- und Bestellrechnung, Bedarfsermittlung, Kapazitätsterminierung und Fertigungssteuerung.

_AU:Rolf Bernhardt ist Leiter des Bereichs "Technischer Service" bei der Firma Werner & Pfleiderer, Stuttgart.