Dienstleister entlässt 2000 Mitarbeiter

EDS wird vom Sog des Worldcom-Skandals erfasst

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Beim IT-Dienstleister EDS jagt eine schlechte Nachricht die andere. Aufgrund der engen Bande zum Carrier Worldcom werden die Buchungspraktiken kritisch beäugt; Verhandlungen über ein großes Outsourcing-Projekt mit Procter & Gamble scheiterten, und schließlich müssen rund 2000 Mitarbeiter gehen.

EDS wird vom Sog des Worldcom-Skandals erfasst: Weil die Texaner seit 1999 Outsourcing-Dienste im Wert von 600 Millionen Dollar per annum an Worldcom liefern (immerhin 2,5 Prozent vom Jahresumsatz) und im Gegenzug in etwa gleicher Größenordnung TK-Services von Worldcom beziehen, werden nun die Buchungspraktiken von EDS angezweifelt. Möglicherweise schreitet auch die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC ein und nimmt den komplizierten Vertrag zwischen den Partnern genauer unter die Lupe. CEO Dick Brown rechtfertigte nun die Bilanzierung als "eindeutig, konservativ und präzise". EDS verbuchte dabei Teile der erwarteten, aber noch nicht eingegangenen Einnahmen auf der Habenseite. Mit dieser Methode verschaffen sich die Unternehmen einen finanziellen Puffer für Zahlungsausfälle von einzelnen Kunden, indem sie von sämtlichen Einnahmen einige Prozente auf spätere Geschäftsquartale und -jahre verschieben. Das ist gängige Praxis, wird aber angesichts der Häufung von Buchungsskandalen kritisch beäugt.

Die im ungünstigsten Fall jährlich fehlenden Einnahmen in Höhe von 600 Millionen Dollar von Worldcom wird aber auch diese Accounting-Methode nicht auffangen können. Infolgedessen erwägt nun einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge die Rating-Agentur Moody''s Investor Services, das A1-Rating für die Kreditwürdigkeit nicht länger aufrechtzuerhalten. Die zweitgrößte Rating-Agentur Standard & Poor''s versicherte dem EDS-Management hingegen, keine Änderungen an der Bewertung zu planen.

Zerplatzt ist dieser Tage zudem der Traum von einem großen Outsourcing-Deal mit Procter & Gamble (P&G). Der Hersteller von Kosmetik-, Reinigungs- und Nahrungsmitteln mit Sitz in Cincinnati, Ohio, will große Teile seiner IT-Funktionen und Geschäftsprozesse - darunter Personalabrechnung, Buchhaltung und Reiseabwicklung - in fremde Hände geben. Dem Vernehmen nach sollte der Outsourcing-Vertrag über sieben bis zehn Jahre laufen und per annum einen Wert von einer Milliarde Dollar repräsentieren. Anfang Juli scheiterten die Gespräche. EDS warf P&G vor, überzogene Vorstellungen vom Wert seines IT-Inventars zu haben. Vermutlich wird nun der in Dallas ansässige Dienstleister Affiliated Computer Services den Zuschlag bekommen. Er ist der letzte Bieter um den P&G-Auftrag.

All diese Rückschläge für EDS stehen laut Brown in keinem Zusammenhang mit den nun angekündigten Entlassungen. Rund 2000 Mitarbeiter oder 1,4 Prozent der Belegschaft müssen gehen. Betroffen sind vornehmlich US-amerikanische Arbeitnehmer. Als Grund nannte das Unternehmen die schwache Nachfrage nach IT-Services. (jha)