Geschäftsführer Horst Gräber in Aufbruchstimmung

EDS nabelt sich endgültig von der Mutter General Motors ab

14.06.1996

Die Aktionäre des amerikanischen Automobilkonzerns haben mit großer Mehrheit der Entflechtung zugestimmt. General Motors erhielt zum Abschluß eine Bardividende von 500 Millionen Dollar. Mit diesem Geld will der Konzern laut "Handelsblatt" eine Finanzierungslücke in der Pensionskasse füllen. Außerdem behält der Automobilgigant 150 Millionen EDS-Aktien, deren Wert zur Zeit bei rund 57 Dollar liegt. Damit bleibt GM weiterhin mit zirka 8,5 Milliarden Dollar an EDS beteiligt.

GM hatte EDS 1984 für 2,5 Milliarden Dollar von Unternehmensgründer Ross Perot erworben und mit der Betreuung der eigenen IT-Infrastruktur beauftragt. Das Unternehmen wuchs zu einem der weltweit größten IT-Serviceanbieter heran. Im vergangenen Jahr nahm EDS 12,4 Milliarden Dollar ein, der Nettogewinn lag bei knapp 940 Millionen Dollar. Die Pläne, EDS als unabhängiges börsennotiertes Unternehmen im Markt zu plazieren, wurden bereits im August letzten Jahres gefaßt. Im Dezember stimmte die amerikanische Steuerbehörde zu, und im April dieses Jahres gab das Board of Directors von General Motors grünes Licht, nicht ohne die Einwilligung der Aktionäre abzuwarten.

EDS erhofft sich mehr Bewegungsfreiheit

Wie Horst Gräber, Geschäftsführer der deutschen EDS-Niederlassung in Rüsselsheim, mitteilte, haben General Motors und EDS zum Stichtag des EDS-Börsengangs ihren Servicevertrag um zehn Jahre verlängert. Das Volumen des "Master Service Agreement" liegt bei 36,4 Milliarden Dollar. Dabei werde EDS weniger über Festpreisvereinbarungen einnehmen als in früheren Jahren. EDS habe wie bei allen Outsourcing-Verträgen sogenannte Cosourcing-Klauseln eingebaut, die dem Servicekonzern eine Erfolgsbeteiligung sichern oder ihn im Problemfall finanziell in die Pflicht nehmen.

Die Abnabelung von der Muttergesellschaft begründete Gräber unter anderem damit, daß GM so besser an der erwarteten Wertsteigerung von EDS profitieren könne. Das sei auch schon in der Vergangenheit geschehen, als 30 Prozent der GME-Anteile in einen Pensionsfonds der Muttergesellschaft flossen. Weitere 44 Prozent befinden sich derzeit in Händen institutioneller Anleger, der Rest ist im Besitz von Mitarbeitern (neun Prozent) und Privatanlegern.

EDS habe durch die Selbständigkeit mehr Bewegungsfreiheit. Laut Gräber können jetzt Allianzen - etwa im Telecom-Bereich - eingegangen werden. Auch habe EDS nun die Chance, mit anderen Unternehmen der Automobilbranche ins Geschäft zu kommen. Schließlich sei auch die Kapitalentwicklung vielversprechend, da EDS an der Börse ein höheres Rating erhalte als die ehemalige Muttergesellschaft.

General Motors wird auf EDS nur über den Servicekontrakt und die Gesellschafterversammlung Einfluß nehmen können. Im neu zusammengesetzten Board of Directors ist kein Platz für den größten Aktionär vorgesehen. In den Schlüsselpositionen bleibt das EDS-Management um CEO und Chairman Les Alberthal unverändert.