Kunden mit mehr als 100 Millionen Mark Umsatz gesucht:

EDS will ins Geschäft mit CIM einsteigen

17.07.1987

RÜSSELSHEIM (CW) - Auf die Vermarktung von Konzeptlösungen im Bereich des Computerintegrated Manufacturing (CIM) will sich die General-Motors-Tochtergesellschaft Electronic Data Systems (EDS) in Deutschland konzentrieren. Nahe der Zentralverwaltung ihres Hauptkunden, der Adam Opel AG, eröffnete die EDS In Rüsselsheim ein CIM-Center.

Zielgruppe des Unternehmens sind Betriebe der deutschen Großindustrie. Nach Meinung von Geschäftsführer Jürgen Berg hat EDS sich als Opel-Schwester das nötige Know-how erworben, um auf dem deutschen Markt in andere Branchen hinein zu expandieren. Mit dem EDS-Chef sprach CW-Mitarbeiterin Dorothea Wendeln.

- Der größte Kunde von EDS in Deutschland ist immer noch Opel. Wie sehen Ihre Ambitionen in anderen Bereichen des Marktes aus?

Der Schwerpunkt unserer Arbeit wird im Bereich- der Fertigung liegen. Für unser Unternehmen planen wir in den nächsten fünf Jahren ein Größenwachstum von 20 Prozent pro Jahr. CIM heißt für uns, existierende Umgebungen und bestehende Inseln in einem Unternehmen so miteinander zu verbinden, daß der Informationsfluß transparent ist. Im Geschäft mit CIM erwarten wir hervorragende Zuwächse. Die Fertigungsbetriebe haben noch nicht die qualifizierten Fachkräfte, um Aufgaben in dem Bereich selber wahrzunehmen.

- Sie sind im Augenblick sehr stark in der Automobilindustrie engagiert. In welchen übrigen Branchen suchen Sie in Zukunft ihre Kunden?

Die Automobilbranche ist, was den Umfang der Aufgaben in der Fertigung anbelangt, der komplexeste Bereich überhaupt. Für ein Unternehmen wie wir, das damit Erfahrung hat ist es dann relativ leicht, sich an andere Umgebungen zu gewöhnen. Fertigung ist im Prinzip überall gleich. Das einzige, was sich von Fall zu Fall ändert, ist die Terminologie.

Integrationsaufgaben finden sich sowohl im Maschinenbau, in der Chemie und Pharmaindustrie als auch ganz allgemein im Handel. Dort wird zwar nicht gefertigt, aber vor dem Hintergrund, daß eine komplexe Logistik nötig ist, können wir auch dort tätig werden.

- In Deutschland ist EDS nicht so bekannt wie andere Unternehmen. Mit

welchen Strategien wollen Sie den deutschen Markt erobern?

Sicherlich hat EDS traditionell nie große Werbung gemacht in den Medien. In den 25 Jahren unseres Bestehens haben immer die Kunden für EDS geworben, und dieses Konzept behalten wir auch in Zukunft bei. Wir werden nicht flächenstreuend vorgehen und uns immer an Projekten mit gewissen Größenordnungen orientieren.

- Der Mittelstand ist für Sie als Kundenkreis also nicht interessant?

Wir verneinen das Geschäft mit dem Mittelstand sicherlich nicht. Zumal wir glauben, daß dort die interessantesten Aufgaben liegen. Bedingt durch die häufige Privatunternehmerschaft im Mittelstand lassen sich Entscheidungen auch viel schneller durchsetzen als in ganz großen Unternehmen. Auch der Mittelstand investiert heute in enormen Größenordnungen. Kunden mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Mark aufwärts sind unsere potentiellen Kunden.

- Wie gehen Sie vor, wenn ein Unternehmen sich für CIM entscheidet?

CIM kann heute in keinem Unternehmen eingeführt werden ohne die absolute Unterstützung des Topmanagements. Wenn die hausintern gewachsenen Machtbereiche nicht aufgebrochen werden, ist keine Integration möglich. Und keiner wird freiwillig auf eigene Bereiche verzichten. Deswegen ist die Top-down-Verfahrensweise in einem Unternehmen eine unbedingte Voraussetzung.

- Welche Rolle spielt dabei die Kooperation der Mitarbeiter?

Jeder Mitarbeiter muß heute bereit sein, sich an technische Veränderungen anzupassen. Unsere Unternehmen können nur dann überleben, wenn sie eine größtmögliche Flexibilität in bezug auf technische Veränderungen akzeptieren. CIM kann nur ein Vehikel sein, um den Erfordernissen des Marktes nach Veränderungen in der Produktwelt gerecht zu werden. EDS versteht sich bei seiner Arbeit als Agent für Veränderungen, die sich viele Unternehmen aufgrund festgefahrener Strukturen nicht leisten können. Wir mischen uns nicht in hausinterne Politik ein.

- Welche Vorteile sehen Sie für Ihr Unternehmen gegenüber anderen Anbietern von CIM-Konzepten?

Als Service-Unternehmen haben wir den Vorteil, daß wir uns herstellerunabhängig bewegen können. Wir verstehen uns als Integratoren, die für die jeweilige Problemlösung das optimale Equipment nehmen,

was am Markt vorhanden ist. Die Umgebungen in Unternehmen erfordern nicht nur Produkte einer einzigen Firma. Wir haben keine Preferenz für das Produkt eines Herstellers. Entscheidend ist die Gesamtlösung, die wir dem Kunden anbieten.

- Wie setzen Sie sich von Beraterfirmen ab, die nicht herstellergebunden arbeiten?

Beratung ist ein wesentlicher Teil unseres Geschäfts. Der Unterschied ist: Wir garantieren die Ausführung. Wir sind keine Zwischenhändler für die Hersteller, sondern wir verkaufen Service. Dies bezieht sich zum Beispiel auf die Verfügbarkeit eines Rechners und auf die Qualität des Produkts, das darauf läuft.

Kurzporträt EDS-Gruppe

Weltweit ist EDS mit über 45000 Mitarbeitern in 25 Ländern vertreten. Der Umsatz erreichte im Jahr 1986 rund 4,4 Milliarden Dollar. Größter Kunde der deutschen Tochter ist mit 96 Prozent des Gesamtgeschäfts die Adam Opel AG. Bei der Gründung der Rüsselsheimer EDS GmbH vor rund zwei Jahren wechselten mehr als 500 Mitarbeiter der Opel-DV-Abteilung auf die Gehaltsliste der EDS. In einigen anderen Ländern, in denen der GM-Konzern Werke unterhält, sind ebenfalls EDS-Filialen für die Datenverarbeitung zuständig.